Pläne für mehr Abschiebungen: Geteilte Meinungen in Hamburgs Politik

Stand: 25.10.2023 13:54 Uhr

Die Bundesregierung will das Abschieberecht deutlich verschärfen. Einen entsprechenden Gesetzentwurf hat das Bundeskabinett am Mittwoch beschlossen. In Hamburg werden die neuen Regelungen von den Parteien unterschiedlich bewertet.

Unter anderem soll die Höchstdauer des Ausreisegewahrsams von 10 auf 28 Tage verlängert und Abschiebungen vorab nicht mehr angekündigt werden. Die Polizei soll auch Gemeinschaftsunterkünfte durchsuchen dürfen. Die Pläne müssen noch vom Bundestag beraten und beschlossen werden.

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Boris Pistorius, Bundesminister der Verteidigung, und Nancy Faeser, Bundesministerin für Inneres und Heimat, nehmen an der Sitzung des Bundeskabinetts teil. © dpa Foto:  Kay Nietfeld

Bundeskabinett billigt Faesers Pläne für mehr Abschiebungen

Asylbewerber ohne Aufenthaltsrecht sollen künftig schneller ausgewiesen werden. Zudem soll der Ausreisegewahrsam verlängert werden. Mehr dazu auf tagesschau.de. extern

Hamburgs CDU begrüßt den Entwurf

"Längst überfällig", sagt Dennis Gladiator, innenpolitischer Sprecher der CDU-Fraktion zum Gesetz für schnellere Abschiebungen. "Es handelt sich jetzt um einen kleinen Schritt in die richtige Richtung", so Gladiator. Allerdings bezweifelt er, dass der Grüne Koalitionspartner in Berlin den Weg mitgeht.

SPD und Grüne mit geteilten Meinungen

Auch in Hamburg ist die rot-grüne Regierung beim Thema Abschiebung uneins. Während der Innensenator Andy Grote (SPD) die schärferen Regelungen begrüßt, glaubt der fluchtpolitische Sprecher der Grünen, Michael Gwosdz, nicht, dass mehr Abschiebungen die Belastung durch die Migration lösen können: "Wir brauchen Arbeitskräfte, wir brauchen Migration. Wir müssen den Bürokratiestau auflösen, wir müssen die Arbeitsverbote aufheben - und wir brauchen mehr finanzielle Unterstützung vom Bund", so Gwosdz.

AfD erwartet nun Taten

Ähnlich denkt Carola Ensslen von den Linken: "Eine solche Politik heizt lediglich die Stimmung gegen Geflüchtete weiter auf." Mehr Abschiebungen fordert die Hamburger AfD seit Langem. AfD-Chef Dirk Nockemann erwartet nun auch Taten.

Ein Flugzeug fliegt hinter Stacheldraht © picture alliance Foto: Robert Schlesinger
AUDIO: Hamburger Reaktionen auf bundesweite Pläne für mehr Abschiebungen (1 Min)

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Dieses Thema im Programm:

Hamburg Journal | 25.10.2023 | 19:30 Uhr

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