Erneuter Warnstreik bei der Post: Millionen Sendungen blieben liegen
Viele Briefe und Pakete dürften sich am Donnerstag verzögert haben, denn bei der Deutschen Post gab es wieder einen Warnstreik. Die Gewerkschaft ver.di hatte die Zusteller im ganzen Norden aufgefordert, die Arbeit niederzulegen.
Wer im Norden auf einen Brief oder ein Paket gewartet hat, wurde am Donnerstag möglicherweise enttäuscht. Denn in Niedersachsen, Bremen, Schleswig-Holstein, Hamburg und Mecklenburg-Vorpommern hatte die Gewerkschaft ver.di wieder zu Warnstreiks aufgerufen. Dadurch dürften sich rund 1,4 Millionen Briefsendungen und 100.000 Pakete verspätet haben.
Auch auf Helgoland wird gestreikt
In Schleswig-Holstein waren etwa Eutin, Mölln, Husum, Uetersen und Tarp betroffen, wie NDR 1 Welle Nord berichtete. Auch auf der Insel Helgoland hatten sich mit zwei Post-Mitarbeitern 50 Prozent der Belegschaft am Streik beteiligt. "Wir hätten gerne direkte Auswirkungen auf die Post hier gehabt, aber durch den gestrigen Streik auf dem Festland kamen sowieso heute keine Pakete mit dem Schiff auf die Insel", sagte Tim Pyschny, Post-Mitarbeiter auf der Nordseeinsel.
In Niedersachsen rund 80 Orte betroffen
Nachdem in Niedersachsen vergangene Woche Großstädte wie Braunschweig und Hannover von Ausständen betroffen waren, traf es diesmal vor allem den ländlichen Raum. Insgesamt in 80 Orten soll gestreikt worden sein, darunter sind Orte wie Lingen, Meppen oder Velpke.
Laut ver.di hatten etwa 1.000 Zusteller in den betroffenen Gebieten an den Streiks teilgenommen. "Die Beschäftigten erwarten in allen Bereichen mehr Wertschätzung für ihre Arbeit vom Arbeitgeber", sagte Thomas Warner, Fachbereichsleiter für Postdienste in Niedersachsen-Bremen. "Wer zuverlässiges Personal an sich binden will, sollte insbesondere bei den Löhnen seine Wertschätzung gegenüber den Beschäftigten zum Ausdruck bringen."
In Mecklenburg-Vorpommern wollen sich 330 Beschäftigte beteiligen
In Mecklenburg-Vorpommern waren etwa 330 Zusteller an den Standorten in Hagenow, Ludwigslust, Stralsund, Waren, Neustrelitz, Mirow und Stavenhagen aufgerufen, ihre Arbeit niederzulegen. Die Gewerkschaft ging davon aus, dass in ganz Mecklenburg-Vorpommern rund 490.000 Briefe und etwa 33.000 Pakete nicht ausgeliefert werden konnten. Es könne bis zu einer Woche dauern, die Rückstände aufzuholen.
Gewerkschaft fordert sieben Prozent Lohnerhöhung
Ver.di fordert für Tarifbeschäftigte, Auszubildende sowie dual Studierende sieben Prozent mehr Lohn bei einer Laufzeit des Tarifvertrags von zwölf Monaten. Außerdem werden drei Tage mehr Urlaub sowie ein zusätzlicher Urlaubstag für ver.di-Mitglieder gefordert. Die zusätzliche Freizeit ist nach Darstellung der Gewerkschaft nötig, um die Beschäftigten zu entlasten.
"Die Warnstreikmaßnahmen und der derzeit hohe Krankenstand bringen in wenigen Tagen das Brief- und Paketnetz weitestgehend zum Stehen", sagte der ver.di Landesfachbereichsleiter Postdienste in Nord/Hamburg Lars-Uwe Rieck. Die Beschäftigten erwarteten daher Bewegung am Verhandlungstisch mit einigungsfähigen Angeboten. "Die Postler sind nicht streikwütig, aber durchaus streikfähig."
DHL-Sprecherin: "Neuerliche Warnstreiks nicht nachvollziehbar"
DHL-Sprecherin Jessica Balleer hatte bereits am Dienstag mitgeteilt, dass man alles daran setze, "die Auswirkungen für unsere Kundinnen und Kunden so gering wie möglich zu halten". Die neuerlichen Warnstreiks seien für das Unternehmen "nicht nachvollziehbar". Mit ver.di "hatten wir uns darauf verständigt, die konstruktiven Gespräche in der dritten Verhandlungsrunde am 12. und 13. Februar fortzuführen und dort ein tragfähiges Angebot vorzulegen". Es habe daher "zu diesem Zeitpunkt keinen triftigen Grund für Warnstreiks" gegeben, so Balleer. Das Unternehmen strebe weiterhin "eine Lösung an, die die Interessen der Mitarbeitenden berücksichtigt und die Zukunftsfähigkeit des Unternehmens sichert".
Die Post will bei der nächsten Verhandlungsrunde in einer Woche ein Angebot vorlegen. Zwei Verhandlungsrunden sind bereits gescheitert. In der vergangenen Woche gab es bereits einen zweitägigen Streik.