NDR Info - Redezeit
Mittwoch, 08. November 2023, 19:03 bis
20:00 Uhr
NDR Info Redezeit: Sicherheit am Flughafen - Fühlen Sie sich gut geschützt?
Hörerinnen und Hörer haben in der NDR Info Redezeit zusammen mit Experten über Sicherheit an Flughäfen diskutiert. Die komplette Sendung als Video-Mitschnitt.
Nach der Geiselnahme am Hamburger Flughafen fragen sich viele Menschen: Wie gut sind die Sicherheitskonzepte deutscher Airports? Experten kritisieren: Flughäfen seien nicht sicher und deren Betreiber naiv. Eine Diskussion darüber gab es in der NDR Info Redezeit am Mittwoch (08.11.2023).
Es ist eine nervenzehrende Situation an Hamburgs Flughafen am vergangenen Wochenende: Über Stunden verhandeln Polizisten mit einem bewaffneten Mann, der sich auf dem Rollfeld mit seiner Tochter als Geisel verschanzt hat. Mit seinem Auto hatte er Schrankenanlagen am Flughafen durchbrochen und war auf das Rollfeld gefahren. Am Ende geht die stundenlange Geiselnahme glimpflich aus. Die Tochter bleibt unverletzt und der mutmaßliche Täter sitzt in Untersuchungshaft. Doch nun stellen sich viele Fragen nach der Sicherheit an deutschen Flughäfen.
Auch Klimaaktivisten schon auf dem Rollfeld
Denn es war nicht der erste derartige Vorfall an deutschen Flughäfen. Erst im Juli hatten Klimaaktivistender Gruppe "Letzte Generation" am Airport Hamburg den Zaun aufgeschnitten, fuhren mit Leihrädern in Richtung Rollfeld und klebten sich an mehreren Stellen auf Zubringerwegen fest. Die Folge: Am Flughafen ging über Stunden nichts mehr. Ähnliches erlebten zuletzt auch die Flughäfen in Berlin und München.
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"Flughafenbetreiber sind naiv"
Entsprechend harsch fällt auch das Urteil des Luftfahrtexperten Heinrich Großbongardt aus, der früher bei der Lufthansa, bei Boeing und bei der Pilotenvereinigung Cockpit gearbeitet hat: "Der Hamburger Flughafen ist nicht sicher - und andere Airports in Deutschland auch nicht", sagte er dem "Spiegel". Es sei ein Skandal. Flughäfen "sind seit Jahrzehnten als bevorzugte Angriffsziele für Terroristen bekannt. Auf den Vorfeldern stehen Maschinen mit Zehntausenden Litern Kerosin im Bauch und Hunderten Passagieren an Bord." Großbongardt nannte die Flughafenbetreiber und Behörden deshalb "unfassbar naiv".
Weihnachtsmärkte besser gesichert als Flughäfen?
Auch der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG) reicht das bisherige Vorgehen nicht mehr. "Es ist nur schwer vermittelbar, dass etwa Weihnachtsmärkte mit Betonbarrikaden gesichert werden, und unsere Flughäfen werden als Hochsicherheitsbereiche von Betreibern stiefmütterlich behandelt", sagte DPolG-Bundesvize Heiko Teggatz. Die Politik unternehme da viel zu wenig. "Da vermisse ich auch eine Initiative von Bundesinnenministerin Nancy Faeser" (SPD).
Sicherheitskonzepte im Fokus
Der Hamburger Flughafen kündigte bereits am Montag bauliche Maßnahmen zur Verbesserung der Sicherheit an den Zufahrten zum Airport an. Auch andere deutsche Flughäfen nehmen ihr Sicherheitskonzept unter die Lupe. Vom Münchener Airport hieß es, man werde zusammen mit den Aufsichtsbehörden und der Polizei die Lage analysieren und prüfen, ob es noch Optimierungsbedarf gebe. In Frankfurt sind die Sicherheitsmaßnahmen nach Aussagen des Betreibers massiv. Dennoch gab es im Mai an dem Airport eine Sicherheitspanne, als ein Mann auf dem Rollfeld des Flughafens auf Bundeskanzler Olaf Scholz zustürmte und ihn umarmte.
Wie sehen Sie das? Fühlen Sie sich an deutschen Flughäfen ausreichend geschützt? Haben Sie den Eindruck, dass die Gesetze und die Sicherheitsmaßnahmen gut genug sind? Welche Konsequenzen müssen jetzt aus dem Vorfall in Hamburg gezogen werden?
NDR Info Moderatorin Nina Zimmermann begrüßte als Gäste:
Klemens Burzlaff
Erster stellvertretender Vorsitzender der Deutschen Polizei-Gewerkschaft Hamburg (DPolG)
Heinrich Großbongardt
Luftfahrtexperte