Digitale Revolution? Lernen in der Schule 2.0
"Deutschland fit machen fürs 21. Jahrhundert" - das war das Motto der Kultusminister der Länder, als sie im Dezember die neue Digital-Strategie für Schulen beschlossen. Für diesen Digital-Pakt stellte Bildungsministerin Johanna Wanka (CDU) den Ländern fünf Milliarden Euro zur Verfügung. Damit soll unter anderem an den Schulen freies WLAN eingerichtet werden. Wenn es nach den Kultusministern geht, soll es in jedem Schulfach möglich sein, digitale Medien einzusetzen. Die "NDR Info Perspektiven" zeigen am Beispiel einer Hamburger Schule, wie das sinnvoll gelingen kann. Außerdem: ein Gespräch mit Ralph Müller-Eiselt, Koautor des Buches "Die digitale Bildungsrevolution".
Schüler sollen die digitale Welt so früh wie möglich kennenlernen. Das hat auch die deutsche Bundesregierung erkannt. Ein kleiner, günstiger Computer namens Calliope mini soll Schülern das Programmieren beibringen - egal ob als Taschenrechner in Mathe, als Schrittzähler im Sport-Unterricht oder Stadt-Land-Fluss-Spiel in Geografie. In Pilotprojekten im Saarland und in Bremen haben Schüler den Mini-Computer schon getestet.
Calliope mini ist eine sternförmige handflächengroße Platine mit 25 kleinen LED-Lämpchen, einem Bildschirm, zwei Knöpfen zum Programmieren und einem USB-Anschluss. Für die Digitalbotschafterin der Bundesregierung und Initiatorin Gesche Joost ist der Computer ein erster überfälliger Schritt. Es gehe darum, Berührungsängste abzubauen, sagt Joost.
Fördergelder von der Bundesregierung
Die Bundesregierung hat die gemeinnützige Initiative mit 180.000 Euro gefördert. Eine große Summe kam durch Spendensammeln im Internet bei Unternehmen und privaten Stiftungen zusammen. Wenn die Auflage steigt, soll Calliope rund 20 Euro kosten. Ein bekannter Schulbuchverlag entwickelte das Lehrmaterial. In Hamburg will die Körber-Stiftung den Programmier-Computer ab April an zehn Schulen bringen - für die dritte bis sechste Klasse. Einige Lehrer hätten sich schon beworben, sagt Julia André von der Stiftung.
Alles, was die Schulen brauchen, ist ein Internet-Anschluss. Unterrichtsmaterial für Lehrer bietet das aufs Programmieren spezialisierte Hamburger Start-up App Camps. Gründerin Diana Knodel hat bisher nur gute Erfahrung gemacht mit Projekten an Schulen. Allein im vergangenen Schuljahr hat das junge gemeinnützige Unternehmen 3.500 Schüler in ganz Deutschland erreicht - mit Workshops, in denen Schüler Apps entwickeln oder Webseiten programmieren. Ihrer Meinung nach müssten Kinder und Jugendliche gemeinsam in der Schule gefördert werden, denn nur so könne man alle erreichen. "Es geht darum, die Schüler zu begeistern, dass sie selbst weitermachen", sagt die Informatikerin.
Der Deutsch- und Geschichtslehrer Michael Hopfensitz arbeitet an der Hamburger Stadtteilschule am Heidberg, eine Schule mit Medien-Schwerpunkt. Für seine Schüler würde er gerne den neuen Mini-Computer in den Unterricht holen. "Das ist das, was die Schüler auszeichnet, hier eine eigene Kompetenz zu beweisen. So können sie unter Anleitung eigene Lern-Fortschritte erzielen", sagt er. Einige Schüler würden sich schon genauer nach Berufen in diesem Bereich erkundigen - vielleicht die Informatiker von morgen. Interessierte Schulen in Hamburg können sich hier bewerben.