Coronavirus-Blog: Die Lage am Freitag, den 28.2.2020
Das Coronavirus breitet sich weiter aus, in Norddeutschland gibt es eine bestätigte Infektion mit dem neuartigen Sars-CoV-2-Virus. Der betroffene Mann wohnt im schleswig-holsteinischen Henstedt-Ulzburg und arbeitet in der Kinder- und Jugendmedizin des Hamburger Universitätsklinikums (UKE). NDR.de hat am Freitag ausführlich über den aktuellen Stand in Norddeutschland informiert. Hier finden Sie den Live-Blog zum Nachlesen.
(Hinweis der Redaktion: Die meisten verlinkten Fernseh- und Radio-Beiträge sind wegen der Verweildauer-Bestimmungen leider nicht mehr online verfügbar.)
Informationen auf allen NDR Kanälen
An dieser Stelle beenden wir für heute unsere Berichterstattung im NDR.de Live-Blog zur ersten bestätigten Coronavirus-Infektion in Norddeutschland. In den NDR Hörfunknachrichten halten wir Sie rund um die Uhr weiter auf dem Laufenden. Den Live-Blog setzen wir am Sonnabend fort. Danke fürs Mitlesen. Weitere Informationen zum Coronavirus finden Sie auch in einem FAQ.
Neue Leitlinien nach Krisenstab-Treffen in Berlin
Der Bund hat bei einem Treffen des Krisenstabs in Berlin weitere Maßnahmen und Empfehlungen für den Kampf gegen die Ausbreitung des neuartigen Coronavirus ausgesprochen. Sollten in Fern- und Regionalzügen Verdachtsfälle festgestellt werden, müssen Bahnunternehmen dies künftig melden. Alle Fahrgäste müssen in diesem Fall sogenannte Aussteigekarten mit Angaben zu ihrer Erreichbarkeit ausfüllen, um eine schnelle spätere Kontaktaufnahme zu ermöglichen. Fluggesellschaften müssen künftig Angaben zur Gesundheit von allen Passagieren machen, die mit Maschinen aus China, Südkorea, Japan, Italien und dem Iran nach Deutschland einreisen. Dieses Vorgehen gilt auch für den Schiffsverkehr. Kommen sollen auch verstärkte grenznahe Kontrollen der Bundespolizei. Und: Großveranstaltungen sollen von umfassenden Risikobewertungen abhängig gemacht werden.
Merkel: "Ich gebe heute niemandem die Hand"
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) plädiert für "Maß und Mitte" beim Umgang mit dem neuartigen Coronavirus. Es sollten nicht alle Veranstaltungen deshalb abgesagt werden, sagte sie auf ihrem Jahresempfang in ihrem vorpommerschen Bundestagswahlkreis in Stralsund. Deutschland gehöre zu den Ländern, die die besten Voraussetzungen hätten, um mit dem Virus klarzukommen. Zudem könne jeder Einzelne etwas dazu beitragen. Sie ging mit gutem Beispiel voran: "Ich gebe heute Abend niemandem die Hand", sagte Merkel.
NDR Info extra - die komplette Sondersendung
Zehn Antworten von Infektionsreferentin Dr. Marcic
Großes Informationsbedürfnis auch in Niedersachsen
Gesundheitsminister Garg: "Schleswig-Holstein ist bestmöglich vorbereitet"
Nach Bekanntwerden des ersten Coronavirus-Falls in Norddeutschland werden von vielen Gesundheitsexperten und Politikern für die nächsten Tage und Wochen weitere positiv auf das neuartige Virus getestete Fälle erwartet. Schleswig-Holstein sei darauf bestmöglich vorbereitet, sagte Landes-Gesundheitsminister Heiner Garg (FDP) heute Abend in einer NDR Info extra Sondersendung zum ersten Coronavirus-Fall in Norddeutschland.
Man habe im Gesundheitsministerium gemeinsam mit Vertretern von Krankenhäusern, Krankenkassen und Apotheken die aktuelle Lage erörtert, um "die Leistungsfähigkeit des Gesundheitssystems in Schleswig-Holstein sicherzustellen". Die Abstimmung mit den Krisenstäben im Norden funktioniere bestens, auch der Austausch zwischen den Landesministerien sei hervorragend. Ob Großveranstaltungen wie der Kieler Umschlag abgesagt oder durchgeführt werden, werde lageabhängig jeweils von den Behörden vor Ort entschieden, so Garg.
Kommentar: Wie belastet das Coronavirus die Wirtschaft?
Reisemesse ITB abgesagt
Die für kommende Woche geplante Reisemesse ITB in Berlin wird wegen des neuartigen Coronavirus abgesagt. Das teilte ein Messesprecher am Abend mit. Auch Tourismus-Unternehmen und -Regionen aus Norddeutschland wollten vom 4. bis zum 8. März in der Hauptstadt für ihre Angebote werben.
NDR Info Sondersendung um 20.15 Uhr
Noch einmal der Hinweis: Im NDR Fernsehen gibt es heute Abend um 20.15 Uhr ein NDR Info extra zum ersten Coronavirus-Fall im Norden. Auch auf NDR Info im Hörfunk halten wir Sie im Programm und in den Nachrichten auf dem Laufenden.
TUI: Reisende können aktuelle Buchungen stornieren
Kunden des Reiseveranstalters TUI können die Buchung ihrer Reisen wegen der Ausbreitung des Coronavirus bis Ende April bis zu zwei Wochen vor der Abreise kostenlos umbuchen oder stornieren. Dies gelte für alle Neubuchungen vom Freitag bis einschließlich 18. April, teilte TUI heute in Hannover mit. "Die Pauschalreise ist die sicherste Form des Reisens. Wer bei uns eine Pauschalreise bucht, bucht damit auch ein Stück Sicherheit", erklärte TUI. Auch seine Reisebüropartner wolle das Unternehmen "in dieser beratungsintensiven Zeit" bestmöglich unterstützen.
NDR Info Podcast informiert über Coronavirus
Je weiter sich das Coronavirus in Europa ausbreitet, desto mehr wollen die Menschen darüber wissen. Auf dieses Informationsbedürfnis reagiert NDR Info mit einem neuen Coronavirus-Podcast. Montags bis freitags beantwortet Prof. Dr. Christian Drosten (Leiter der Virologie an der Berliner Charité) in Interviews Fragen zur aktuellen Situation, erklärt Zusammenhänge und schildert, wie er persönlich diese Tage erlebt. Hier die aktuelle Folge:
Henstedt-Ulzburg: Bürgermeister ruft zu Besonnenheit auf
Greifswald: Leibniz-Institut sagt internationalen Workshop ab
Das Leibniz-Institut für Plasmaforschung und Technologie (INP) hat einen internationalen Workshop zur Anwendung von physikalischen Methoden in der Land- und Ernährungswirtschaft in Greifswald abgesagt. Wegen Bedenken vieler Teilnehmer wegen des Virus habe das Institut entschieden, die geplante Veranstaltung ans Jahresende oder den Anfang kommenden Jahres zu verschieben. Zum Workshop vom 1. bis 4. März waren rund 100 Teilnehmer unter anderem aus Frankreich, Italien, Japan, Litauen, Serbien, Tschechien und den USA erwartet worden.
Kliniken Region Hannover: Bitte keine Krankenbesuche in Kliniken
Die Kliniken in der Region Hannover appellieren an alle Angehörigen und Freunde, Besuche von stationär aufgenommenen Patientinnen und Patienten auf ein Mindestmaß zu reduzieren. Dabei handele es sich angesichts der aktuellen Infektionslage um eine Vorsichtsmaßnahme, um unnötige Risiken für schwer kranke Menschen zu vermeiden. Falls ein Besuch im Krankenhaus unbedingt nötig sein sollte, müssten beim Betreten des Hauses in jedem Fall die Hände mit den dort bereitstehenden Desinfektionsmitteln gereinigt werden.
Niedersächsische Terminal-Betreiber halten Mitarbeiter dazu an, mit Mundschutz zu arbeiten:
Kiel-Marketing schickt keine Mitarbeiter zur ITB nach Berlin
Wegen der Verbreitung des neuen Coronavirus lässt Kiel-Marketing keine Mitarbeiter zur Internationalen Tourismusbörse (ITB) nach Berlin fahren. Dies habe Geschäftsführer Uwe Wanger entschieden, teilte der Verein am Freitag mit. Die Tourismus Agentur Schleswig-Holstein werde mit ihrem Team in Berlin auch die Landeshauptstadt Kiel bestmöglich vertreten.
Hamburg: Kontrolle bei Schiffsanläufen noch nicht verschärft
An den drei Hamburger Kreuzfahrtterminals werden die Kontrollen bei Schiffsanläufen noch nicht verschärft. Der Betreiber, Cruise Gate Hamburg (CGH), sieht dafür keine Notwendigkeit. So müssen Passagiere etwa beim Aussteigen keine Formulare zu Corona ausfüllen. An den Terminals werde bislang nur verstärkt auf Hygiene an Händen und im Sanitärbereich geachtet. Sollte der hafenärztliche Dienst die Lage anders bewerten, werde reagiert werden, so die CGH.
Niedersachsen: LKA warnt vor Medizin-Fakeshop
Das Landeskriminalamt (LKA) Niedersachsen warnt vor einem Medizin-Fakeshop im Internet: Per Spam-Mail hätten die Täter unter anderem Angebote für verschiedene Atemschutzmasken verschickt und den Firmennamen eines realen deutschen Unternehmens missbraucht - das bereits Anzeige erstattet habe. Das LKA rät im Falle einer Bestellung und Bezahlung bei dem Fakeshop, den jeweiligen Zahlungsanbieter zu kontaktieren und die Zahlung zu stoppen.
Hamburg: Erste Pleite wegen des Virus in der Reisebranche
Der Hamburger Reiseveranstalter China Tours hat Insolvenzantrag gestellt. Das Wandsbeker Unternehmen bestätigte, dass dies wegen des Coronavirus nötig geworden sei. Alle Reisen nach China sind bis Ende April abgesagt.
Derzeit keine Hinweise auf eine "Zirkulation" des Coronavirus
Nach Aussage der Infektionsreferentin des schleswig-holsteinischen Gesundheitsministeriums, Anne Marcic, gibt es derzeit noch keine Hinweise darauf, dass das Corona-Virus in Schleswig-Holstein oder Hamburg zirkuliert. Der an dem neuen Coronavirus erkrankte Arzt aus Henstedt-Ulzburg im Kreis Segeberg ist gemeinsam mit seiner Ehefrau in häuslicher Isolation, so Landrat Jan Peter Schröder. Es werde untersucht, ob auch sie infiziert ist. Der Mann sei Jahrgang 1955.
Bürgermeisterwahl in Henstedt-Ulzburg findet statt
Die Bürgermeisterwahl in Henstedt-Ulzburg, dem Wohnort des infizierten Arztes, findet am Sonntag (1. März) statt. Es gebe derzeit keine Veranlassung, die Wahl abzusagen, sagte der Landrat des Kreises Segeberg, Jan Peter Schröder, auf der Pressekonferenz in Kiel.
Bei Verdacht auf Corona-Infektion telefonisch Kontakt mit Arzt aufnehmen
Auch Schleswig-Holsteins Gesundheitsminister Heiner Garg (FDP) weist darauf hin, dass sich Menschen, die glauben sich mit dem Coronavirus infiziert zu haben, nicht direkt zum Hausarzt oder in ein Krankenhaus gehen, sondern zunächst telefonisch Kontakt mit dem Hausarzt aufnehmen oder die Telefonnummer 116 117 (kassenärztlicher Notdienst) wählen sollten.
Hannover: Größter deutscher Reha-Kongress abgesagt
Das 29. Rehawissenschaftliche-Kolloquium, das vom 2. bis 4. März 2020 in Hannover stattfinden sollte, ist abgesagt worden. Hintergrund ist die Sorge um eine mögliche Weiterverbreitung des Corona-Virus, wie die Veranstalter mitteilten. Mit rund 1.600 Teilnehmern sei das Reha-Kolloquium der größte Reha-Kongress in Deutschland. Da zahlreiche Kongressteilnehmer aus Reha-Kliniken kommen, bestehe die Befürchtung, das Coronavirus könne auf diesem Wege auf Patienten in den Reha-Kliniken übertragen werden.
Niedersachsen: Schüler prophylaktisch beurlaubt
Der Landkreis Goslar hat elf Schülern und zwei Lehrern der Pestalozzi-Schule nach einer Freizeit in Südtirol empfohlen, bis Mitte März zu Hause zu bleiben. Das sei eine reine Vorsichtsmaßnahme angesichts des Coronavirus und mit der Schulleitung abgestimmt, so der Landkreis. Südtirol zähle zwar bisher nicht zu den Risikogebieten, ein Infektionsrisiko könne jedoch nicht vollständig ausgeschlossen werden.
Bei Verdacht erst Hotline anrufen
Die Hamburger Gesundheitssenatorin Prüfer-Storcks weist darauf hin, dass sich Bürgerinnen und Bürgern bei einem konkreten Infektionsverdacht über den Arztruf der Kassenärztlichen Vereinigung unter der Telefonnummer 116 117 melden sollen. Das wichtigste sei, keine Arztpraxis oder Notaufnahme aufzusuchen, dadurch könnten im Zweifel andere Patienten angesteckt werden.
In Hamburg befinden sich laut UKE derzeit 16 Patienten der Kinder- und Jugendmedizin unter Beobachtung und Isolation. Außerdem 16 Begleitpersonen der Kinder und Jugendlichen. Insgesamt 20 UKE-Mitarbeiter sind zudem von der Maßnahme betroffen, darunter zwölf Ärzte, die übrigen Pflegekräfte oder medizinisch-technisches Personal.
MV: Klassenfahrten nach Italien und Südkorea abgesagt
In Mecklenburg-Vorpommern haben wegen des Coronavirus erste Schulen Klassenfahrten abgesagt. Das Gymnasium Carolinum in Neustrelitz (Mecklenburgische Seenplatte) verzichtet auf die für Anfang März geplanten Austausch-Programme mit den Partnerschulen in Italien und Südkorea.
UKE: Arzt wieder symptomfrei
Dem betroffenen Arzt geht es nach Aussage von Joachim Prölß aus dem UKE-Vorstand gut. Er sei bereits wieder symptomfrei. Außerdem gebe es in der Arbeitsfähigkeit des UKE keine Einschränkungen. Es würden nach wie vor Patienten aufgenommen.
Laut Hamburger Gesundheitssenatorin ist der beste Schutz vor einer Infektion: häufiges Waschen der Hände und sich möglichst nicht ins Gesicht fassen.
Keine Veranstaltungsabsagen bislang
Was Veranstaltungen angeht, warte die Hamburger Behörde auf eine Empfehlung des Bundes. Daran werde sich Hamburg orientieren. Bislang gebe es keine Veranlassung, Veranstaltungen in Hamburg abzusagen, so Prüfer-Storcks.
UKE-Arzt bisher einziger Fall in Hamburg
Die Kontaktpersonen wurden und werden auf das neuartige Sars-CoV-2-Virus getestet und isoliert. Es seien derzeitig keine weiteren bestätigten Corona-Fälle in Hamburg bekannt, so Prüfer-Storcks.
Laut Hamburger Gesundheitssenatorin Cornelia Prüfer-Storcks handelt es sich bei dem betroffenen Mann um einen Arzt der Kinder- und Jugendmedizin des UKE. Es sind 50 Kontaktpersonen ermittelt worden.
Pressekonferenz zur Lage in Henstedt-Ulzburg
Um 14 Uhr wollen der schleswig-holsteinische Gesundheitsminister Heiner Garg (FDP) und Jan Peter Schröder, Landrat im Kreis Segeberg, weitere Informationen bekannt geben und über die Vorkehrungen am Wohnort Henstedt-Ulzburg des Patienten informieren. Auch diese Pressekonferenz überträgt NDR im Livestream.
Außerdem sendet das NDR Fernsehen ab 12 Uhr ein NDR Info Extra zum ersten Coronavirus-Fall im Norden
12 Uhr: Pressekonferenz zur Lage am UKE
Der Fachstab Seuchenschutz der Hamburger Gesundheitsbehörde kam noch in der vergangenen Nacht mit Expertinnen und Experten des UKE zusammen, um über das weitere Vorgehen zu beraten. Am Mittag wollen die Hamburger Gesundheitssenatorin Cornelia Prüfer-Storcks (SPD), Behörden und die Klinik bei einer Pressekonferenz weitere Details zu dem Fall bekannt geben. NDR.de überträgt die Pressekonferenz ab 12 Uhr per Livestream.
Erster Corona-Fall im Norden
Bei dem ersten in Norddeutschland an dem neuen Coronavirus erkrankten Mann handelt es sich um einen Arzt. Der Hamburger Gesundheitsbehörde zufolge hatte der Mann in der norditalienischen Region Trentino Urlaub gemacht - sie gilt derzeit nicht als Corona-Risikogebiet. Am vergangenen Sonntag kehrte er zurück und nahm am Montag die Arbeit auf. Als sich am Dienstag erste Krankheitssymptome zeigten, brach er seinen Dienst ab. Am Donnerstag wurde er auf den Erreger SARS-CoV-2 getestet - am späten Abend lag das positive Testergebnis vor.