Kampf gegen wilde Müllkippen
"Müll ist gesellig", sagt Deniz Pelit. "Wo Müll ist, kommt gern Müll hin. Wenn schon was da steht, dann wird das mehr und mehr." Pelit arbeitet als sogenannter Mülldetektiv in Hamburg. Heute ist er in Harburg unterwegs und hat gerade eine Kunststoffwanne mit Altölen und gefüllten Kanistern in der Nähe eines Bahndammes aufgespürt. Jetzt will er herausfinden, wer auf diese Art seinen Müll entsorgt haben könnte. Findet er eine Adresse, bekommt der vermeintliche Müllsünder Post von der Staatsanwaltschaft.
Illegale Ablagerung nimmt zu
Auch andere Kreise und Städte in Norddeutschland kennen das Problem. Worin die Ursache für wild entsorgten Müll - trotz flächendeckender und kostengünstiger oder kostenloser Entsorgungsmöglichkeiten - liegt, ist nicht eindeutig. Das für Hannover und das Umland zuständige kommunale Entsorgungsunternehmen "aha - Zweckverband Abfallwirtschaft Region Hannover" verweist beispielsweise auf ein breites Angebot an Wertstoffhöfen, Wertstoffinseln und Wertstoffcontainern. Der Weg dorthin sei kaum weiter als zu den "wilden" Müllkippen.
Entsorgungskosten steigen
Eine stichprobenhafte Umfrage von Panorama 3 in Norddeutschland zeigt: die Zahl von festgestellten wilden Müllablagerungen hat in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen. So wurden beispielsweise im Umland von Hannover im Jahr 2009 326 illegale Ablagerungen festgestellt, 2017 waren es bereits 687. Mehr als 1.400 Tonnen wild entsorgten Mülls würden in der Region im Jahr eingesammelt, erklärte das Entsorgungsunternehmen "aha." Auch in Hamburg stiegen die Kosten für die Entsorgung nach Angaben der Hamburger Stadtreinigung von knapp 1,3 Millionen Euro 2007 auf rund 3,8 Millionen Euro im Jahr 2017. Der Kreis Vorpommern-Greifswald vermeldete ebenso einen Anstieg: 2011 zählten die Behörden 186 Fälle (ältere Zahlen lagen nicht vor), die Kosten von 35.000 Euro verursachten. 2017 waren es bereits 737 Fälle, die den Landkreis 114.000 Euro kosteten.
Aufklärung führt zu mehr Bewusstsein
Eindeutige Zahlen sind jedoch kaum zu bekommen. Denn sowohl die Definition von "wildem Müll" variiert, außerdem taucht mancher Müll nicht in der Statistik auf. So würde Müll an Straßenrändern häufig von den Straßenmeistereien entsorgt und nicht erfasst, wie manche Behörden auf Anfrage von Panorama 3 erklärten.
Deutlich wird jedoch, dass das Problem kontinuierlich vorhanden ist und in Teilen auch zugenommen hat. Einige Regionen versuchen dem Problem mit einem ganzen Maßnahmenpaket zu begegnen. In Hannover oder Hamburg zum Beispiel setzen Behörden und Abfallentsorger auf Aufklärung und gemeinsame Müllsammelaktionen.