Rückkehr zu G9 an Gymnasien: Unterschriftensammlung startet
Neun Jahre an den Stadtteilschulen, acht Jahre an den Gymnasien: Das ist der Weg in Hamburg zum Abitur. Ein Volksbegehren will das ändern. Es fordert das Abi nach neun Jahren auch an den Gymnasien. Am Dienstag begann die Unterschriftensammlung.
Das "Turbo-Abi" habe ausgedient und Gymnasien müssten zukunftsfest gemacht werden, meinen die Initiatorinnen und Initiatoren. Sie argumentieren, dass Hamburg mit dem G8 - dem Abitur nach acht Jahren - inzwischen eine Sonderrolle in Deutschland einnehme. Gymnasiastinnen und Gymnasiasten seien in Hamburg schlechter gestellt als in anderen Bundesländern: Sie hätten einen volleren Stundenplan und ihnen fehle ein Jahr für die psychische und soziale Reife. Das Volksbegehren will das Abi nach neun Jahren nicht auf einen Schlag einführen, sondern mit Klasse 5 aufwachsend.
Schulbehörde sieht keinen Bedarf für G9 an Gymnasien
Die Schulbehörde hält wenig von der Forderung: Hamburg habe ein gut funktionierendes Schulsystem, flächendeckend mit zwei weiterführenden Schulformen, sagte Schulsenatorin Ksenija Bekeris (SPD). Neben dem Abi nach acht Jahren an den Gymnasien könne man an den Stadtteilschulen nach neun Jahren Abitur machen. Für G9 an Gymnasien gebe es deshalb keine Notwendigkeit. Die Schüler:innenkammer geht sogar noch einen Schritt weiter: Statt G9 brauche es eine Schule für alle - also die Abschaffung der Gymnasien.
66.000 Unterschriften für einen Volksentscheid
Das Volksbegehren hat nun drei Wochen Zeit, um rund 66.000 Unterschriften zu sammeln. Sollte es erfolgreich sein, müsste die Bürgerschaft darüber abstimmen. Im nächsten, finalen Schritt könnte es dann zu einem verbindlichen Volksentscheid kommen.
Erster Anlauf 2014 gescheitert
Es ist bereits der zweite Anlauf für eine Rückkehr zum Abitur nach neun Jahren. 2014 war die Initiative "G9-Jetzt-HH" jedoch beim Volksbegehren gescheitert. Statt der damals notwendigen 63.000 Unterschriften waren nur etwa 45.000 zusammengekommen.
G8 an Gymnasien im Schuljahr 2002/2003 eingeführt
Hamburg hat das achtstufige Gymnasium im Schuljahr 2002/2003 eingeführt, 2010 war dann das Jahr des Doppelabiturs. Zudem gingen die Stadtteilschulen als Ersatz der Haupt- und Realschulen an den Start. In ihnen kann seither das Abitur nach neun Jahren abgelegt werden. In den vergangenen Jahren sind fast alle westdeutschen Bundesländer wieder zu G9 zurückgekehrt. Darunter sind auch große Flächenländer wie Nordrhein-Westfalen oder Bayern sowie Hamburgs Nachbarländer Niedersachsen und Schleswig-Holstein.