Mitreden! Deutschland diskutiert
Donnerstag, 14. November 2024, 20:15 bis
22:00 Uhr, NDR Info
Wie kommen wir endlich beim Klimaschutz voran?
Hörerinnen und Hörer haben bei "Mitreden!" mit Experten über besseren Klimaschutz diskutiert. Die Sendung als Video-Mitschnitt.
Die Folgen des Klimawandels zeigen sich weltweit immer deutlicher - zuletzt etwa bei den katastrophalen Überschwemmungen in Spanien. Trotzdem steckt der Klimaschutz in der Krise - international und auch in Deutschland. Wie lässt sich das ändern und was sind wir noch bereit, fürs Klima zu tun? Darüber diskutierten wir am Donnerstag bei "Mitreden!".
Moderator Christian Orth begrüßte als Gäste:
Svenja Schulze
Bundesministerin für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (SPD)
Carla Reemtsma
Sprecherin bei Fridays for Future
Rico Grimm
Cleantech und Klimajournalist
Miriam Stumpfe
Wissenschaftsredaktion beim Bayerischen Rundfunk
In Baku in Aserbaidschan berät die internationale Gemeinschaft derzeit, wie der Klimawandel gebremst werden kann - auf der mittlerweile 29. Weltklimakonferenz der Vereinten Nationen (COP29). Auch Deutschland ist hochkarätig vertreten. Dennoch sind die Hoffnungen allgemein eher gering, dass die Konferenz viel bewegt.
Internationaler Klimaschutz geht noch nicht weit genug
- Wird es immer schneller immer heißer?
- Klimaschutz: "Wenn wir das wirklich wollen, können wir das auch"
- Klimawandel - was soll ich allein schon dagegen tun?
- Heizungsgesetz: Diese Förderungen gibt's für Wärmepumpen und Co
- Klimakonferenz in Baku: Können die Klimaziele noch eingehalten werden?
- Worum es bei der Klimakonferenz in Baku geht
Die meisten Länder sind weit davon entfernt, die Ziele des Pariser Klimaschutz-Abkommens zu erreichen. Das alarmiert "Fridays for Future"- Sprecherin Carla Reemtsma. Die Klimaaktivistin warnt in einer Videobotschaft zur COP 29: "Mit den aktuellen klimapolitischen Maßnahmen, die weltweit ergriffen wurden, landen wir in einer Welt, die über drei Grad heißer ist." Nachdem sich die Staaten vergangenes Jahr auf der Klimakonferenz in Dubai darauf geeinigt hätten, aus Kohle, Öl und Gas auszusteigen, dürfe es jetzt keine neuen fossilen Projekte geben.
Tatsächlich rechnet der EU-Klimadienst Copernicus damit, dass in diesem Jahr das Pariser Klimaziel, die Erderwärmung auf maximal 1,5 Grad im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter zu begrenzen, erstmals gerissen wird. Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze (SPD) zeigte sich zum Konferenzbeginn dennoch optimistisch, dass das Ziellangfristig noch erreicht werden kann. Sie setzt dabei unter anderem darauf, mehr CO2 durch Moore und Wälder aus der Atmosphäre zu nehmen - und Superreiche stärker zur Kasse zu bitten. Entscheidend sei, jetzt nicht zu resignieren, sagte sie der Funke Mediengruppe.
Deutschland hat bei Erneuerbaren Energien stark zugelegt
Deutschland ist dabei in Sachen Klimaschutz in einigen Bereichen auf einem guten Weg: So stieg etwa der Anteil der erneuerbaren Energien von 46 Prozent im Jahr 2022 auf zuletzt mehr als 60 Prozent im ersten Halbjahrdieses Jahres. Und der Treibhausgasausstoß sinkt hierzulande: Die letzte Prognose des Umweltbundesamtes geht bis 2030 von einem Rückgang von knapp 64 Prozent aus. In anderen Bereichen stagnieren jedoch Projekte, die zu mehr Klimaschutz beitragen können: Der Schienennetzausbau bei der Bahn kommt nur schleppend voran, der Anteil der E-Autos bei Neuzulassungen wächst kaum und unter anderem beim Thema Tempolimit auf deutschen Autobahnen gibt es keine politische Einigkeit.
Streit über den richtigen Kurs beim Klimaschutz
Wie stark ist der deutsche Einfluss beim globalen Kampf gegen den Klimawandel und wie viel kann jeder Bürger tun? Darüber ist nicht zuletzt beim sogenannten Heizungsgesetz viel Streit entstanden. Dabei zeigen Umfragen immer wieder, dass vielen Menschen in Deutschland die Klimakrise sorgen bereitet. So unterstützen die meisten auch die Energie- und Verkehrswende, allerdings wünschen sie die Befragten statt Verboten eher Anreize, die klimafreundliches Verhalten fördern. Wichtig ist vielen Menschen zudem, dass der Klimaschutz nicht Wohlstand und Arbeitsplätze gefährdet - und dass die soziale Gerechtigkeit dabei nicht verloren geht.
Weltlage stimmt viele pessimistisch - es gibt aber auch Zuversicht
Und angesichts der aktuellen Weltlage, speziell den Entwicklungen in drei der größten Flächenstaaten, haben viele Zweifel an der Wirksamkeit von Klimaschutzmaßnahmen: Der weltgrößte Treibhausgas-Emittent China vernachlässigt den Klimaschutz nach wie vor, Russland legt den Fokus auf den Angriffskrieg gegen die Ukraine und in den USA ist mit Donald Trump gerade ein Präsident gewählt worden, unter dem das Land schon einmal aus dem Pariser Klimaschutzabkommen ausgetreten ist. Zuversicht lohne sich trotzdem, meint Cleantech-Journalist Rico Grimm : "Trump schadet dem Klimaschutz und sauberen Technologien. Er ist aber nicht deren Ende. Er ist ihr letzter großer Test. Sollten sich Solarkraft, Wind, Speicher, E-Autos etc. weiter mit dieser Geschwindigkeit durchsetzen, sieht auch der letzte Zweifler, dass saubere Technologien mehr sind als politische Lieblingsprojekte."