Lüneburg: Bundesweit erstes Schulgebäude aus Holz, Lehm und Stroh
Die Stadt Lüneburg nutzt für den Bau eines Grundschul-Horts natürliche regionale Materialien: Holz, Lehm und Stroh. Es ist bundesweit das erste kommunale Schulgebäude in dieser nachhaltigen Bauart.
Auf dem ersten Blick sieht die Baustelle an der Anne-Frank-Schule aus wie jede andere auch: Der Rohbau ist eingerüstet, ein großer Kran steht davor. Doch auf den zweiten Blick fallen die ungewöhnlichen Materialien auf: Statt mit Beton und Stahl wird hier ein Gebäude aus Holz, Lehm und Stroh errichtet.
"Uns treibt die gesellschaftliche Verantwortung an", erklärt Maja Lucht, Leiterin des Fachbereichs Gebäudewirtschaft bei der Stadt Lüneburg. "Wir haben schon immer versucht, nachhaltig zu bauen. Das ist jetzt der nächste Schritt, den wir ausprobieren."
Nachhaltig Bauen: Wände aus Holz, Stroh-Dämmung und Lehmputz
Die Außenwände des Neubaus werden aus heimischen Hölzern hergestellt, für die Dämmung wird Stroh aus dem eine Stunde entfernten Boizenburg genutzt. Anschließend werden die Wände innen und außen mit Lehm verputzt. Projektleiter Christoph Müller: "Die Lieferwege sind kurz, sämtliche Baumaterialien sind nachhaltig."
Wo keine natürlichen Materialien genutzt werden können, wird recycelt: Der Beton für das Fundament etwa sei schon mal woanders verbaut worden, erklärt Ingenieur Müller. Für den Hort sei das Material gemahlen und wiederverwendet worden. Auch bei Leitungen und Rohren wurde nachhaltig geplant: Die Gebäudetechnik wird nicht wie üblich in den Wänden verlegt, sondern offen verbaut, damit sie bei Bedarf leicht nachgerüstet oder ausgetauscht werden kann.
Lüneburg setzt auf alte Handwerkskunst und modernes Recycling
Die Lüneburger planen weit in die Zukunft. Im Falle eines Abrisses sollen die Bestandteile des Gebäudes sortenrein getrennt und wiederverwertet werden können. Auch das macht den Bau zu einer Herausforderung für die Handwerker, denn die Materialien sollen nicht wie üblich verklebt werden. Fachbereichsleiterin Lucht: "Wir versuchen, zu schrauben und zu stecken statt zu kleben. Das ist alte Handwerkskunst."
Das gilt auch für den Lehmputz. Weil es keine großen Betriebe mit passender Qualifikation gibt, haben sich mehrere Lehmbauer für diesen Bau zusammengetan. Einer von ihnen ist Stefan Ohnesorg. Er sagt: "Früher war das Hippie-Style, aber davon sind wir jetzt weit entfernt." Inzwischen sei Lehmputz ein "Must-Have", also erstrebenswert für einen größeren Teil der Gesellschaft.
Die Planer schätzen, dass nachhaltiges Bauen im Schnitt zehn bis 15 Prozent mehr kostet als konventionelle Bauweisen. Für den Hort sind 6,5 Millionen Euro veranschlagt. "Es ist Neuland, das wird betreten. Es gibt keinen üblichen Herstellungsprozess, auf den man zurückgreifen kann. Man muss sich vieles selbst erarbeiten", berichtet Lucht.
Lehmverputzte Strohbauweise - Vorbild für andere Kommunen
Ein innovativer Schritt, der viel Beachtung in der Branche findet. Bundesweit wenden sich Kommunen an Maja Lucht und ihr Team. Sie fragen nach, wie man am besten Architekten und Baufirmen findet, die diese innovative Bauweise beherrschen. Die Lüneburger sind sich sicher, dass ihr Bau bald Nachahmer finden wird.