Hamburg startet Kampagne gegen queerfeindliche Hasskriminalität
Die Stadt Hamburg will Opfer von Hasskriminalität ermutigen, Anzeige bei der Polizei zu stellen. Dazu ist am Dienstag eine Kampagne speziell für queere Menschen gestartet worden.
Beleidigungen und körperliche Angriffe: Davon sind lesbische, schwule und ganz besonders transsexuelle Menschen zuletzt immer öfter betroffen gewesen. Hamburg als liberale Großstadt müsse da gegensteuern, sagte die für Gleichstellung zuständige Senatorin Katharina Fegebank (Grüne). Das Freiheits- und Sicherheitsversprechen für die Menschen in der Stadt müsse sein: "Ihr sollt in Hamburg frei und selbstbestimmt ohne Angst leben."
Hohe Dunkelziffer bei Hasskriminalität gegen LSBTI*
In der Praxis klappt das oft nicht. Bei queerfeindlicher Hasskriminalität liege die Dunkelziffer bei 90 Prozent, schätzt der Hamburger Oberkommissar Tobias Conrad. Er ist eines der Gesichter der Kampagne und bei der Polizei einer der Ansprechpartner für queere und andere Menschen aus der LSBTI*-Gemeinschaft: "Wir habe das Gefühl, dass die die Community noch zurückhaltend ist bei der Polizei. Was wir hoffen ist, dass dieses Eis ein bisschen aufbricht." LSBTI steht für Lesbisch, schwul, bisexuell, transsexuell und intersexuell.
"Gemeinsam gegen Hass! Erstatte Anzeige!"
Mit Fotos von queeren Menschen und dem Schriftzug "Gemeinsam gegen Hass! Erstatte Anzeige!" rufen die Motive zur Meldung von queerfeindlichen Straftaten auf. Ein QR-Code führt zu einer Informationsseite der Polizei, die sich an Betroffene richtet. Die Kampagne wird laut Polizei durch die Innenbehörde und die Behörde für Gleichstellung finanziert und ist mit Beteiligung von Vertreterinnen und Vertretern aus der queeren Community entwickelt worden.
Linke kritisiert Maßnahmen als "halbherzig"
Als halbherzig kritisiert die Linke das Vorgehen der Stadt. Trotz einer steigenden Zahl an Übergriffen gebe es etwa bei der Staatsanwaltschaft nur ein elektronisches Postfach statt eines Ansprechpartners, bemängelt die Abgeordnete Carola Ensslen. Die Justizbehörde wies die Kritik zurück. Sie verweist darauf, dass ein eigener Oberstaatsanwalt als Zentraler Ansprechpartner für "Antisemitismus, Hass- und LSBTI-Kriminalität" für Betroffene zur Verfügung steht.