Das ist eine berechtigte Frage. In Deutschland gibt es rund 20 Millionen Pendler mit einem durchschnittlichen Arbeitsweg von gut 17 Kilometern. Knapp 4 Millionen Menschen fahren ungefähr 50 Kilometer pro Strecke. Dafür sind herkömmliche E-Autos ideal. Bei Langstrecken ist es etwas anderes. Reichweite steht auch deshalb im Fokus, weil es ein Stück weit Glaubensfrage ist. Viele nutzen das Argument, um die Vorteile des Verbrenners zu betonen. Aber klar, bei vielen ist natürlich auch die Angst groß, liegenzublieben. Im E-Auto hat man eben keinen Reservekanister. Und die Hersteller geben im immer noch Reichweiten an, die in der Praxis kaum zu erreichen sind.
Selbst in China gibt es bislang keine Serienfahrzeuge. Daher muss man sich noch auf die Herstellerangaben verlassen. Die Nummer eins unter den Batteriekonzernen, CATL, hat gerade eine solche Batterie angekündigt. Auch der Hersteller Nio hat schon entsprechende Tests durchgeführt. Per Livestream konnte man die verfolgen und es hat funktioniert. Die Technik ist aber gar nicht ganz neu. Die gab es schon in einem Tesla: LFP-Akkus. Das sind Lithium-Eisenphosphat-Akkus. Der Vorteil ist die hohe Energiedichte. Das bedeutet, dass mehr Speicher pro Kilogramm möglich ist, was die Batterie im Verhältnis leichter macht. Ob es am Ende tatsächlich für 1.000 Kilometer im Alltag reicht, ist noch schwer zu sagen.
Die Preise werden sinken, aber nicht unbedingt wegen dieser LFP-Akkus, sondern wegen anderer Techniken, etwa den Natrium-Ionen-Akkus. Die gab es früher auch schon, galten aber immer als sehr schwer, sehr ineffizient. Inzwischen hat sich das deutlich verbessert. Überhaupt haben sie große Vorteile: Sie arbeiten mit Kochsalz. Das gibt es ja praktisch unbegrenzt, es ist preiswert und auch umweltschonend: Man braucht für diese Akkus weder Lithium noch Kobalt. Außerdem sind sie nicht so temperaturempfindlich und daher kaum entflammbar. Der Nachteil ist die nicht ganz so hohe Energiedichte, sodass sie immer etwas schwerer sein werden. Von daher gibt es den Trend in der Branche, LFP-Akkus für die Langstrecke in Premiumautos zu verbauen und die Natrium-Akkus in günstigere Modele mit einer Kapazität von 300 bis 400 Kilometern. In China gibt es seit einem halben Jahr ein entsprechendes Serienfahrzeug. Das kostet 10.500 Euro - übrigens rausgebracht von einem Partner von VW.
Bei den Natrium-Akkus dauert es etwa 20 Minuten bis zur 80-prozentigen Ladung. Das ist ungefähr das Niveau der schnellsten Akkus heute. Die LFP-Akkus sollen sehr viel schneller sein. Von 15 Minuten für eine 1000-Kilometer-Ladung ist die Rede. Im Verhältnis entspricht das in etwa der herkömmlichen Tankdauer an der Zapfsäule für 400 Kilometer, die etwa fünf Minuten beträgt. Für das schnelle Aufladen müssen dann allerdings auch die Ladesäulen wirklich mitspielen.
In Deutschland gibt es zur Zeit ungefähr 110.000 Ladepunkte, bis 2030 sollen es eine Million sein. Das scheint unrealistisch, denn dafür müsste sich die Geschwindigkeit des Ausbaus verdreifachen. Man muss allerdings differenzieren: In der Stadt, in den Metropole und auf den Autobahnen gibt es große Lücken. Aber schätzungsweise 80 Prozent laden ihre Autos zu Hause oder bei der Arbeit auf. Wenn sich aber die Reichweiten jetzt tatsächlich erhöhen und auch die Ladegeschwindigkeiten, wird die Zahl der Ladesäulen am Ende nicht maßgeblich sein.
Vielleicht keine Trendwende, aber es dürfte ein wichtiger Schritt sein. Voraussetzung ist, dass diese Akkus dann auch verfügbar und bezahlbar sind. Das aber ist nicht alles: Der Strompreis an den Ladesäulen muss auf jeden Fall sinken und auch die Politik ist gefragt. Das Aus der Kaufprämie hat für Verunsicherung gesorgt und die aktuelle Diskussion um das nun doch umstrittene Ende des Verbrennermotors ist auch nicht hilfreich, um die E-Mobilität voranzutreiben.