Kühne will HHLA übernehmen - Hamburger Senat lehnt Verkauf ab
Der Logistikunternehmer Klaus-Michael Kühne will den Hafenbetreiber Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA) übernehmen. Für den Senat ist das keine Option.
In einem Interview mit dem "Hamburger Abendblatt" sagte Kühne, er habe bereits zwei erfolglose Anläufe beim Senat dazu gemacht. Nun will er möglicherweise nachlegen. Es gehe ihm nicht um Rendite, sondern darum, der Stadt zu helfen, sagte Kühne in dem Interview.
Wahl-Schweizer mit zahlreichen Beteiligungen
Kühne besitzt neben dem Logistikkonzern Kühne + Nagel bereits 30 Prozent an der Reederei Hapag-Lloyd und 15 Prozent am Lufthansa-Konzern. Diese Beteiligungen haben dem Wahl-Schweizer in den vergangenen Jahren mehrere Milliarden Euro an Dividende eingebracht.
Kühne kritisiert Stadt
Die HHLA wird an der Börse aktuell mit weniger als einer Milliarde Euro bewertet. Zwei Drittel der Anteile gehören der Stadt Hamburg. Und an der übt der 86-Jährige scharfe Kritik. Es sei ein Fehler gewesen, die HHLA nur zu einem kleinen Teil zu privatisieren, der Hafen verkümmere dadurch.
Senat lehnt HHLA-Verkauf an Privatinvestor ab
Dem HHLA-Vorstand liege kein Angebot von Kühne vor, sagte eine Unternehmenssprecherin. Senatssprecher Marcel Schweitzer sagte NDR 90,3: "Der Senat beabsichtigt nicht, die Mehrheit der HHLA an Investoren zur Verfolgung privater Geschäftsinteressen zu verkaufen." Zudem sehe der Senat davon ab, die politischen Einschätzungen von Herrn Kühne zu kommentieren.
Politiker mehrerer Parteien gegen Kühnes Pläne
Ziemlich verschnupft gaben sich Vertreterinnen und Vertreter von SPD und Grünen: Hamburg sei kein Selbstbedienungsladen für in der Schweiz ansässige Milliardäre, sagte Miriam Putz von den Grünen. SPD-Fraktionschef Dirk Kienscherf meinte, es werde keinen Ausverkauf der HHLA geben. Bei X, dem ehemaligen Twitter, schrieb er: Wo bleibt eigentlich (unter anderem) die Oper? Eine Anspielung auf frühere Ankündigungungen Kühnes. Deutlich gegen einen Verkauf der HHLA stellte sich auch die Linke. Deren hafenpolitischer Sprecher Norbert Hackbusch sagte, Kühne solle lieber ordentlich Steuern zahlen. Der hafenpolitische Sprecher der AfD, Krzysztof Walczak, sieht eine Mehrheitsbeteiligung Kühnes an der HHLA ebenfalls kritisch. Er befürwortet allerdings eine größere Minderheitsbeteiligung.
Verständnis von der FDP
Nur die FDP zeigte Verständnis für das Ansinnen Kühnes. Die Bürgerschaftsabgeordnete Anna von Treuenfels sagte, Kühne habe recht, der Hafen stecke in einer Krise. Und der Senat solle die Chance ergreifen und mit dem Logistikunternehmer über denkbare Rahmenbedingungen für einen HHLA-Einstieg sprechen. Götz Wiese von der CDU meinte, man müsse nicht jedem Vorschlag Kühnes folgen, aber dessen Weckruf zum Hamburger Hafen dürfe nicht ungehört verhallen.
Kühne wünscht sich weiterhin neues Opernhaus
Der Hamburger Milliardär Kühne hält auch an seinen Wünschen für ein neues Opernhaus in der Hafencity fest. Dem "Hamburger Abendblatt" sagte Kühne, dass die Pläne bereits konkreter werden. Ihm schwebe ein Gelände auf dem Baakenhöft in der Hafencity vor. Die Verhandlungen mit dem Senat würden nicht schlecht laufen, sagt Kühne. Er sei mittlerweile bereit, 300 Millionen Euro zu investieren - 100 Millionen Euro mehr als bisher. Aber die Stadt müsse dann den Rest bezahlen und auch den laufenden Betrieb großzügiger als bisher unterstützen.
Kulturbehörde sieht keinen Bedarf
So konkret Kühnes Pläne klingen: In der Kulturbehörde sieht man keinen neuen Sachstand und bislang keine Notwendigkeit, Steuergeld für den Bau einer neuen Oper zu investieren. Hamburg habe bereits ein funktionierendes Opernhaus.