DDR-Kraftwerk Lubmin nach Wende abgeschaltet
Im Jahr 1967 wurde mit der Errichtung des Kernkraftwerks in Lubmin, nahe der Stadt Greifswald, an der Ostseeküste begonnen. Acht Kernkraftwerksblöcke aus sowjetischer Serienfertigung mit je 440 Megawatt elektrischer Leistung sollten hier errichtet werden. Bereits 1973 nahm der erste Block seinen Betrieb auf. Ein Jahr später ging der zweite Block ans Netz. In den Jahren 1978 und 1979 folgten die Blöcke 3 und 4. Der fünfte Block ging erst 1989 nach umfangreichen technischen Veränderungen in den Probebetrieb. Block 6 war zum Zeitpunkt der Wiedervereinigung bereits errichtet und mit allen Komponenten ausgestattet. Die Blöcke 7 und 8 befanden sich im Bau. Das Kernkraftwerk am Greifswalder Bodden erbrachte mit seiner Gesamtleistung von 1.760 Megawatt einen Anteil von elf Prozent des Strombedarfs in der früheren DDR.
Ausgeschaltet wegen "sicherheitstechnische" Defizite
Eine Sicherheitsanalyse ergab direkt nach dem Mauerfall, dass die Blöcke 1 bis 4 Defizite "in der sicherheitstechnischen Ausführung" aufwiesen. Die Mängel hätten nur mit großen technischen und finanziellen Aufwendungen behoben werden können. Da die Gelder fehlten, wurden 1989 und 1990 alle Stromerzeugerkapazitäten abgeschaltet. Die gesamte Anlage wurde 1995 stillgelegt. Für die Energiewerke Nord begann danach die Phase des Rückbaus. Gleich nebenan entstand das Zwischenlager Nord. Dort werden Brennelemente und andere radioaktive Abfälle bis zu 40 Jahre lang aufbewahrt.
Rückbau bis etwa 2028
Seit 2006 lagern alle Brennelemente in Castoren im Zwischenlager. Der letzte Reaktor wurde 2009 dorthin transportiert. Im Februar 2013 demontierten Mitarbeiter den letzten verbliebenen der ehemals 30 Dampferzeuger. Ende 2016 begann die Demontage der vier knapp 100 Meter hohen, weithin sichtbaren Schornsteine in Lubmin. Der Rückbau der Anlage soll mindestens bis ins Jahr 2028 andauern. Bis 2055 könnten die radioaktiven Abfälle dort gelagert werden. In Lubmin erfolgt der erste große Rückbau eines deutschen Atomkraftwerks. Die Kosten für den Rückbau der ostdeutschen Atomkraftwerke in Lubmin und im brandenburgischen Rheinsberg werden inzwischen auf 6,6 Milliarden Euro geschätzt.