Kühne will HHLA übernehmen - Hamburger Senat lehnt Verkauf ab

Stand: 07.09.2023 05:57 Uhr

Der Logistikunternehmer Klaus-Michael Kühne will den Hafenbetreiber Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA) übernehmen. Für den Senat ist das keine Option.

In einem Interview mit dem "Hamburger Abendblatt" sagte Kühne, er habe bereits zwei erfolglose Anläufe beim Senat dazu gemacht. Nun will er möglicherweise nachlegen. Es gehe ihm nicht um Rendite, sondern darum, der Stadt zu helfen, sagte Kühne in dem Interview.

Wahl-Schweizer mit zahlreichen Beteiligungen

Kühne besitzt neben dem Logistikkonzern Kühne + Nagel bereits 30 Prozent an der Reederei Hapag-Lloyd und 15 Prozent am Lufthansa-Konzern. Diese Beteiligungen haben dem Wahl-Schweizer in den vergangenen Jahren mehrere Milliarden Euro an Dividende eingebracht.

Kühne kritisiert Stadt

Die HHLA wird an der Börse aktuell mit weniger als einer Milliarde Euro bewertet. Zwei Drittel der Anteile gehören der Stadt Hamburg. Und an der übt der 86-Jährige scharfe Kritik. Es sei ein Fehler gewesen, die HHLA nur zu einem kleinen Teil zu privatisieren, der Hafen verkümmere dadurch.

Senat lehnt HHLA-Verkauf an Privatinvestor ab

Dem HHLA-Vorstand liege kein Angebot von Kühne vor, sagte eine Unternehmenssprecherin. Senatssprecher Marcel Schweitzer sagte NDR 90,3: "Der Senat beabsichtigt nicht, die Mehrheit der HHLA an Investoren zur Verfolgung privater Geschäftsinteressen zu verkaufen." Zudem sehe der Senat davon ab, die politischen Einschätzungen von Herrn Kühne zu kommentieren.

Politiker mehrerer Parteien gegen Kühnes Pläne

Ziemlich verschnupft gaben sich Vertreterinnen und Vertreter von SPD und Grünen: Hamburg sei kein Selbstbedienungsladen für in der Schweiz ansässige Milliardäre, sagte Miriam Putz von den Grünen. SPD-Fraktionschef Dirk Kienscherf meinte, es werde keinen Ausverkauf der HHLA geben. Bei X, dem ehemaligen Twitter, schrieb er: Wo bleibt eigentlich (unter anderem) die Oper? Eine Anspielung auf frühere Ankündigungungen Kühnes. Deutlich gegen einen Verkauf der HHLA stellte sich auch die Linke. Deren hafenpolitischer Sprecher Norbert Hackbusch sagte, Kühne solle lieber ordentlich Steuern zahlen. Der hafenpolitische Sprecher der AfD, Krzysztof Walczak, sieht eine Mehrheitsbeteiligung Kühnes an der HHLA ebenfalls kritisch. Er befürwortet allerdings eine größere Minderheitsbeteiligung.

Verständnis von der FDP

Nur die FDP zeigte Verständnis für das Ansinnen Kühnes. Die Bürgerschaftsabgeordnete Anna von Treuenfels sagte, Kühne habe recht, der Hafen stecke in einer Krise. Und der Senat solle die Chance ergreifen und mit dem Logistikunternehmer über denkbare Rahmenbedingungen für einen HHLA-Einstieg sprechen. Götz Wiese von der CDU meinte, man müsse nicht jedem Vorschlag Kühnes folgen, aber dessen Weckruf zum Hamburger Hafen dürfe nicht ungehört verhallen.

Kühne wünscht sich weiterhin neues Opernhaus

Der Hamburger Milliardär Kühne hält auch an seinen Wünschen für ein neues Opernhaus in der Hafencity fest. Dem "Hamburger Abendblatt" sagte Kühne, dass die Pläne bereits konkreter werden. Ihm schwebe ein Gelände auf dem Baakenhöft in der Hafencity vor. Die Verhandlungen mit dem Senat würden nicht schlecht laufen, sagt Kühne. Er sei mittlerweile bereit, 300 Millionen Euro zu investieren - 100 Millionen Euro mehr als bisher. Aber die Stadt müsse dann den Rest bezahlen und auch den laufenden Betrieb großzügiger als bisher unterstützen.

Kulturbehörde sieht keinen Bedarf

So konkret Kühnes Pläne klingen: In der Kulturbehörde sieht man keinen neuen Sachstand und bislang keine Notwendigkeit, Steuergeld für den Bau einer neuen Oper zu investieren. Hamburg habe bereits ein funktionierendes Opernhaus.

Weitere Informationen
Das Logo der Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA) an einem Gebäude im Hamburger Hafen. © picture alliance Foto: Daniel Reinhardt

Hamburger Hafenkonzern HHLA rechnet mit deutlich weniger Gewinn

Um mehr als 50 Millionen Euro könnte der Gewinn der HHLA in diesem Jahr einbrechen, verglichen mit der letzten Prognose. (27.07.2023) mehr

Elektrische Lagerblöcke am Container Terminal Burchardkai © pictuer alliance / dpa Foto: Christian Charisius

Hafen Hamburg: HHLA nimmt elektrische Lastkräne in Betrieb

Ein millionenschwerer Umbau ermöglicht den Einsatz von elektrischen Fahrzeugen für den Container-Transport in Waltershof. (23.06.2023) mehr

Blick auf das Containerterminal Tollerort im Hamburger Hafen. © picture alliance/dpa Foto: Marcus Brandt

Hamburger Hafen: Umstrittener Cosco-Deal unter Dach und Fach

Nach rund zwei Jahren Verhandlungen unterschrieben der chinesische Staatskonzern und die Hamburger Hafengesellschaft HHLA die Verträge. (19.06.2023) mehr

Blick über die Elbe auf das Container Terminal Tollerort der Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA). © picture alliance/dpa | Markus Scholz Foto: Markus Scholz

Hamburger Hafenbetreiber HHLA rechnet mit weniger Gewinn als 2022

Vorstandschefin Angela Titzrath begründete das unter anderem mit der hohen Inflation und einem geringeren Containerumschlag. (15.06.2023) mehr

Dieses Thema im Programm:

NDR 90,3 | NDR 90,3 Aktuell | 06.09.2023 | 08:00 Uhr

Schlagwörter zu diesem Artikel

Hamburger Hafen

Mehr Nachrichten aus Hamburg

Ein Riss ist in der Außenfassade zwischen der West- und Südseite der Hauptkirche St. Michaelis in Hamburg zu sehen. © dpa Foto: Gregor Fischer

Schäden am Hamburger Michel sind größer als vermutet

Die Hamburger Hauptkirche ist eine Dauerbaustelle. Und nun sind bei aktuellen Arbeiten noch mehr Schwachstellen entdeckt worden. mehr

Das Logo von #NDRfragt auf blauem Hintergrund. © NDR

Umfrage zum Fachkräftemangel: Müssen wir alle länger arbeiten?