Mitreden! Deutschland diskutiert

Wohnungsnot in Deutschland - Wie kann schneller gebaut werden?

Montag, 21. Oktober 2024, 20:15 bis 22:00 Uhr, NDR Info

Wohnungsnot in Deutschland - Wie kann schneller gebaut werden?

Sendung: Mitreden! Deutschland diskutiert | 21.10.2024 | 20:15 Uhr

Hörerinnen und Hörer haben bei Mitreden! mit Experten über Wohnungsnot diskutiert. Die Sendung als Video-Mitschnitt.

In Deutschland fehlen fast eine Million Wohnungen, vor allem günstige. Doch es wird immer weniger gebaut. Was läuft da falsch und wie lässt sich das ändern? Was meinen Sie?

Moderatorin Susann Böttcherbegrüßte als Gäste:

Caren Lay
MdB, Die Linke, Sprecherin für Mieten-, Bau- und Wohnungspolitik

Tim-Oliver Müller
Hauptgeschäftsführer beim Hauptverband Bauindustrie

Prof. Klaus Holschemacher
Institut für Betonbau, Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur, Leipzig  

AUDIO: Das war Mitreden! Was tun gegen die Wohnungsnot? (4 Min)
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Bauarbeiten messen etwas aus. © picture alliance Foto: Angel Santana Garcia
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Normen über Normen: Und immer teurere Wohnungen?

Das Deutsche Institut für Normung – DIN – soll Standards schaffen und Vertrauen. Zum Beispiel auf dem Bau. 11KM begibt sich auf die Suche: Wozu führen diese Standards und wer definiert sie eigentlich? 31 Min

Die Hauptursachen für den akuten Wohnungsmangel in deutschen Großstädten liegen auf der Hand: Immer mehr Menschen ziehen in die Stadt und mehr als die Hälfte der Menschen in den Städten leben in Ein-Personen-Haushalten. Pro Person wird also eine deutlich größere Wohnfläche in Anspruch genommen als noch vor wenigen Jahren.

Die Zuwanderung mehrerer Millionen Menschen in den letzten Jahren übt zusätzlichen Druck auf den Wohnungsmarkt aus. Besonders viele Wohnungen fehlen in Berlin, Hamburg und Köln.

400.000 neue Wohnungen pro Jahr: fernab der Realität

Die Bundesregierung will der Wohnungsnot mit mehr Neubauten begegnen, hat das Ziel von 400.000 neuen Wohnungen pro Jahr ausgegeben. Die Realität sieht aber anders aus: Die Zahl neu fertiggestellter Wohnungen lag 2022 und 2023 bei rund 295.000 und könnte laut einer Prognose des ifo-Instituts bis 2026 auf unter 175.000 pro Jahr sinken.

Hohe Boden- und Materialpreise erhöhen die Kosten

Teures Baumaterial, hohe Bodenpreise und gestiegene Zinsen bei der Finanzierung sowie unzählige Bauvorschriften und Normen machen effizientes Bauen immer schwieriger. Lag die Kaltmiete einer neu gebauten Wohnung bis vor wenigen Jahren noch bei ungefähr zehn Euro pro Quadratmeter, müssen inzwischen fast zwanzig Euro je Quadratmeter berechnet werden, um die Baukosten zu refinanzieren. Preise also, die sich ein Normal- oder Geringverdiener nicht mehr leisten kann. Wohnungsgenossenschaften und kommunale Unternehmen legen daher neue Bauprojekte auf Eis. So entstehen weit weniger neue Wohnungen als benötigt werden. 

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Neubauten auf einer Baustelle in Schleswig. Im Vordergrund der Rohbau für neue Wohnungen, größtenteils im gehobenen Segment. © picture alliance Foto: Torsten Sukrow

Kommt jetzt die Erholung in der Baubranche?

Die Baubranche ächzt seit Jahren unter hohen Kosten. Doch jetzt scheint es so, als könne die Branche wieder Hoffnung schöpfen. extern

Kann man auch günstiger bauen?

Wir diskutierten darüber, wie man zukünftig wieder schneller und günstiger bauen kann, um ausreichend bezahlbaren Wohnraum zu schaffen und welchen Beitrag die Politik dazu leisten kann, etwa durch den Abbau von Bürokratie und Bauvorschriften. 

Sind serielles und modulares Bauen die Lösung?

Als wichtige Methoden für modernes Bauen gelten serielles und modulares Bauen. Beim seriellen Bauen werden einzelne Bauelemente wie Decken und Wände vorgefertigt, beim modularen Bauen sogar komplette Räume, aus denen dann Gebäude zusammengesetzt werden. Die Vorteile dabei sind niedrigere Kosten, mehr Effizienz sowie die Einsparung von Material. Kritiker dieser Bauweisen fürchten allerdings Monotonie und Unattraktivität der so errichteten Häuser oder fühlen sich an DDR-Plattenbauten erinnert.

Klimaschonend und nachhaltig bauen: inzwischen Luxus?

Doch lässt sich die notwendige vermehrte Bautätigkeit auch klimafreundlich und nachhaltig gestalten? Immerhin werden sieben bis acht Prozent des weltweiten CO2-Ausstoßes von der Zementindustrie verursacht. Lösungsansätze sind hier eine Verringerung der CO2-Emissionen bei der Zementherstellung, aber auch die Wiederverwendung alter Baumaterialien und alternativer Baustoffe wie Holz, Lehm oder Tonziegel.

Wie machen es andere Länder?

Wir blickten darauf, wie man mit dem Wohnungsmangel in anderen Ländern umgeht. Das erklärten uns unsere Korrespondenten in den USA und Österreich. In Los Angeles kämpft man mit den Nöten einer Riesenstadt, die sich immer weiter ausbreitet und in Wien gibt es seit mehr als 100 Jahren das Konzept des Gemeindebaus, bei dem die Stadt selbst als Bauherrin fungiert und erschwingliche Wohnungen für ihre Bürger errichtet.

Was sind die Stellschrauben für guten Wohnungsbau?

Wie also können Bauwirtschaft und Politik angemessen und innovativ auf die Wohnungsnot in deutschen Großstädten reagieren, um schnell für mehr bezahlbaren Wohnraum zu sorgen? Diese Frage haben wir mit unseren Gästen, Hörern und Zuschauern diskutiert. Uns interessierten auch Ihre Erfahrungen.

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