"Grüner Bunker" auf St. Pauli nur bedingt barrierefrei
Seit Anfang Juli ist der "Grüne Bunker" auf St. Pauli als ein neues Wahrzeichen von Hamburg geöffnet. Menschen mit Behinderungen beklagen allerdings, dass der Zugang zum Dachgarten nur eingeschränkt möglich ist.
Katharina Trost hat eine Lungenerkrankung, wegen der sie keine weiten Strecken gehen kann. Heike Wandke ist seit vierzig Jahren auf einen Rollstuhl angewiesen. Beide wollen zusammen den "Grünen Bunker" besuchen. Unten am Drehkreuz beginnt die Tour zum sogenannten Bergpfad, der sich einmal rund um den Bunker hoch zum öffentlich zugänglichen Dachgarten schlängelt.
Fast 400 Stufen führen zum Dachgarten
Auf dem Weg zum Dachgarten müssen Besucherinnen und Besucher insgesamt 389 Treppenstufen hochsteigen - für Menschen mit Behinderungen sind die unüberwindbar. "Mein Problem ist, dass ich nur 30 Prozent Lungenvolumen habe, aufgrund einer Autoimmunkrankheit. Ich sehe fit aus, aber ich schaffe die Wege gar nicht, ich habe eine 80-prozentige Behinderung", sagt Trost.
"Nicht ausgeschildert, ob der Weg barrierefrei ist"
Ihre Begleiterin Wandke bemängelt, dass unten am Drehkreuz nicht ersichtlich ist, inwiefern der Weg zum Dachgarten barrierefrei ist. "Es ist überhaupt nicht ausgeschildert, ob man mit Mobilitätseinschränkung hoch kann. Und für mich heißt das, ich seh nur dieses Drehkreuz und denke: Da komm ich nicht hoch."
Zweiter Aufzug ist nicht ausgeschildert
Sie macht sich trotzdem auf den Weg und bittet einen Security-Mitarbeiter um Hilfe. Der führt sie zum Aufzug auf der anderen Seite des Bunkers - der ist eigentlich für die Hotel- und Restaurant-Gäste gedacht. Auf der ersten Ebene angekommen, hat Wandke dann erneut Probleme: Schilder für den Aufzug, der sie auf die nächste Ebene bringt, sind nicht vorhanden. Sie muss suchen und sich durchfragen - und fühlt sich deshalb verloren, wie sie sagt.
Mit einem zweiten, sehr viel kleineren Fahrstuhl geht es dann zum Dachgarten. "So einen kleinen Fahrstuhl finde ich schon sehr traurig für 2024, dass da nicht mehr geschaffen worden ist", kritisiert sie.
Sensibilisierung für Menschen mit Behinderung
Auch Trost darf den Aufzug benutzen, nachdem sie ihren Ausweis beim Security-Mitarbeiter vorgezeigt hat. Der erzählt ihr, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter extra nachgeschult wurden. "Es wird jetzt wirklich gesagt: Sichtbare Behinderungen werden ohne Weiteres reingelassen, bei unsichtbaren Behinderungen wie bei mir werden Ausweise verlangt", sagt sie. Doch auch oben auf dem Dachgarten angekommen, ist der Bunker nur bedingt barrierefrei - auch dort gibt es Stufen und Wege mit Kies, auf denen man mit einem Rollstuhl nicht gut vorankommt.
Zumindest Beschilderung soll nachgebessert werden
Doch warum wurde der gerade neu eröffnete Bunker nicht von vornherein barrierefrei geplant? Die Betreiber und Betreiberinnen sagten ein vereinbartes Interview kurzfristig ab. Auf Nachfrage des NDR Hamburg Journal heißt es, dass zumindest die Beschilderung nachgebessert werden soll.