Stand: 12.12.2017 13:34 Uhr

Illegale Praktiken eines Müll-Unternehmens

von Nils Naber & Michael Billig

Zwei Unternehmer aus Wedel (Schleswig-Holstein) sind nach Recherchen von Panorama 3 seit Jahren in Geschäfte mit illegalen Mülllagern verwickelt. In einem Fall musste schließlich der Steuerzahler einspringen und die mehrere Hunderttausend Euro teure Entsorgung des Abfalls übernehmen. Verantwortlich ist ein Firmengeflecht von Vater Wolfgang B. und Sohn Jan Stephan B., das in mehreren Bundesländern aktiv ist, u.a. in Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern.

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Umdeklarierter Hausmüll landet in Kiesgrube

Die Machenschaften von Vater und Sohn reichen bis nach Brandenburg. Dort sind zwei ihrer Firmen in einen Skandal von illegaler Müllentsorgung verstrickt, den das Landgericht Potsdam im vergangenen Jahr aufgerollt hat. Sie sollen - neben anderen Lieferanten - Lkw-Ladungen mit Hausmüll illegal umdeklariert und in einer Kiesgrube bei Markendorf verklappt haben. Hausmüll darf in Deutschland nicht mehr deponiert werden, sondern muss verbrannt oder wiederverwertet werden. Die mittlerweile abgewickelte Firma der B.s sei "einer der Hauptlieferanten" gewesen, bestätigt ein Sprecher des Gerichts. Ein Großteil der vergrabenen Abfälle stamme aus Norddeutschland, so der Gerichtssprecher weiter. Auch eine weitere Firma der B.s habe Müll in die Grube geliefert.

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Seit einem Jahr läuft in Potsdam ein weiterer Müll-Prozess wegen illegaler Entsorgung in einer Grube bei Malterhausen. Wieder soll eine Firma der B.s zu den Lieferanten gehört haben. Ein Spediteur, der nach eigenen Angaben allein bis zu 50 Lkw-Transporte von Niedersachsen nach Brandenburg koordinierte, berichtet exklusiv gegenüber Panorama 3: "Der Müll wurde bei Weser Recycling in Drakenburg geladen und ging dann in die Grube Lindower Heide bei Malterhausen. Laut Papieren handelte es sich bei der Fracht um mineralische Abfälle. Doch das war blanker Hausmüll."

Mehrere Tausend Tonnen illegal gelagert

Im niedersächsischen Rethem hat eine Firma, die u.a. Jan Stephan B. zuzuordnen ist, Müll auf dem Betriebsgelände einfach liegen gelassen. Trotz entzogener Genehmigung karrten Lastwagen weiteren Abfall heran. Insgesamt sollen mehrere Tausend Tonnen dort gelegen haben - laut Gewerbeaufsicht illegal. Rethem blieb zwei Jahre lang auf dem Müll sitzen. Erst 2012 wurde der Abfall endgültig entsorgt  - bezahlt aus der Landeskasse. Das Gewerbeaufsichtsamt Celle beziffert die Kosten auf rund eine halbe Millionen Euro.

Ein Müllberg liegt im Wald bei Barnekow. © NDR Foto: Screenshot
Bis in den Wald liegt der Müll in Barnekow bei Wismar.

In dem Dorf Barnekow bei Wismar liegt der Müll noch. Hier betrieb das Unternehmen Barnekow Recycling eine Aufbereitungsanlage für Altglas. Geschäftsführer noch heute: Wolfgang B. Gesellschafter: Jan Stephan B. Vor rund sieben Jahren wurde die Anlage offiziell stillgelegt. Doch bis heute türmt sich Müll auf dem Gelände. Teile davon hat es über einen eingestürzten Zaun in den anliegenden Wald geweht. Barnekows Bürgermeisterin Birgit Heine ist empört: "Das ist unter aller Sau. Der ehemalige Betreiber muss den Abfall wegräumen", fordert sie.

Kaum Konsequenzen

Die Konsequenzen für die Entsorger B. aus Wedel sind bislang eher überschaubar. Zwar wurde gegen Wolfgang B. in einem der Kiesgruben-Fälle strafrechtlich ermittelt. Doch die Staatsanwaltschaft Verden, die im Jahr 2011 von ihren Kollegen aus Potsdam übernahm, stellte die Ermittlungen ein. Begründung: Gegen B. sei noch ein anderes, offenbar noch schwerwiegenderes Verfahren anhängig gewesen. Um was es dabei ging, möchte die Staatsanwaltschaft nicht mitteilen.

Firmengeflecht erschwert Ermittlungen

Unter besonderer Beobachtung stehen Vater und Sohn an ihrem Stammsitz in Wedel. Hier verstößt eine weitere Müllfirma Jan Stephan B.s immer wieder gegen Auflagen des Landesumweltamtes Schleswig-Holstein. Die Behörde stößt an ihre Grenzen, wie Amtssprecher Martin Schmidt erzählt. "Wir haben bei diesem Firmengeflecht die höchste Kontrolldichte, die wir überhaupt bei einer Firma in Schleswig-Holstein ausüben", sagt er. Was über Schleswig-Holstein hinaus passiert, hat seine Behörde aber nicht genau im Blick. "Unsere Zuständigkeit endet an der Landesgrenze", so Schmidt.

Im mecklenburgischen Barnekow soll jetzt immerhin was passieren. Das Staatliche Amt für Umwelt in Schwerin teilt mit, dass das Gelände bis zum 28. Februar 2018 von Müll befreit werden müsse. Ob die Müll-Unternehmer nun wirklich aufräumen, ist ungewiss.

Wolfgang und Jan Stephan B. wollten sich weder zu diesem noch zu den anderen Vorfällen in einem Interview äußern.

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Dieses Thema im Programm:

Panorama 3 | 12.12.2017 | 21:15 Uhr

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