Kuttersegeln - Die große Freiheit mit zwei Masten
Am Wochenenden oder in den Ferien ohne Eltern unterwegs sein. Mit Freunden die Freiheit auf dem Wasser genießen. Im Jugendwanderkutter haben viele Hamburgerinnen und Hamburger das Segeln gelernt. Vor allem auch das Gemeinschaftsgefühl unter Kutterseglern ist legendär.
Die offenen Boote mit zwei Masten lassen sich segeln oder rudern. Viel Komfort gibt es nicht: Im Hafen schlafen acht bis zehn Jugendliche unter einer Persenning, ähnlich wie im Zelt. Als Hilfsantrieb gibt es keinen Motor, sondern Riemen zum "Pullen", also Rudern. Wenn sie in den Sommerferien auf die Ostsee wollen, müssen die Crews an der Schleuse in Brunsbüttel Yachtcrews finden, die sie durch den Nord-Ostsee-Kanal schleppen.
Jugendwanderkutter: Die Bootsklasse für die Jugendarbeit
Entstanden sind die Jugendwanderkutter aus Beibooten, wie sie unter anderem von der Marine genutzt wurden. Nach dem Zweiten Weltkrieg wünschen sich die Hamburger Segelvereine eine einheitliche Bootsklasse für die Jugendarbeit - auch, damit die Crews bei Regatten gegeneinander segeln können. Der junge Hamburger Schiffbauingenieur Hans-Peter Hülsen, selbst Mitglied im Segelverein Altona Oevelgönne, entwirft Mitte der 1950er-Jahre den Jugendwanderkutter.
Jedes Jahr "Kutterzirkus" auf der Elbe
Auch der Hamburger Künstler Hinnerk Bodendiek war als Jugendlicher begeisterter Kuttersegler: "Wir haben uns jedes Wochenende getroffen und sind elbabwärts gesegelt. Es gab nicht viel Anderes als die Kuttersegelei". Seine besten Freundinnen und Freunde, sagt Hinnerk Bodendiek, hat er aus der Zeit des Kuttersegelns. Legendär ist der jährliche "Kutterzirkus" auf der Elbe, bei dem sich die jugendlichen Crews miteinander messen - beim Segeln und Takeln ebenso wie beim Kochen oder Singen.
Großer Spaß und Freunde fürs Leben
Auf ihren Reisen sind die Jugendlichen komplett auf sich allein gestellt. Ein paar Vorgaben vom Verein gibt es, unterwegs aber entscheiden die Crews selbständig, wohin die Reise geht. Die Verantwortung für Crew und Boot trägt der Kutterführer oder die Kutterführerin. Für Wiebke Kaiser vom "Segel-Verein Altona-Oevelgönne" war das Kuttersegeln nicht nur ein großer Spaß, sondern auch eine Art Schule fürs Leben: "Ich hab gelernt, jeden so zu nehmen, wie er ist. Und ich kann mit wenig auskommen, ich brauche keinen Luxus".
Wer als Jugendlicher im Kutter gesegelt ist, hat oft Freundschaften geknüpft, die bis heute halten. Das ist auch beim Blankeneser Segelclub so. Jede Woche treffen sich dort Frauen und Männer zum Rudern auf der Elbe. Die älteste Ruderin ist 86 Jahre alt. Die Altherren "Ruxmannschaft" aus Blankenese war sogar mal bei der "Regatta Storica" in Venedig dabei.
Heute gibt es in Hamburg nur noch wenige Kutter, die aktiv gesegelt werden. Außer beim "Segel-Verein Altona-Oevelgönne" sind noch beim "Segel-Club Oevelgönne", bei der "Seglerkameradschaft Hansa" und bei der "Segelvereinigung Niederelbe" Jugendwanderkutter in Fahrt. Alle vier Kutter liegen im Sommer im Hamburger Yachthafen in Wedel. Jugendliche zwischen 13 und 19 Jahren sind herzlich eingeladen, am Wochenende mal mitzukommen und das Kuttersegeln auszuprobieren. In den Sommerferien wollen die Crews gemeinsam in Dänemark auf der Ostsee segeln.