Widerstand gegen neuen Stadtteil Oberbillwerder
Am Hamburger Stadtrand im Bezirk Bergedorf soll Hamburgs 105. Stadtteil Oberbillwerder entstehen. Es ist eines der größten geplanten Neubau-Projekte der Stadt. Eigentlich sollten in diesem Jahr die Erschließungsarbeiten starten, aber auch aus Naturschutzgründen wächst der Widerstand.
Der geplante neue Stadtteil Oberbillwerder im Bezirk Bergedorf soll direkt auf Wiesen und Äckern entstehen, die der Stadt gehören. Sie liegen nördlich der S-Bahn Allermöhe. Bis zu 7.000 Wohnungen sind geplant. 15.000 Menschen sollen dort in Zukunft leben.
Pappeln durften nicht gefällt werden
In Bergedorf sollten im Winter eigentlich mehrere Pappeln gefällt werden, um Ausgleichsflächen für den neuen Stadtteil Oberbillwerder zu schaffen. Jan Diegelmann und seine Mitstreiter von der Initiative "Dorfgemeinschaft Billwärder" haben dagegen erfolgreich geklagt. Das Oberverwaltungsgericht hat Ende Februar entschieden, dass die Stadt die Bäume nicht fällen darf. Auch aufgrund geschützter Fledermäuse. Diegelmann: "Diese Bäume sind von Fledermäusen bewohnt, die in diesen Bäumen überwintern. Die Bäume sind größtenteils hohl, weil sie auch sehr alt sind. Und aus diesem Grund gehen wir davon aus, dass dieses Konzept überarbeitet werden muss von der Umweltbehörde". Dies würde nach Einschätzung des Umweltschützers erst eine Fällung der Bäume im nächsten Winter möglich machen. Die Folge wäre, dass sich der Bau von Oberbillwerder um ein Jahr verzögert, so Diegelmann.
Bezirks-CDU will Stadtteil Oberbillwerder verhindern
Auch die CDU will das Bauprojekt Oberbillwerder stoppen. Julian Emrich, Bezirksfraktionsvorsitzender der CDU Bergedorf: "Mit dem Urteil stellt sich die Frage, welche Gutachten sonst noch fehlerhaft sind und an welchen Stellen Senat und Behörden sonst noch fehlerhaft gearbeitet haben." Er kündigt an: "Da werden wir noch tiefer reinschauen und versuchen, Oberbillwerder zu verhindern."
Sand für den neuen Stadtteil
Hinzu könnte noch ein weiteres Problem kommen: Ab dem Herbst soll hier bis zu zwei Meter hoch Sand aufgeschüttet werden, um den Bau des neuen Stadtteils vorzubereiten. So wie es aktuell auf dem Grasbrook gegenüber der Hafencity passiert. Aber es gibt Berichte, dass der städtische Projektentwickler IBA, der für die Planungen für Oberbillwerder zuständig ist, nicht genügend Firmen für die Sandaufschüttungen findet. Doch das weist Kay Gätgens, Leiter IBA Hamburg, zurück: "Wir haben eine Markterkundung gemacht. Es ist ja auch so, dass nicht 113 Hektar auf einmal mit Sand gefüllt werden. Es wird Abschnittsweise stattfinden. Über die Jahre sind wir sehr zuversichtlich dass wir ausreichend Sand zur Verfügung haben werden."
Projekt soll gegen Wohnungsknappheit helfen
Erschließung und Bau des neuen Stadtteils sollen sich über 15 bis 20 Jahre erstrecken. Emrich sagt dazu: "Es Ist nicht von A bis Z zu Ende durchdacht worden." Sein Vorwurf: Man wolle Oberbillwerder möglichst schnell planen, "möglicherweise auch um das Thema vor Wahlen abzuräumen". Es werde nicht ausreichend auf Details geschaut. Wird es für für Oberbillwerder also eng? Im Juni sind Bezirkswahlen und im kommenden Jahr ist dann auch Bürgerschaftswahl. Gätgens sagt dazu: "Wir machen ja keine Projektentwicklung für Wahlen sondern dafür, dass wir für 15.000 Menschen Wohnungen schaffen wollen in einer Stadt, deren Problem hohe Mieten und eine gewisse Wohnungsknappheit sind." Die Kritiker von Oberbillwerder hoffen trotzdem, dass sie das Bauprojekt noch stoppen können.