Das Wohnen der Zukunft: urban und nachhaltig
In Kopenhagen wurde schon 2008 ein Wohnhaus gebaut, das seiner Zeit voraus war: Platzsparend, naturnah und gleichzeitig urban. Die Bewohner des Hauses sind dort immer noch zufrieden.
Gerade fand in Berlin die sogenannte Metropolen-Konferenz statt. Dort trafen sich Bürgermeisterinnen und Bürgermeister aus unterschiedlichsten Städten auf der ganzen Welt, um über die Zukunft des urbanen Lebens zu sprechen. Eine Frage lautete: Wie können viele Menschen auf engem Raum wohnen und gleichzeitig Natur und Privatsphäre genießen. Ein Beispiel dafür steht seit 2008 in Kopenhagen – das Mountain Dwellings. Es ist eine Kombination aus Parkhaus und Wohnhaus – mit eigenen Gärten. Wenn man aus der Ferne auf das Gebäude schaut, sieht es aus, als würden sich viele Reihenhäuser an einen Hang schmiegen. Die Kopenhagener nennen das Haus deshalb auch schlicht "Der Berg". 80 Wohnungen, verschachtelt gebaut, jede mit einem kleinen privaten Garten in Südlage. Die Anlage erfüllt viele Wünsche von Stadtmenschen: Zentrumsnähe, Natur und Privatsphäre.
Viel Grün dank integriertem Bewässerungssystem
Christian Dehn und seine Frau sind 2008 nach Bauende direkt eingezogen: "Es ist ein fantastisch schöner Ort zum Wohnen. Eine gute Kombination, man hat einen Garten, aber es ist kein Haus." Stolz zeigt er seine Wohnung: L-förmig angelegt mit einem Ausblick über Gärten, grüne Dächer und in der Ferne ein altes Villenviertel. Die Wohnung ist hell und schlicht gestaltet: Holz und Beton sind die wesentlichen Elemente. Durch die verschachtelte Bauweise liegen die Gärten in Waben – es entsteht ein Gefühl von Privatsphäre – trotz der vielen Nachbarn. Und es gibt viel Grün, viele Pflanzen. Architekt Bjarke Ingels sagte einmal über seine Idee: Das Haus soll am Ende wie eine Tempelruine in Kambodscha aussehen - als ob die Natur sich den Bau zurückerobert hat. Ganz so dramatisch ist der Pflanzenbewuchs nicht ausgefallen, aber grün ist es trotzdem. Und niemand muss sich kümmern, so der Architekt bei einer Veranstaltung 2009: "Das Regenwasser wird in großen Wassertanks gesammelt. Und dann haben wir ein automatisches Bewässerungssystem entwickelt, damit die 21 verschiedenen Kletterpflanzen immer optimale Bedingungen haben."
Parkhaus in Knallfarben
Geht man auf die andere Seite des Gebäudes, kommt man zu einem großen Parkhaus: Auch das ist durchdacht und designt: Knallige Farben, bis zu 16 Meter hohe Decken, klare Linien. Kein graues Funktionsgebäude, sondern inspiriert vom Panton-Design der 60er und 70 Jahre. "Wir nennen das architektonische Alchemie: Eine Mischung aus traditionellen Zutaten wie Wohnen und Parken. Und daraus schaffen einen Mehrwert in Form von Häusern mit Garten und Aussicht", sagt Bjarke Ingels.
Nicht ideal für das Arbeiten im Home Office
Vor 13 Jahren kamen Busse angefahren voller Menschen, die das Haus bestaunen wollten. Und auch der dänische Kronprinz präsentierte das Gebäude stolz mehrfach bei hohem Staatsbesuch. Inzwischen ist Ruhe eingekehrt rund um Mountain Dwellings. Längst gibt es andere, neuere Projekte in der Stadt. Christian Dehn genießt die Wohnung mit Ausblick und Garten immer noch wie am Anfang, sagt er: "Für mich ist Nachhaltigkeit hier die Gemeinschaft, die wir haben. Man bekommt einen engen Kontakt zu den anderen, und das wollen wir gerne haben. Der Gedanke ist gut!" Eins allerdings habe der Architekt nicht wirklich bedacht, als er das Gebäude entworfen hat: Das eine Pandemie kommen könnte und viele Bewohnerinnen und Bewohner zu Hause arbeiten müssen: "Es ist unmöglich, hier zu zweit zu arbeiten. Glas und Beton schaffen eine fürchterliche Resonanz." Christian Dehn ist aber auch klar: Das ist Jammern auf hohem Niveau. Denn eine Wohnung, die sich anfühlt wie ein Haus mit Garten und Aussicht – dieses Glück hatten wenige Stadtmenschen während der Pandemie.