Zwei Wärmepumpen stehen an einem modernen Einfamilienhaus in der Bauphase. © IMAGO / Zoonar
Zwei Wärmepumpen stehen an einem modernen Einfamilienhaus in der Bauphase. © IMAGO / Zoonar
Zwei Wärmepumpen stehen an einem modernen Einfamilienhaus in der Bauphase. © IMAGO / Zoonar
AUDIO: Mehr Anträge für Wärmepumpen - "Nachfrage hängt von Förderung ab" (10 Min)

Nachfrage-Boom für Einbau von Wärmepumpen kurz vor der Wahl

Stand: 28.01.2025 11:33 Uhr

Die ungewisse Zukunft der staatlichen Wärmepumpen-Förderung funktioniert offenbar wie ein Motor für die Nachfrage: Wenige Wochen vor der Bundestagswahl stieg die Zahl der Anträge stark an. Kunden und die Energiebranche wünschen sich, dass die Förderung weiterläuft.

von Ann-Brit Bakkenbüll

Hammer, Schraubenzieher und viele Zangen: Fein sortiert hängt jede Menge Werkzeug über einer Arbeitsplatte im Keller von Siegfried Tenner. Wo früher die alte Ölheizung stand, hat der 68-Jährige in seinem Haus in Hamburg-Sasel jetzt Platz für einen Werkraum. Vor fünf Monaten ist der Rentner auf eine Wärmepumpe umgestiegen, die Gesamtkosten dafür beliefen sich auf etwa 40.000 Euro.

Die staatliche Förderung war für Hausbesitzer Tenner ein wichtiger Bestandteil der Finanzierung für die Modernisierung, auch wenn die Förderung die entstandenen Kosten nicht komplett abdeckt: "Man spricht immer von 50 Prozent, aber das ist nicht die ganze Wahrheit. Es ist schon noch ein bisschen weniger. Trotzdem hilft es natürlich ohne Zweifel bei der Investition in dieses gesamte System." Insgesamt 15.000 Euro Förderung gab es am Ende für den Rentner. Der Zuschuss ist abhängig vom eigenen Einkommen, maximal liegt er derzeit bei 21.000 Euro.

Weitere Informationen
Eine Wärmepumpe vor einer Hausfassade. © Colourbox Foto: Ingrid Balabanova

Wärmepumpe: Was kostet sie, wie funktioniert sie im Altbau?

Wärmepumpen werden vom Staat gefördert, trotzdem kursieren über sie viele Vorurteile. Antworten auf wichtige Fragen. mehr

CDU will Heizungsgesetz grundlegend ändern

Wie es mit den staatlichen Zuschüssen nach der Bundestagswahl am 23. Februar weitergeht, ist offen. Die jetzige Regelung gilt nur so lange, bis die neue Bundesregierung einen neuen Haushalt beschlossen hat. Die CDU hat bereits angekündigt, dass Heizungsgesetz grundlegend zu ändern, wenn sie die Regierungsverantwortung erhält. Viele Verbraucher wollen sich nun offenbar, bevor das passiert, noch die Zuschüsse bei der Förderbank KfW sichern, wie aus Zahlen des Bundeswirtschaftsministeriums hervorgeht.

34.000 Förderanträge allein im Dezember

In den vergangenen Monaten gab es auf jeden Fall einen sprunghaften Anstieg der Förderanträge und damit auch der Bewilligungen. Während im Juli 2024 bundesweit knapp 14.000 Anträge genehmigt wurden, waren es im November bereits fast 19.000 Anträge - und im Dezember mit mehr als 34.000 noch einmal knapp doppelt so viele. Um die Förderung geltend zu machen, haben Kundinnen und Kunden drei Jahre Zeit.

Preise für Wärmepumpen sind zuletzt gesunken

Alexander Willers vom Energie-Start-up 1,5 Grad aus Hamburg. © NDR
Auch Energie-Experte Alexander Willers blickt gespannt auf die weitere Entwicklung nach der Wahl.

Beim Energie-Start-up 1,5 Grad in Hamburg sieht man auch noch andere Gründe für den Anstieg der Förderanträge, wie Vertriebsleiter Alexander Willers erklärt: "Die Preise für Wärmepumpen sind in den vergangenen Wochen und Monaten um fünf bis acht Prozent gesunken. Wärme ist zurzeit ein großes Thema, auch durch die anstehenden Wahlen. Das macht sich also schon bemerkbar bei der Nachfrage."

Branche fordert verlässliche Rahmenbedingungen

Energie-Fachmann Willers fordert daher von der Politik zuverlässige und stabile Rahmenbedingungen, was die Förderung für die Modernisierung von alten Öl- oder Gasheizungen hin zu Wärmepumpen betrifft. Denn abzulesen aus den Statistiken ist auch, dass sich - trotz der zuletzt gestiegenen Anzahl von Anträgen - der tatsächliche Absatz im vergangenen Jahr fast halbiert hat: Wurden 2023 noch 356.000 Wärmepumpen verkauft, waren es 2024 nur noch 193.000. Zum Vergleich: Das Ziel der Bundesregierung ist, dass pro Jahr mindestens 500.000 Wärmepumpen eingebaut werden sollen.

Hersteller wünschen ein Ende des "Rauf und Runter"

Um dieses Ziel in den kommenden Jahren erreichen zu können, wünschen sich auch Hersteller eine verlässliche Perspektive, wie Henning Schulz vom Wärmepumpen-Hersteller Stiebel Eltron im NDR betonte: "Das Rauf und Runter tut natürlich weh, weil wir sowohl Produktionskapazitäten als auch insgesamt Budgets anpassen müssen." Wenn der Absatz nach einer guten Phase plötzlich einbricht, könnte das für Beschäftigte zum Beispiel Kurzarbeit bedeuten.

Weitere Informationen
Eine Luft-Wasser-Wärmepumpe in der Außenaufstellung (für Ein- und Zweifamilienhaus) auf dem Gelände des Unternehmens "Stiebel Eltron". © dpa Foto: Moritz Frankenberg

Wärmepumpen-Hersteller: Stiebel Eltron erhält Millionenförderung

Das Unternehmen aus Holzminden will sein Werk erweitern. Land und Bund fördern das mit knapp elf Millionen Euro. (08.01.2025) mehr

Kunde: "Investition zahlt man nicht aus der Portokasse"

Siegfried Tenner steht im Keller seines Hauses in Hamburg-Sasel. © NDR
15.000 Euro Zuschuss hat Siegfried Tenner beim Umstieg auf eine Wärmepumpe erhalten.

Für Käufer Tenner steht fest, dass die Förderung auch aus ökonomischer Sicht fortgesetzt werden muss: "Für viele, die über einen Umstieg auf eine Wärmepumpe nachdenken, ist die staatliche Förderung ganz wichtig. So eine Investition zahlt man ja nicht so leicht aus der Portokasse. Das ist eine Investition, die schon stark belastet, da hilft jeder Euro Förderung natürlich massiv. Das zu beenden, würde - glaube ich - ein ganz falsches Signal geben für die gesamte Entwicklung der deutschen Wirtschaft und auch für die Entwicklung der Bilanz, die wir uns alle für die Umwelt erwarten."

Den eigenen CO2-Ausstoß zu reduzieren und energetisch ein Stück weit autarker zu sein: Siegfried Tenner ist froh, dass er von der Ölheizung in seinem Keller auf die Wärmepumpe im Garten umgestiegen ist.

Weitere Informationen
Eine Wärmepumpe steht an einer Hauswand. © Screenshot
3 Min

Hersteller überrascht: Anstieg bei Nachfrage von Wärmepumpen

Bei der Firma Stiebel Eltron boomt momentan der Verkauf. Verbraucher nutzen ihre womöglich letzte Chance auf staatliche Förderung. (24.01.2025) 3 Min

Die Lüftungsanlage einer Wärmepumpe steht vor einem Wohnhaus. © NDR

Interesse an Wärmepumpen steigt in SH leicht an

Viele Hausbesitzer möchten die Förderung der KfW nutzen, bevor im Februar neu gewählt wird, vermutet der Fachverband Sanitär Heizung Klima. (06.01.2025) mehr

In einem Heizungsraum befindet sich eine Wärmepumpe. © picture alliance/dpa/Soeren Stache Foto: Soeren Stache

Hamburg stockt Förderung für Wärmepumpen ab 2025 auf

Der Senat hat am Dienstag angekündigt, den Einbau der klimafreundlichen Heizung ab Februar kommenden Jahres stärker zu fördern. (17.12.2024) mehr

Dieses Thema im Programm:

NDR Info | Infoprogramm | 28.01.2025 | 06:40 Uhr

Schlagwörter zu diesem Artikel

Energiewende

Energiekrise

Energie

Mehr Nachrichten aus Hamburg

Der Hamburger CDU-Chef Dennis Thering spricht während der Sitzung der Hamburgischen Bürgerschaft im Rathaus. © Marcus Brandt/dpa

Bürgerschaft: Harter Schlagabtausch bei Migrationsdebatte

Die CDU und Rot-Grün machten sich gegenseitig schwere Vorwürfe. Der Hamburger AfD-Chef sieht ein Ende der "Brandmauer" gegen seine Partei. mehr