Mitreden! Deutschland diskutiert
Montag, 03. Februar 2025, 20:15 bis
22:00 Uhr, NDR Info
Der deutsche Staat lässt sich Kultur durchaus etwas kosten: In den vergangenen Jahren sind die Ausgaben für Bibliotheken, Theater, Festivals und Co. immer weiter gestiegen. Im Kulturbereich drohen jetzt heftige Einschnitte. Was würden Sie noch fördern? Diskutieren Sie am Montag um 20.15 Uhr bei "Mitreden! Deutschland diskutiert" mit.
Moderator Christian Orth begrüßt als Gäste:
Marlies Resch
Club-Betreiberin, Festival-Organisatorin und Musikerin aus Passau
Dr. Daniel Morgenroth
Intendant am Gerhart-Hauptmann-Theater Görlitz-Zittau
Prof. Dr. Dieter Haselbach
Geschäftsführer des Zentrums für Kulturforschung, Berlin
Lokale Kulturbudgets sinken
- Görlitz: Gerhart-Hauptmann-Theater beendet Suche nach Namenssponsor
- Kürzungen im Berliner Kultur-Etat
- Kulturjahr 2025 in Sachsen: Finanzsorgen trüben die Feierlaune
- Korrekturen bei Berliner Kulturkürzungen
- München: Wie viel Kürzungen verträgt die Kultur? (2024)
- Berliner Ensemble bietet Bühnenübernachtung an
- Clubsterben in Hamburg: Droht das Ende des Cotton Clubs?
Zwischen 2011 und 2021 sind die öffentlichen Ausgaben für Kultur um fast 60 Prozent gestiegen. Zuletzt hat der Staat 14,9 Milliarden Euro für Musik, Ausstellungen, Kunsthochschulen, Festivals und vieles mehr zur Verfügung gestellt. So steht es im Kulturfinanzbericht 2024. Trotzdem klagen viele Kulturschaffende über Kürzungen. Der Grund: Der Großteil des Geldes kommt von den Städten und Gemeinden und die müssen den Gürtel enger schnallen. So kürzt München zum Beispiel seinen Kulturetat um 15,4 Millionen Euro, in Berlin müssen 130 Millionen eingespart werden, in Dresden sind es 3,5 Millionen.
Theaterintendant sucht Sponsor
Auch kleinere Städte und Gemeinden fahren die Kulturbudgets herunter. In Sachsen ist zum Beispiel das Gerhart-Hauptmann-Theater Görlitz/Zittau von Sparmaßnahmen betroffen. Intendant David Morgenroth wartet seit Monaten vergeblich auf eine Überarbeitung des sächsischen Kulturraumgesetzes. Darin soll geregelt werden, wie die Fördermittel künftig an die Kultureinrichtungen verteilt werden. Im Herbst sorgte Morgenroth für Diskussionen mit der Idee, die Namensrechte des Theaters an einen zahlungskräftigen Sponsor zu verkaufen. Der Intendant schrieb Unternehmen an, führte ernsthafte Verhandlungen. Am Ende ohne Erfolg. Für Morgenroth der Beleg dafür, dass es ohne öffentliche Förderung im Theaterbetrieb nicht geht.
Kultur muss bezahlbar bleiben
"Je weniger Fördermittel wir bekommen, desto mehr Partys müssen wir machen", sagt Marlies Resch. Sie betreibt den Club Zauberberg in Passau, organisiert Konzerte und im Anschluss daran meistens eine Party. Nur so schafft sie es, genug Geld für die Musikerauftritte einzuholen. Denn die sind kostspielig: Künstlergagen, GEMA, Techniker - all das kostet Geld. Kosten, die sie nur ungern voll auf ihr junges Publikum in Passau umlegen möchte. Deshalb die clubeigene Querfinanzierung. Resch wünscht sich, dass auch Popkultur stärker von staatlichen Fördertöpfen profitiert. Momentan fließe der Großteil der Mittel am ehesten in die Hochkultur.
Kulturforscher plädiert für Reformen der Förderung
Eine Tatsache, die auch Dieter Haselbach kritisiert. Der Soziologe arbeitet seit mehr als 25 Jahren als Kulturberater und leitet das Zentrum für Kulturforschung in Berlin. Seiner Ansicht nach versickert zu viel Kulturförderung in starren Institutionen und in der Verwaltung. Das müsse sich ändern, damit Geld für die kreative Szene frei wird.
Was meinen Sie? Wie sollte Kulturförderung aussehen? Wir möchten darüber mit Ihnen ins Gespräch kommen. Rufen Sie uns kostenfrei an unter (08000) 44 17 77 oder verfolgen Sie die Sendung über YouTube.