Ibrahim A. soll sich mit Attentäter Anis Amri verglichen haben
Der mutmaßliche Messerangreifer von Brokstedt hat sich während seiner Untersuchungshaft in Hamburg mit dem Attentäter vom Berliner Breitscheidplatz, Anis Amri, verglichen. Das hat die Hamburger Justizbehörde dem Hamburg Journal im NDR Fernsehen am Sonntag bestätigt.
Demnach hatte Ibrahim A. im August 2022 zu Gefängnis-Bediensteten gesagt: "Es gibt nicht nur einen Anis Amri, es gibt mehrere, ich bin auch einer." Amri hatte 2016 einen Lkw in den Weihnachtsmarkt auf dem Berliner Breitscheidplatz gesteuert, bei dem Anschlag waren 13 Menschen gestorben.
Ibrahim A. soll Bedienstetem indirekt gedroht haben
Die Äußerung von Ibrahim A. sei in einem sogenannten Wahrnehmungsbogen in der Gefangenenpersonalakte festgehalten worden. Dort soll auch dokumentiert sein, dass er bei der Vorbereitung für eine Freistunde auf dem Hof nach Wahrnehmung eines Bediensteten vor sich hingestammelt hatte: "Großes Auto, Berlin, das ist die Wahrheit." Gegenüber einem weiteren Bediensteten soll er auf dem Weg zum Hof zwei Mal gefragt haben, ob dieser auch "unter die Reifen" wolle.
Keine weiteren Hinweise auf Extremismus
Der 33-Jährige fiel nach Angabe der Behörde während seiner Untersuchungshaft wiederholt als verbal aggressiv und unangemessen auf. Abgesehen vom Vorfall vom 6. August 2022 seien jedoch keinerlei Äußerungen dokumentiert, die einen extremistischen Bezug nahelegen könnten. Auch sein übriges Vollzugsverhalten sei insoweit unauffällig gewesen.
Justizbehörde will Details erst nach der Tat erfahren haben
Dem Hamburg Journal teilte die Justizbehörde am Sonntagabend mit: "Die Äußerungen waren der Aufsichtsabteilung der Behörde für Justiz und Verbraucherschutz seinerzeit nicht als außerordentliches Vorkommnis gemeldet worden; sie hat erstmalig im Rahmen der Auswertung der Unterlagen nach der Tat vom 25. Januar 2023 Kenntnis erhalten. Auch für eine Information des Landesamts für Verfassungsschutz hatte die Justizvollzugsanstalt Billwerder keine Veranlassung gesehen."
Ibrahim A. soll am 25. Januar in einem Regionalzug von Kiel nach Hamburg mit einem Messer auf andere Fahrgäste eingestochen haben. Zwei junge Menschen starben, fünf weitere wurden teils schwer verletzt. Der 33-jährige Palästinenser sitzt wegen des Verdachts des zweifachen Mordes und versuchten Totschlags in vier Fällen in Untersuchungshaft. Der mehrfach vorbestrafte Verdächtige war knapp eine Woche zuvor aus der U-Haft in Hamburg entlassen worden.
Hunderte bei Trauerfeier in Neumünster
In Neumünster kamen am Sonntag Hunderte Menschen zu einer Gedenkfeier für die beiden Todesopfer zusammen. Auch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) nahm an dem ökumenischen Gottesdienst teil.