Ungerecht: Mütter-Diskriminierung auf dem Arbeitsmarkt
Susanne Ehlers ist wütend. Die Bankfachwirtin hat vor der Geburt ihrer zwei Kinder Vollzeit gearbeitet. Jetzt muss sie sich eventuell um einen Minijob bemühen - Kundenstamm, Anerkennung und Aufstiegschancen ade. Dabei hat sie alles versucht, doch ihr Arbeitgeber hatte ihre Stelle während ihrer Elternzeit gestrichen. Lediglich eine Stelle als Servicemitarbeiterin wurde ihr angeboten, vier Tarifstufen niedriger.
Sie lehnte ab und sucht seitdem verzweifelt nach einer dauerhaften Teilzeitbeschäftigung - und das trotz top Qualifikationen. "Ich würde mir wünschen, wenn's denn ein Minijob ist, dass es zumindest einer mit einer verantwortlichen Aufgabe ist", berichtet Ehlers. Aber auch da sehe ich nur sehr geringe Möglichkeiten. Und das macht mich schon ein wenig traurig und auch wütend, dass ich meine Qualifikationen nicht so einbringen kann, wie ich es möchte. Aber aus finanzieller Sicht werde ich vielleicht gezwungen sein darauf einzugehen."
Rückkehr in den Beruf oft schwierig
Die Geschichte von Susanne Ehlers ist kein Einzelfall, sondern passiert vielen Frauen, die nach einer Zeit, in der sie sich um ihre kleinen Kinder gekümmert haben, wieder einsteigen wollen. Doch was sich wie ein kleiner Schritt anhört, ist gespickt mit Problemen: Es fehlt an Kinderbetreuung, an familienfreundlichen Beschäftigungsmöglichkeiten, und auch an einer Unternehmenskultur, die sich die Qualifikationen der Frauen zu Nutze machen will.
Für Professor Stefan Sell von der Hochschule Koblenz inzwischen ein Problem mit großem volkwirtschaftlichen Schaden: "Es gibt zahlreiche Studien, die zeigen, dass wir uns eine unglaubliche Verschwendung von Qualifikation, von Wissen, von Leistungsfähigkeit erlauben, durch die vielen strukturellen Hindernisse, die wir den qualifizierten Müttern in den Weg legen. Der Schaden geht in die Milliarden, das können wir uns eigentlich gar nicht mehr erlauben."
Doch auch Familienministerin Kristina Schröder scheint dieses Problem noch nicht wirklich erkannt zu haben. Nach wie vor predigt sie ihre Überzeugung, Frauen könnten selbst wählen, wie sie leben und wie viel sie arbeiten möchten. Wer wolle, der könne auch arbeiten, und wählen, ob Voll- oder Teilzeit oder als Minijobberin. Spricht man mit betroffenen Müttern, sieht das jedoch nach wie vor ganz anders aus.