Pogromnacht vor 86 Jahren: Gedenken im Hamburger Grindelviertel
Im Hamburger Grindelviertel wurde am Samstagabend der Pogromnacht am 9. November vor 86 Jahren gedacht. Anhänger des Nationalsozialismus drangsalierten und töteten damals in ganz Deutschland Juden, verwüsteten ihre Geschäfte und brannten Synagogen nieder.
Eine Gedenkveranstaltung gab es am Standort der ehemaligen Bornplatzsynagoge im Hamburger Grindelviertel, die von den Nazis in Brand gesteckt wurde. Hier versammelten sich am frühen Abend rund 300 Menschen.
"Spüren Druck, aus der Öffentlichkeit zu verschwinden"
Der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Hamburg, Philipp Stricharz, betonte, wie aktuell das Thema Antisemitismus ist. Denn seit dem Überfall der Hamas auf Israel und dem seitdem andauernden Gaza-Krieg ist die Zahl antisemitischer Straftaten auch in Deutschland stark gestiegen. Stricharz: "Wir spüren einen immer stärkeren Druck, aus der Öffentlichkeit zu verschwinden. Es ist immer weniger möglich, mit israelischen, mit jüdischen Symbolen in der Öffentlichkeit unterwegs zu sein. Und das ist genau das, was Antisemiten wollen."
Veit: Gedenken unter besonderem Vorzeichen
Auch Bürgerschaftspräsidentin Carola Veit (SPD) nahm an der Veranstaltung teil. Sie betonte, dass das heutige Erinnern und Gedenken unter einem besonderen Vorzeichen stehe: "Wir sehen, dass antisemitische Übergriffe in Europa, auch in unserer Stadt zunehmen und dass jüdische Kinder, Jugendliche und Erwachsene Angst haben und sich nicht trauen, ihre jüdischen Symbole zu tragen. All das ist eine schlimme Entwicklung. Wir versuchen natürlich als Stadt dagegenzuhalten und wir müssen alles tun, was in unserer Macht steht."
Tschentscher: "Wir dulden keinen Antisemitismus"
Im Vorfeld der Veranstaltung auf dem Bornplatz hatte Hamburgs Erster Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) gesagt: "Jüdinnen und Juden haben einen festen Platz in unserer Stadtgesellschaft". Er stellte klar: "Wir dulden keinen Antisemitismus."
Im Grindelviertel stellten Anwohnerinnen und Anwohner am Abend Kerzen an die Stolpersteine im Viertel. Diese erinnern an Opfer des Nationalsozialismus. Die Aktion "Grindel leuchtet" findet bereits seit vielen Jahren statt.
Bornplatzsynagoge wird wieder aufgebaut
Die Bornplatzsynagoge am Grindel war ein Zentrum des jüdischen Lebens in Hamburg und weit darüber hinaus. Im November 1938 setzte ein nationalsozialistischer Mob das Gebäude in Brand. Im Jahr darauf wurde es auf Kosten der jüdischen Gemeinde abgerissen. Heute erinnert nur ein großes Mosaik im Boden an die Umrisse des Gotteshauses. Und für einen Wiederaufbau der Bornplatzsynagoge laufen die Vorarbeiten. Bund und Stadt geben dafür jeweils 65 Millionen Euro.