"Fridays for Future": Tausende beim Klimastreik in Hamburg
In Hamburg sind wieder Tausende vor allem junge Menschen dem Aufruf der Klimaschutzbewegung "Fridays for Future" (FFF) zu einem Klimastreik gefolgt. Zu der großen Demonstration am Freitag in der Innenstadt hatte auch die Gewerkschaft ver.di aufgerufen.
Nach Angaben der Polizei versammelten sich Freitagmittag rund 5.500 Menschen am Jungfernstieg. "Fridays for Future" sprach von rund 12.000 Teilnehmenden. Nach einer Kundgebung am Jungfernstieg führte ein bunter Demonstrationszug durch die City rund um die Binnenalster, darunter auch viele Ältere und Familien mit Kindern. "Tempolimit jetzt!" oder "Autolobby entmachten!" stand zum Beispiel auf den Plakaten. Wegen der Demonstration gab es im gesamten Innenstadtbereich zeitweise lange Staus. Die Polizei hatte allen Autofahrerinnen und -fahrern im Vorfeld empfohlen, den Bereich weiträumig zu umfahren.
"Die Zahl der Autos muss runter"
"Die Zahl der Autos auf den deutschen Straßen muss runter", forderte Annika Rittmann von "Fridays for Future" in einer Rede. "Im Schienennetz der Bahn müssen Taktung und Pünktlichkeit erhöht und die Fahrpreise gesenkt werden." Aber das Bundesverkehrsministerium tue alles, damit all das nicht umgesetzt werden könne. Eine schnelle Wende weg vom Bau neuer Autobahnen hin zu emissionsarmer und kostengünstiger Mobilität für alle Menschen sei dringend notwendig.
Appell für Einhaltung der 1,5-Grad-Grenze
Die Klimaschützerinnen und -schützer forderten die Einhaltung der Ziele des Pariser Klimaschutzabkommens. Um das 1,5-Grad-Ziel noch einzuhalten, seien der rasche Ausbau erneuerbarer Energien und eine schnelle Mobilitätswende unabdingbar. Entscheidend sei ein sofortiges Ende der Subventionen für fossile Energieträger und eine Reduzierung der Kohlekraft auf ein Viertel der heutigen Leistung. Außerdem müsse unverzüglich eine CO2-Steuer auf alle Treibhausgasemissionen erhoben werden. Ein realistischer Preis pro Tonne CO2 seien 180 Euro.
"Wir brauchen eine lebenswertere Stadt"
"Fridays for Future" bemängelte auch das neue Hamburger Klimaschutzgesetz. Es reiche in keiner Weise aus, um in Hamburg einen gerechten Anteil an der Einhaltung des Pariser Klimaabkommen beizutragen. Die Aktivistinnen und Aktivisten forderten eine klare Priorisierung des Senats, Hamburg schnellstmöglich zur Klimaneutralität zu bringen. "Hamburgs Regierung versucht noch immer, sich mit halbherzigen Vorstellungen von Klimaschutz ein grünes Image zu verleihen", sagte FFF-Sprecherin Annika Kruse. "Wir brauchen hier in Hamburg einen starken Ausbau des Nahverkehrs." Die autofreie Innenstadt müsse stark ausgeweitet werden, weit über den Jungfernstieg hinaus. "Die Stadt platzt aus allen Nähten vor Autos. Wir brauchen eine Stadt, die lebenswerter ist - mit mehr ÖPNV und mehr Fahrrad-Infrastruktur", ergänzte die Aktivistin.
Faire Löhne gefordert
Klimaschutz und soziale Gerechtigkeit könnten "nicht mehr gegeneinander ausgespielt werden", hatte FFF im Vorwege erklärt. Deshalb würden Klimaschützerinnen und -schützer sowie die Gewerkschaft ver.di gemeinsam auf die Straße gehen. Beide forderten bessere Arbeitsbedingungen im öffentlichen Nahverkehr, mehr Personal, bezahlbare Fahrkarten, einen Ausbau der Streckennetze und eine höhere Taktung. Damit emissionsarmer Verkehr zuverlässig und bezahlbar werde, seien massive Investitionen in den öffentlichen Nahverkehr nötig, betonte ver.di.
Es war bereits der zwölfte globale Klimastreik. Laut FFF beteiligten sich mehr als 220.000 Menschen bei Kundgebungen in mehr als 250 Orten in Deutschland. In Berlin seien mehr als 18.000 Menschen unterwegs gewesen, in München gut 32.000. "Wir schauen nicht einfach zu, wir lassen nicht locker, die Menschen wollen endlich echten Klimaschutz!", sagte Rittmann.