Energiekrise trübt Stimmung bei Hamburgs maritimer Wirtschaft
Stark gestiegene Energiepreise und Personalkosten, aber auch der Fachkräftemangel - unter diesen drei Aspekten leidet die maritime Branche in Norddeutschland und damit auch in Hamburg aktuell stark. Und zwar egal, ob Schiffbau, Schifffahrt oder Hafenwirtschaft.
Alle drei Teilbranchen verzeichnen nach einer Umfrage der Industrie- und Handelskammer Nord (IHK) Rückgänge beim sogenannten Geschäftsklimaindex. Am stärksten verliert der Geschäftsklimaindex in der Schifffahrt: Er verzeichnet ein Minus von mehr als 62 Punkten und sinkt damit auf 55,9 Punkte. Demnach bewerten nach wie vor alle befragten Reedereien ihre aktuelle Geschäftslage als gut oder befriedigend. "Bei mehr als drei Viertel der Reeder sind die Geschäftserwartungen rückläufig", sagte Norbert Aust, der Vorsitzende der IHK Nord.
Hier wirkten sich die Unsicherheiten über die Entwicklungen der Weltwirtschaft und der internationalen Lieferketten auf die Stimmung aus. Neun von zehn Unternehmen sorgen sich demnach um die Entwicklung der Energiepreise, drei Viertel sorgen sich wegen einer geringere Auslandsnachfrage und 57 Prozent haben Schwierigkeiten, Fachkräfte zu finden.
Forderung: Bund muss sich an Ausbau der Infrastruktur beteiligen
Bei der Hafenwirtschaft sinkt der Geschäftsklimaindex von 108,8 auf 82,6 Punkte. Etwa 75 Prozent der Betriebe in diesem Bereich bezeichnen ihre aktuelle Geschäftslage als gut oder befriedigend. Aber: Mehr als 85 Prozent sehen Risiken mit Blick auf die Energie- und Rohstoffpreise und fast 59 Prozent der Betriebe klagen über den Fachkräftemangel. Die Entwicklung der Arbeitskosten bereitet 62 Prozent der Unternehmen Sorge und mehr als 70 Prozent sind unzufrieden mit den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen. Es sei dringend mehr Tempo und eine stärkere Beteiligung des Bundes "bei der Ertüchtigung und dem Ausbau der Hafen- und Verkehrsinfrastruktur" nötig, so Aust.
Personalmangel in der Schiffsbaubranche
In der Schiffsbaubranche, also bei Werften und Zulieferern, verliert der Geschäftsklimaindex noch einmal rund zwölf Punkte im Vergleich zum Frühjahr 2022. Knapp die Hälfte der Betriebe sehen hier ihre Geschäftslage als schlecht an. Alle befragten Unternehmen sehen wirtschaftliche Risiken bei den Energie- und Rohstoffpreisen. Drei von vier Werften haben Probleme, Personal zu finden und jeder zweite Betrieb sorgt sich wegen der Entwicklung der Arbeitskosten und der Auslandsnachfrage. "Für den deutschen Schiffbau müssen, mit Blick auf den internationalen Wettbewerb, jetzt umfassende Investitionen in die Standorte erfolgen und die Chancen der Energiewende stärker genutzt werden", sagte Aust.
Weiterhin Aufträge aus dem Ausland
Relativ stabil ist in der Branche immerhin noch die Nachfrage aus dem Ausland. Viele Werften haben trotz Krise viele Aufträge, etwa die Jacht "Shackleton", die aktuell zur Endausrüstung bei Blohm + Voss liegt. Viele in der Branche hatten Sorgen, dass nach dem Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine Aufträge von russischen Oligarchen wegbrechen. Aber offenbar sind die Mega-Jachten aus Deutschland auch in anderen Teilen der Welt gefragt.