Von alten Schiffen und Bauen am Wasser: der Architekt Volkwin Marg
Volkwin Marg ist einer der bedeutendsten deutschen Architekten. Eine große Leidenschaft verbindet ihn mit alten Schiffen, dem Segeln und dem Hafen. Im Hamburger Hafenkonzert bei NDR 90,3 erzählt er davon.
Mit seinem langjährigen Partner Meinhard von Gerkan gründete Volkwin Marg 1965 in Hamburg das Architekturbüro gmp. Neben Projekten in aller Welt hat er auch das Bild seiner Wahlheimatstadt Hamburg entscheidend mitgeprägt.
Vom jungen Bootsbauer zum Architekten
Geboren in Danzig, interessiert sich Marg schon als Kind für Schiffe und Werften. Eine Faszination, die ihn danach nie mehr loslässt. Als Jugendlicher baut er in Mecklenburg seine ersten eigenen Boote. Als junger Mann segelt er mit Kommilitonen nach England und Irland. Sein Architekturstudium führt Marg unter anderem in die Niederlande. Dort beschäftigt er sich nicht nur mit dem Thema Städtebau am Wasser, sondern lernt auch die vielen traditionellen Schiffstypen kennen.
Faszination alte Schiffe
Nach dem Studium geht Marg nach Hamburg, um seine Karriere als Architekt zu starten. Er renoviert für sich und seine Familie ein marodes Haus in Oevelgönne und baut sein erstes historisches Segelschiff originalgetreu um. 1976 gründet er mit Gleichgesinnten den Museumshafen Oevelgönne.
Eine mehr als vierzig Jahre lange Fahrens- und Erfahrenszeit, wie er es nennt, verbindet Marg mit dem Dreimastbramsegelschoner "Activ". Er kauft den außer Dienst gestellten dänischen Frachtsegler 1975 und fährt jahrelang zur Werft nach Dänemark, um mit Familie und Freunden am Schiff zu arbeiten. Segelreisen führen ihn später in die Ostsee, aber auch ins Mittelmeer und in die Karibik.
Vom Bauen am Wasser
In Hamburg sind unter anderem das Hanseviertel, die Glas-Überdachung am Museum für Hamburgische Geschichte, die Flughafen-Terminals oder die neue U- und S-Bahnstation Elbbrücken nach seinen Entwürfen entstanden. Immer wieder meldet sich Marg zu Wort, wenn es um Fragen der Hamburger Stadtentwicklung geht.
Schon früh beschäftigt er sich mit der Frage, wie ehemals industriell genutzte Flächen am Wasser - etwa entlang der Hamburger Kanäle - für die Stadtentwicklung genutzt werden können. Hamburgs wichtigstes Stadtentwicklungs-Projekt der Nachkriegszeit, die Hafencity, geht auf einen Grundplan von Marg zurück.
Stadtentwicklung - das "große Ganze" sehen
Neues erschaffen, ohne dabei die Geschichte eines Ortes aus den Augen zu verlieren. Nicht nur einzelne Projekte, sondern immer auch das große Ganze sehen. Das ist ihm wichtig. Als der Fischauktionshalle in Altona der Abriss droht, setzt er sich dafür ein, dass das Gebäude erhalten bleibt. Auch dass Hafenbecken wie der Sandtorhafen nicht wie geplant zugeschüttet werden, geht auf seine Initiative zurück.
Atemberaubende Kontraste
Im Jahr 2020 verleiht Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) Marg die Bürgermeister-Stolten-Medaille für "bleibende Verdienste um Hamburg". Bis heute gibt es auch immer wieder Entwicklungen, die er kritisch sieht: Die Planung des neuen Deutschen Hafenmuseums an zwei verschiedenen Standorten ist aus seiner Sicht ein großer Fehler, der Sprung über die Elbe auf den Kleinen Grasbrook für ihn ein viel zu kleiner Hopser. So oder so aber ist er von seiner Stadt Hamburg bis heute fasziniert: "Das Atemberaubende ist das Gegenüber von Stadt und Hafen. Auf der einen Seite die Stadt, auf der anderen Seite die gigantische Hafenindustrie als Ästhetik der Ingenieurbaukunst. Dieser Kontrast ist das Faszinosum der Stadt Hamburg."
Segeln - die "unermessliche Freiheit"
Der Dreimaster "Activ" gehört mittlerweile einer Stiftung. Das Schiff ist für Forschungsexpeditionen unterwegs. Wenn Marg heute segeln geht, dann auf einem kleinen hölzernen Segelboot auf der Schlei. Die Erinnerungen an viele schöne Stunden auf dem Wasser sind immer dabei: "Diese unermessliche Freiheit, wenn man mit dem Schiff auf See geht und wenn nicht mehr die Uhr, sondern das Wetter die Zeit bestimmt. Das ist fantastisch."