Auftaktveranstaltung zur Hamburger Woche der Pressefreiheit: Porträts der Gäste
Mit der Auftakt-Matinée unter dem Motto "Was hält uns noch zusammen" hat am Sonntag die "Hamburger Woche der Pressefreiheit" begonnen. Die Veranstaltung wurde auf NDR Info live übertragen. Moderator Ingo Zamperoni begrüßte im Rolf-Liebermann-Studio in Hamburg diese prominenten Gäste.
Maja Göpel
Schon mit 14 begann Maja Göpel der Frage nachzugehen, warum wir als Gesellschaft nicht die Welt schaffen, die wir uns als Individuen wünschen. Dabei begann sie zu lernen, die Welt neu zu denken. Heute beschäftigt sich die Transformationsforscherin mit unserer polarisierten Gesellschaft und der Demokratie, die mehr sei als nur Stimmenabgabe. Göpel geht es um Debatte und konstruktiven Streit, statt radikaler Botschaften im Netz. Auch die Gesellschaft gerate gerade an Kipp-Punkt, sagt die Wissenschaftlerin, ausgelöst durch zunehmenden Populismus, Desinformation und „parallelen Nachrichtenwelten“. Was ist Presse, was nicht? Maja Göpel sieht auch die Pressefreiheit an einem Kipp-Punkt und bringt Antworten mit, wie wir sie stärken können. Transformationszeiten wie heute, meint Göpel, helfen den Blick für das Wesentliche zu schärfen.
Georg Mascolo
"Journalismus ist unverzichtbar in der Demokratie, er liefert den Menschen die Informationen die sie benötigen, um ihre eigenen Entscheidungen zu treffen", sagt Georg Mascolo, einer der profiliertesten Investigativ Journalisten Deutschlands. Was sich liest wie eine Binsenweisheit stösst heute bei immer mehr Menschen auf Unverständnis. Sie unterstellen Berichterstattenden zu viel Nähe zur Politik, beschimpfen Reporterinnen und Reporter als "Lügenpresse". Ein Begriff, den Georg Mascolo als Unverschämheit empfindet. Der ehemalige Chefredakteur des Nachrichtenmagazins "Der Spiegel" und Leiter des Rechercheverbundes von NDR, WDR und Süddeutscher Zeitung verantwortete große Investigativ-Recherchen wie die "Panama Papers" oder den VW-Abgasskandal. Daher hat sein Wort Gewicht, wenn er mahnt, sich mit Positionen und Meinungen zu beschäftigen, die man nicht teile und in der Berichterstattung Nachricht wieder stärker von Kommentierung zu trennen. Wenn es darum gehe Glaubwürdigkeit zu verteidigen und zurück zu gewinnen, seien Journalistinnen und Journalisten in der Pflicht.
Juli Zeh
Sie ist eine streitbare Stimme für bürgerliche Freiheiten in Deutschland, deren Argumenten man zuhört. Debatten sind ihr wichtig, vor allem das Zuhören. Juli Zeh ist Schriftstellerin und Richterin am Landesverfassungsgericht Brandenburg. In ihren Büchern, in Interviews und öffentlichen Diskussionen setzt sie sich mit gesellschaftlichen und politischen Entwicklungen auseinander, darunter der Polarisierung von Meinungen. Die Rolle der Medien sieht sie in diesem Zusammenhang kritisch: Durch Sensationslust und Clickbaiting befeuerten sie eine Kultur der Hysterie, schadeten damit dem gesellschaftlichen Zusammenhalt und demokratischen Prozessen, sich ein eigenes Bild zu machen und damit Entscheidungen zu treffen. "Der Wettstreit von Argumenten ist in der Demokratie nicht nur eine schöne Tugend" sagt Zeh, "vielmehr der pragmatische Weg, auf dem wir zu den besten Lösungen kommen."
Johanna Weinhold
Johanna Weinhold ist Journalistin und Autorin beim MDR und der Leipziger Volkszeitung. Die gebürtige Sächsin lebte eine Zeit lang im Landkreis Sächsische Schweiz Osterzgebirge, wo die AfD bei der Europawahl 2024 mehr als 39 Prozent der Stimmen bekam. Die Arbeit für Journalisten werde in Sachsen immer schwieriger, sagt Weinhold. Medienschaffende würden zunehmend persönlich bedroht und beschimpft: Weinhold wurde schon als "Zwangsgebührenhure" bezeichnet. Und nicht nur das. Im Alltag bekommt sie ihren Beruf ebenso zu spüren. Davon wird sie erzählen und von rauhen, populistischen Tönen in sozialen Medien, die letztlich auch die Pressefreiheit einschränken.