Zahl der gewaltorientierten Islamisten steigt in Hamburg

Stand: 02.05.2024 13:17 Uhr

In Hamburg wächst die Zahl gewaltbereiter Islamisten weiter an. Sorgen bereiten den Sicherheitsbehörden dabei besonders die Anwerbeversuche im Internet.

Gut 1.500 Menschen galten Ende vergangenen Jahres in Hamburg als gewaltorientierte Islamisten - 200 mehr als zwei Jahre zuvor. Seit 2019 nahm die Zahl in der Hansestadt um gut 13 Prozent zu. Das hat jetzt eine Anfrage der Linken an den Senat ergeben. Aktuell werden demnach im Bereich "religiöse Ideologien" 19 Personen in Hamburg als Gefährder geführt - also als Menschen, denen die Polizei schwere Gewalttaten bis hin zu Terroranschlägen zutraut. "Zehn der 19 Gefährder befinden sich derzeit entweder im In- oder im Ausland in Haft", heißt es in der Antwort. Weitere vier halten sich demnach im Ausland auf. 

"Extremismus 3.0" - Social Media als Motor

Linken-Fraktionschefin Cansu Özdemir fordert nun mehr Aufklärungsarbeit und klare Kante gegen Gruppen wie "Muslim interaktiv", die die umstrittene Demo am vergangenen Sonnabend mit mehr als 1.000 Teilnehmenden organisiert hatte. Das Problem: Die Aktivitäten finden fast ausschließlich im Netz statt - etwa bei Tiktok. SPD-Innenexperte Sören Schumacher spricht deshalb von einem "Extremismus 3.0": Es gebe kaum organisierte Strukturen - kein Vereinslokal, das man schließen könne, oder Konten, die man sperren könne. Trotzdem haben die SPD-Innenpolitiker und -politikerinnen der Länder Anfang der Woche in Erfurt bei der Bundesinnenministerin auf ein Verbot gedrängt.

Verfassungsschutz stellt neue Erkenntnisse demnächst vor

Neue Erkenntnisse über die Hamburger Islamistenszene will der Verfassungsschutz Anfang Juni in seinem nächsten Jahresbericht präsentieren. Dabei könnte es auch um die Arbeit einer Internet-Spezialeinheit gehen, die das Hamburger Landesamt vor einem Jahr gegründet hat.

Weitere Informationen
Das Straßenschild vom Steindamm in der Nähe des Hauptbahnhofes in Hamburg © picture alliance Foto:  Daniel Reinhardt

Hamburger Steindamm: Demonstration gegen Islamisten geplant

Am Sonnabend wollen demokratische Organisationen auf die Straße gehen. Es ist eine Antwort auf die Kundgebung von "Muslim Interaktiv". (30.04.2024) mehr

Hamburger Rathaus © fotolia.com Foto: VRD

Hamburg: CDU kritisiert Rot-Grün für Umgang mit "Muslim Interaktiv"

Die CDU ist unter anderem sauer, weil SPD und Grüne eine Sondersitzung des Innenausschusses zur Islamisten-Demo am vergangenen Wochenende ablehnen. (30.04.2024) mehr

Mehrere hundert Demonstranten mit weißen Fahnen und Plakaten bei einer Demonstration am Hamburger Steindamm. © picture alliance / ABB

Nach Islamisten-Demo in Hamburg: Forderungen nach Konsequenzen

Die Demonstration von Islamisten in Hamburg sorgt bundesweit für Diskussionen. Im Mittelpunkt steht die Frage, warum die Veranstaltung nicht verboten wurde. (28.04.2024) mehr

Torsten Voß, Chef des Hamburger Verfassungsschutzes © Screenshot

Hamburger Verfassungsschutz warnt vor Propaganda von Islamisten

Rund um den Ramadan gibt es in Hamburg viele Veranstaltungen, die laut Verfassungsschutz zum Teil von radikalen Islamisten missbraucht werden. (05.04.2024) mehr

Dieses Thema im Programm:

NDR 90,3 | NDR 90,3 Aktuell | 02.05.2024 | 13:00 Uhr

Mehr Nachrichten aus Hamburg

Päckchen mit Kokain lagern in Hamburg bei der Zollbehörde. © picture alliance Foto: Axel Heimken

Hafen Hamburg: 2024 weniger Kokain sichergestellt als im Vorjahr

2024 wurden nach bisherigen Veröffentlichungen fünf Tonnen Kokain im Hafen sichergestellt. 2023 waren es noch 34 Tonnen. mehr