Mitreden! Deutschland diskutiert
Montag, 09. Dezember 2024, 20:15 bis
22:00 Uhr, NDR Info
"Mitreden!": Brauchen wir ein Mindestalter für Social Media?
Hörerinnen und Hörer haben bei "Mitreden!" mit Experten über schädliches Social-Media-Verhalten diskutiert. Die ganze Sendung als Video-Mitschnitt.
Die Regierung in Australien verbietet Instagram und TikTok unter 16 Jahren. Die Plattformen sollen mitverantwortlich sein für Magersucht, Depressionen und Schlaflosigkeit. Aber ist ein Mindestalter der richtige Weg? Das war das Thema bei "Mitreden! Deutschland diskutiert" am Montag.
Moderator Christian Orth begrüßte als Gäste:
Dr. Isabel Brandhorst
Leiterin der Forschungsgruppe "Internetnutzungsstörung", Uniklinik Tübingen
Luis Teichmann
Rettungssanitäter und "Med-Fluencer", schildert Begeisterung und Schattenseiten des Berufs
Christian Schiffer
Netzexperte beim Bayerischen Rundfunk
"Jeder vierte Jugendliche in Deutschland steht mit einem Bein in der Social-Media-Sucht", warnt Isabel Brandhorst. Die Psychologin untersucht an der Uniklinik Tübingen, wie Instagram, TikTok oder Snapchat junge Menschen beeinflussen, prägen, sie belasten. Denn inzwischen werden nicht nur Konzentrations- oder Schlafprobleme mit Social-Media-Konsum erklärt. Auch zu Erkrankungen wie Magersucht und Depression sieht die Forschung eine Verbindung.
Leben ohne Social Media? Für viele kaum vorstellbar
- Australien will Mindestalter für Social Media - und Deutschland?
- Handys an Schulen in SH: Strikte Regeln, zufriedene Schüler?
- Nach Schulstart in SH: Smartphone erst ab 14 Jahren?
- Erdbeben auf TikTok-Videos - Viele Kinder überfordert
- Handys und Tablets kindersicher machen
- Mindestalter für Nutzung von Social Media-Angeboten - sinnvoll?
- Niedersachsen: Land lehnt generelles Handyverbot an Schulen ab
- Social-Media-Nutzung: Viele Kinder und Jugendliche sind süchtig
82 Prozent der Jugendlichen und jungen Erwachsenen in Deutschland nutzen regelmäßig Instagram. Das zeigt die ARD/ZDF-Medienstudie. Auf TikTok und Snapchat ist jeweils die Hälfte aller Menschen zwischen 14 und 29 Jahren unterwegs. Das sind Traumwerte für die Betreiber und ihre Werbekunden. Bei Eltern und Fachleuten dagegen werden die Bedenken immer größer.
Mehr als Schminktipps
Gleichzeitig ist auch klar: Auf keinem anderen Weg erreicht man so viele Teenager und junge Erwachsene wie über die Social-Media-Plattformen. Das nutzt etwa auch Luis Teichmann, 28. Seine Begeisterung für den Einsatz als Rettungssanitäter in Köln gibt er seit Jahren über Instagram, TikTok und Youtube weiter. Er spricht aber auch über die psychische Belastung und erreicht Jugendliche, die über Rettungsmedizin als Beruf nachdenken. Social Media hat also mehr zu bieten als nur Schminktipps.
Australien stoppt Social Media unter 16 Jahren - und Europa?
"Social Media schadet unseren Kindern." Mit diesem Satz hat der australische Regierungschef Anthony Albanese das Social-Media-Verbot für Unter-16-Jährige begründet. Ziehen Deutschland und Europa nach? Eine Onlineumfrage von YouGov zeigt: Von 2.000 Befragten sagen 77 Prozent, sie würden ein solches Verbot befürworten. Ablehnen würden es nur 13 Prozent. Aber sollten Jugendliche nicht einfach mehr Unterstützung bekommen, damit sie mit den Social-Media-Inhalten besser umgehen können? Stichwort Medienkompetenz. Dürfen wir 15-Jährigen den Zugang zu Informationen verwehren, ihr Recht auf Meinungsäußerung beschneiden? Über diese und viele weitere Fragen zum Thema haben wir mit Ihnen und den Gästen der Sendung diskutiert.