Kommentar: Peter Tschentscher startet schon in den Wahlkampf
Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) will zur nächsten Bürgerschaftswahl wieder antreten. Das hat er im Sommerinterview mit NDR 90,3 und dem Hamburg Journal betont. Im Interview teilte der Bürgermeister zudem kräftig gegen die CDU aus. Willkommen im Wahlkampf, meint Sylvia Burian in ihrem Hamburg Kommentar.
Gut, das habe ich nicht anders erwartet: Peter Tschentscher will zur nächsten Bürgerschaftswahl wieder als SPD-Spitzen- und Bürgermeisterkandidat antreten. Überrascht hat mich die Vehemenz, mit der Tschentscher in unserem NDR Sommerinterview die CDU klein macht. Kurz nachdem die populäre FDP-Abgeordnete Anna von Treuenfels-Frowein zur CDU rübergemacht hat. Und der Glanz dieser spektakulären Aktion doch noch etwas andauern sollte.
Wechsel von Treuenfels-Frowein - eine Win-Win-Situation
Aber der Reihe nach: Stolz wie Bolle hat CDU-Chef Dennis Thering am Donnerstag verkündet, dass "die Anna" jetzt bei der Bürgerschaftswahl auf Platz 2 für die CDU kandidiert. Erstmal eine Win-Win-Situation für beide: Thering pimpt die Frauenquote in der Männer-Partei und hat jetzt in der Bürgerschaft eine liberale und ebenso streitbare und laute Partnerin an seiner Seite. Anna von Treuenfels-Frowein kann ihren Sitz in der Bürgerschaft warmhalten und ist die ungeliebte FDP endlich los. Ehrlicherweise weint man ihr da wohl auch keine Träne nach. Die Luft war lange raus. Aber leichter wird's für die Elb-Liberalen nach dieser politischen Bombe nicht. Die FDP muss bei der Bürgerschaftswahl im nächsten Frühjahr wieder um den Einzug ins Parlament zittern. CDU-Chef Thering dagegen fühlt den Aufwind geradezu, hofft auf 20 Prozent und mehr. Träumt davon, die Grünen als Koalitionspartner der SPD abzulösen. Aber ein spektakulärer Personalwechsel - zugegeben ein guter Schachzug - und markige Schlagzeilen zum Verkehr und zur inneren Sicherheit allein, werden für dieses Projekt nicht reichen.
Klare Positionierung in Richtung CDU und Grüne
Und der Glanz des Rathaus-Bebens verblasst auch schon wieder: Tschentscher lässt im NDR Sommerinterview kaum ein gutes Haar an der CDU: rückwärtsgewandt, nur Oppositionsrhetorik, keine Sachpolitik. Und gleichzeitig Streicheleinheiten in Richtung Grüne: Mit denen sei die SPD wirklich sehr eng. Und nicht nur das: Auch den Widerstand der CDU gegen den geplanten Stadtteil Oberbillwerder in Bergedorf - da hat die CDU neuerdings sogar die Mehrheit - will Tschentscher mit aller Macht brechen. Oberbillwerder soll auf jeden Fall kommen, so Tschentscher im Sommerinterview.
Willkommen im verfrühten Wahlkampf
Monate vor der Bürgerschaftswahl wird Peter Tschentscher - ohne Not - sehr deutlich: Grüne top, CDU Flop! Die Hamburgerinnen und Hamburger sollen jetzt schon wissen, wo er steht und was er von der CDU hält. Ob das so geschickt ist, ich habe meine Zweifel. Aber hey: Willkommen im Wahlkampf. Und eine starke Opposition in der Bürgerschaft, liebe CDU, ist ja auch was wert.