Jahrestag des Hamas-Angriffs: Scholz bei Gedenkzeremonie in Hamburg
Ein Jahr nach dem Terrorangriff der radikal-islamistischen Hamas auf Israel hat am Montagabend in Hamburg-Eimsbüttel eine Gedenkveranstaltung in der Synagoge Hohe Weide stattgefunden - unter hohen Sicherheitsvorkehrungen. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) nahm daran teil.
Vor Beginn der Zeremonie gab der Kanzler ein kurzes Statement vor der Synagoge ab: "Wir sind immer noch erschüttert. Und deshalb ist es auch zu bedrückend zu wissen, dass unverändert unzählige israelische Bürgerinnen und Bürger, auch viele davon deutsche Staatsbürger, in Gaza inhaftiert als Geiseln gehalten werden." Scholz betonte, es sei nun notwendig, dass es bald zu einem Waffenstillstand komme, verbunden mit der Freilassung der Geiseln. Außerdem hob er hervor, dass Deutschland seine Verantwortung wahrnehmen müsse, insbesondere angesichts des zunehmenden Antisemitismus, der im Land heute eine größere Rolle spiele als in den vergangenen Jahren.
Tschentscher: "Wir schützen und stärken das jüdische Leben"
Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher bekräftigte, man stehe fest an der Seite der Jüdischen Gemeinde in der Hansestadt. "Wir schützen und stärken das jüdische Leben als einen wichtigen Teil unserer Stadtgesellschaft", sagte der SPD-Politiker laut einer am Sonntag verbreiteten Mitteilung der Senatskanzlei im Vorfeld der Veranstaltung in der Synagoge, an der er auch persönlich teilnahm.
Tschentscher erklärte, mit ihrem brutalen Angriff auf Israel habe die Hamas eine Eskalation der Gewalt in Nahost ausgelöst, die zu zahlreichen weiteren Opfern, zu massiver Zerstörung und großem Leid in der Region geführt habe. Und: "Unsere Sicherheitsbehörden gehen konsequent gegen antisemitische und islamistische Aktivitäten vor." Die internationale Staatengemeinschaft müsse sich "für einen Waffenstillstand einsetzen, die Zivilbevölkerung schützen und eine Lösung finden, die die Existenz Israels und Palästinas gewährleistet und den Menschen in Nahost ein Leben in Sicherheit und Frieden ermöglicht", so Tschentscher. Vor der Synagoge gedachten etwa 500 Menschen der Opfer des Terrorangriffs der Hamas auf Israel. Die Veranstaltung in der Synagoge wurde stark gesichert.
Opposition fordert offizielle Gedenkveranstaltung
Eine offizielle Gedenkveranstaltung der Stadt gab es nicht. Die CDU-Opposition in der Bürgerschaft kritisierte das. Hamburg sei das einzige Bundesland ohne eine solche Zeremonie, sagte Fraktionsvizin Anke Frieling.
Hamas-Angriff löste Gaza-Krieg aus
Am 7. Oktober 2023 hatten Terroristen der radikal-islamistischen Hamas und anderer Gruppen mehr als 1.100 Menschen in Israel getötet und etwa 250 weitere als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt. Dies war der Auslöser für den bis heute andauernden Gaza-Krieg. In dem Küstengebiet starben seitdem nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde rund 42.000 Menschen. Die Behörde differenziert nicht zwischen Bewaffneten und Zivilisten. Die UN haben diese Angaben als glaubhaft eingestuft.
Schulbehörde ruft zu besonderer Achtsamkeit auf
Die Hamburger Schulbehörde rief die Schulen der Stadt anlässlich des Jahrestages zu besonderer Achtsamkeit auf. Den Schülerinnen und Schülern solle Zeit und Raum gegeben werden, um sich mit dem Thema auseinanderzusetzen und ihre Gefühle zu teilen, hieß es in einem Schreiben der Behörde.
Demonstrationen bereits am Wochenende
Am Sonntag waren wie in vielen anderen deutschen Städten auch in Hamburg rund 400 Menschen auf die Straße gegangen, um an das Schicksal der von der Hamas verschleppten israelischen Geiseln zu erinnern. An einer pro-palästinensischen Demonstration am Sonnabend nahmen etwa 1.000 Menschen teil.