Kampf gegen Drogen: Kampagne richtet sich an Hafenbeschäftigte
Um die Ware im großen Stil aus den Häfen zu bekommen, brauchen Drogenschmugglerinnen und -schmuggler Helferinnen und Helfer, die dort beschäftigt sind. Deshalb richtet sich nun eine neue Präventionskampagne von Politik und Polizei in Hamburg an die Beschäftigten im Hafen.
Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) warnte die Beschäftigten im Hafen eindringlich davor, sich mit Drogenschmugglern und der organisierten Kriminalität einzulassen. "Haltet Euch fern von dieser Art von Kriminalität, gebt Hinweise, wenn Ihr etwas mitbekommt, es schützt Euch selbst, es schützt unseren Hafen und es schützt unsere Stadtgesellschaft", sagte er am Montag anlässlich einer neuen Präventionskampagne von Stadt, Polizei und Hafenwirtschaft.
Drogenhandel ist auf "Innentäter" angewiesen
Der Drogenhandel funktioniere nur, wenn es im Hafen sogenannte Innentäter gebe - also Insider mit Zugang zu Terminals oder Reedereien - "die mit den Drogenkartellen kooperieren". Das sei eine schwere Straftat, betonte Tschentscher. Es könne sich aber auch auf die Betroffenen sehr dramatisch auswirken. Denn wer sich darauf einlasse, der werde möglicherweise erleben, dass die Kartelle die ganze Familie mit hineinziehen.
Awarness-Kampagne und Portal für Hinweisgeber
Um den Gefahren durch die international organisierte Drogenkriminalität auf allen Ebenen zu begegnen, haben sich Sicherheitsbehörden und die Hafenwirtschaft bereits im vergangenen Oktober zu einer "Allianz sicherer Hafen" zusammengeschlossen. Gleichzeitig verfolgen Polizei, Zoll und Bundeskriminalamt in dem EU-geförderten Projekt "Infiltration der Nordseehäfen durch Strukturen der Organisierten Kriminalität" (INOK) neben repressiven und operativ-taktischen Maßnahmen auch präventive Ansätze. Dazu zählen neben der Awareness-Kampagne auch ein Hinweisgeberportal, über das anonym Hinweise gegeben werden können.
Dort kann auch Hilfe finden, wer schon in illegale Geschäfte vestrickt ist, wie der Chef des Landeskriminalamtes (LKA), Jan Hieber, sagte, bei einer möglichst frühzeitigen Kooperation könne es Strafmilderung oder sogar Straffreiheit geben. Bisher sei ein niedrige zweistellige Zahl von Mittätern im Hafen aufgeflogen. Die Dunkelziffer schätzt der LKA-Chef deutlich höher.
Innensenator Grote: Gefährliche Bedrohung
Innensenator Andy Grote (SPD) sprach von einer sehr gefährlichen Bedrohung im Hafen. Wohin das führen könne, habe Rotterdam bereits erlebt. Dort würden inzwischen Jugendliche von Schulhöfen rekrutiert, um im Hafen Kokain zu bergen. Der jüngste Tatverdächtige sei gerade erst elf Jahre alt gewesen. "Wir merken, dass auch hier der Druck deutlich zunimmt." Das liege auch daran, das Europa insgesamt zum attraktivsten Absatzmarkt für Kokain geworden sei.
Engere Zusammenarbeit mit anderen Hafenstädten
Erst am vergangenen Donnerstag hatten das Bundesinnenministerium sowie die Hafenstädte Hamburg, Antwerpen und Rotterdam eine engere Zusammenarbeit im Kampf gegen Kartelle angekündigt, damit diese bei einem zu hohen Verfolgungsdruck in dem einen Hafen nicht einfach in einen anderen ausweichen. Im vergangenen Jahr hatten Zollfahnder in Rotterdam und Antwerpen fast 180 Tonnen Kokain beschlagnahmt. In den deutschen Seehäfen waren es rund 35 Tonnen - in beiden Fällen eine Rekordmenge.
Konferenz in Hamburg am 7. Mai
Um den Kampf gegen den Drogenhandel auch auf europäischer Ebene zu intensivieren, will sich Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) am 7. Mai in Hamburg unter anderem mit ihren Kolleginnen und Kollegen aus Belgien, Frankreich, Italien, Spanien und den Niederlanden austauschen.