E-Autos: Immer mehr chinesische Marken auf deutschen Straßen
Während sich deutsche Autobauer auf dem für sie so wichtigen chinesischen Markt zunehmend schwertun, geben chinesische Autoproduzenten vor allem bei den E-Autos richtig Gas. Nicht nur in China, sondern auch in Deutschland werden viele davon verkauft.
Immer häufiger sieht man auf deutschen Straßen Fahrzeuge von BYD oder Nio. Hinzu kommen noch Fahrzeuge von MG oder Polestar, hinter denen sich ebenfalls chinesische Autobauer verbergen. Der Marktanteil chinesischer Fahrzeuge in Deutschland hat sich im ersten Quartal dieses Jahres im Vergleich zum Vorjahreszeitraum mehr als verdreifacht.
Während VW, Mercedes und Co. auf dem chinesischen Markt zunehmend Schwierigkeiten haben und unter den zehn meistverkauften E-Autos in China mittlerweile kein einziges deutsches Fabrikat mehr zu finden ist, wird hierzulande die chinesische Konkurrenz immer größer.
Geringerer Preis gibt den Ausschlag für den Kauf chinesischer Marken
In erster Linie gibt offenbar der niedrigere Preis den Ausschlag für den Kauf. Einer Studie zufolge kosten E-Autos in Europa im Schnitt mehr als 55.000 Euro und haben sich in den vergangenen Jahren verteuert, wohingegen E-Autos in China deutlich billiger geworden sind und inzwischen dort sogar weniger als Benziner kosten. Auch für kleinere Wagen zeigt sich der Preisunterschied: Während ein VW ID3 knapp 40.000 Euro kostet, bekommt man ein halbwegs vergleichbares chinesisches Auto für 4.000 Euro weniger.
Viele Rohstoffe müssen in Deutschland erst importiert werden
Ein Grund für die höheren Kosten in Deutschland ist, dass viele wichtige Rohstoffe für den Autobau hierzulande erst einmal importiert werden müssen - und das vor allem aus China: Darunter sind etwa Batterien und Magnete für die E-Motoren.
Da fallen Zölle an, zusätzlich zu den Transportkosten. Desweiteren sind die Lohnkosten in Deutschland deutlich höher. Ein Manager eines französischen Automobilzulieferers schätzt nach Informationen von NDR Info, dass ein E-Auto in China fast 10.000 Euro günstiger produziert werden kann als in Deutschland.
Reaktionen: Hochpreispolitik oder selber in China produzieren
Als Reaktion auf den chinesischen Erfolg auf dem deutschen Markt fährt Mercedes relativ klar eine Hochpreispolitik. Andere Hersteller bauen ihre E-Autos direkt in China und importieren sie dann teilweise sogar von dort nach Deutschland.
Die Unternehmensberatung PwC schätzt, dass in ein paar Jahren mehr als 40 Prozent der aus China importierten Autos aus chinesischen Werken europäischer Autobauer kommen werden.
Kaum E-Autos als Gebrauchtwagen im Angebot
Die Neuwagen werden sehr oft als Firmenfahrzeuge eingesetzt. Bei Gebrauchten müssen Interessenten im Moment noch häufig auf Verbrenner zurückgreifen. Von E-Autos sind deutlich weniger Fahrzeuge im Angebot, die oft ziemlich teuer sind.
Das Autoportal mobile.de hat sich im Auftrag der "Süddeutschen Zeitung" den Markt genauer angeschaut und festgestellt, dass ein gebrauchtes E-Auto im Schnitt für rund 43.000 Euro angeboten wird. Diesel und Benziner liegen im Schnitt aber bei nur 29.000 Euro. Nur wenige Kunden sind bereit, für einen Gebrauchtwagen mehr als 40.000 Euro auszugeben.
In Deutschland ist der Kauf von E-Autos mit bis zu 9.000 Euro gefördert worden. Im Ausland hat es diese Prämie nicht überall gegeben, sodass die gebrauchten E-Autos gerne dorthin verkauft werden, weil sie dort höhere Preise erzielen.
Experten erwarten, dass E-Autos günstiger werden
Etwa zehn Jahre alte E-Autos sind zwar vergleichsweise günstig. Doch deren Batterien verfügen im Vergleich zu modernen Akkus über geringere Reichweiten. Gibt der Akku den Geist auf, übersteigen die Kosten für dessen Tausch meist den Restwert des gesamten Autos. Wurde die Batterie von dem Vorbesitzer allerdings schonend behandelt, können sich solch ältere Modelle für Fahrer von Kurzstrecken eignen.
Autoexperten gehen davon aus, dass E-Autos in den kommenden zwei, drei Jahren generell günstiger werden. Das dürfte dann im Anschluss auch den Gebrauchtwagenmarkt entspannen.