Letztes Verfahren nach Amoktat in Alsterdorf eingestellt
Mehr als ein Jahr nach dem Amoklauf im Hamburger Stadtteil Alsterdorf, bei dem acht Menschen ums Leben kamen, ist auch das letzte Ermittlungsverfahren eingestellt worden. Wegen fahrlässiger Tötung war gegen einen ehemaligen Mitarbeiter der Hamburger Waffenbehörde ermittelt worden.
Der Beschuldigte soll davon gewusst haben, dass der spätere Attentäter Philipp F. psychische Probleme hatte - und diese Information nicht ordnungsgemäß weitergegeben haben als eine anonyme Warnung vor Philipp F. in der Waffenbehörde einging. Der Beschuldigte wusste von diesen psychischen Problemen, weil ein Mitarbeiter des Sportschützen-Clubs von Philipp F., dem Hanseatic Gun Club, sich bei ihm gemeldet hatte. Zuvor hatte der Bruder des Täters den Club darüber informiert, dass der 35-Jährige immer aggressiver geworden und womöglich psychisch krank sei. In dem Club hatte Philipp F. seine Sportschützenprüfung abgelegt und auch die Tatwaffe bestellt.
Ordnungsgemäßes Handeln hätte Tat wohl nicht verhindert
Zwar habe der Beamte gegen Dienstpflichten verstoßen, teilte die Generalstaatsanwaltschaft am Donnerstag mit. "Der dadurch begründete Tatverdacht einer fahrlässigen Tötung in sechs Fällen sowie der fahrlässigen Körperverletzung im Amt in elf Fällen ließ sich jedoch nicht mit hinreichender Sicherheit erhärten", hieß es. Die Ermittlungen hätten zu dem Ergebnis geführt, dass auch bei ordnungsgemäßem Handeln des Beschuldigten die Waffe des späteren Attentäters Philipp F. nicht zwingend vor der Tat hätte eingezogen werden müssen.
Es wurden den Angaben zufolge zwei Rechtsgutachten eingeholt - die hatten aber unterschiedliche Ergebnisse. Auch die Gesetzeslage ist nicht ganz eindeutig. Selbst bei dem Verdacht einer psychischen Erkrankung kann die Waffe nicht einfach so eingezogen werden. In der Regel ist dafür ein fachpsychologisches Sachgutachten nötig - und das dauert. Die Tat hätte also rein zeitlich mit überwiegender Wahrscheinlichkeit nicht verhindert werden können, so die Staatsanwaltschaft.
Acht Tote bei Amoktat in Alsterdorf
Philipp F. hatte am 9. März 2023 nach einer Gemeindeversammlung der Zeugen Jehovas mit einer halbautomatischen Pistole sieben Menschen und schließlich auch sich selbst getötet. Mitte Februar hatte die Staatsanwaltschaft bereits die Ermittlungen gegen drei Mitglieder des Schießvereins des späteren Todesschützen wegen geringer Schuld eingestellt. Den Angehörigen des Prüfungsausschusses war Falschbeurkundung im Amt vorgeworfen worden.