Ein Drittel der Hamburger Azubis macht regelmäßig Überstunden
Trotz des Fachkräftemangels bilden in Hamburg nur wenige Betriebe aus. Und viele Unternehmen schaffen es nicht, ihren Auszubildenden ein gutes Arbeitsklima zu bieten. Das geht aus dem aktuellen Ausbildungsreport des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB) hervor.
Die Zufriedenheit mit der Ausbildung sinkt in Hamburg. Zwei Drittel der Auszubildenden seien zwar mit ihren Lehrstellen zufrieden oder sogar sehr zufrieden, sagt Wiebke Oetken, die Abteilungsleiterin Jugend des DGB Nord. Allerdings gehe diese Zahl zurück. "Sowohl langfristig als auch bundesweit betrachtet haben wir damit einen relativ niedrigen Wert erreicht", so Oetken. 2012 lag der Prozentsatz der Zufriedenen oder sehr Zufriedenen den Angaben zufolge noch bei 72,8 Prozent.
Überstunden und "Kaffee kochen"
Zu den Hauptgründen für die Unzufriedenheit vieler Azubis zählen zum Beispiel ausbildungsfremde Tätigkeiten, Überstunden und eine mangelnde Zukunftsperspektive. Laut DGB kommt Kaffee kochen oder das Auto des Chefs waschen immer noch bei rund 15 Prozent der Betriebe vor. Mehr als ein Drittel der Auszubildenden muss regelmäßig Überstunden machen, obwohl dafür das Berufsbildungsgesetz strenge Grenzen setzt. Neun Prozent hätten sogar angegeben, dafür weder Geld noch einen Freizeitausgleich zu bekommen. "Das ist ein klarer gesetzlicher Verstoß, den die Betriebe (...) begehen", sagte Oetken.
DGB: Unternehmen müssen mehr ausbilden
Außerdem sorgt auch Zukunftsangst dafür, dass Auszubildende unzufrieden sind. Fast die Hälfte der jungen Menschen wusste laut Ausbildungsreport im dritten Lehrjahr noch nicht, ob sie übernommen wird. Hier müssen die Betriebe besser werden, so die Forderung. Außerdem müsse mehr ausgebildet werden. Mit einer Ausbildungsquote von etwas mehr als 15 Prozent ist Hamburg laut DGB Schlusslicht.
Mangel bei Digitalisierung
Ausbaufähig sei auch die Vorbereitung der Azubis in Sachen Digitalisierung. Nur 42,1 Prozent fühlten sich dort gut oder sehr gut aufgehoben und technisches Gerät wie Laptops bekämen nur 37 Prozent der Auszubildenden immer oder häufig. 28,6 Prozent hätten angegeben, dass sie die benötigten Geräte nie erhalten, so Oetken. Seit einer entsprechenden Gesetzesänderung 2020 ist es inzwischen zudem viel einfacher, eine Ausbildung in Teilzeit zu absolvieren. Dennoch nutzten nur 1,3 Prozent diese Möglichkeit, nur 28,7 Prozent wüssten davon, wie Oetken sagte.
In einigen Bereichen herrscht große Unzufriedenheit
Die Zahl der unterschriebenen Ausbildungsverträge stieg 2023 zwar auf knapp 12.000. Für den Report befragte der DGB von September 2022 bis Juli 2023 insgesamt 1.053 Auszubildende aus 27 Berufen. Laut dem Ausbildungsreport schwankt die Zufriedenheit der Auszubildenden zwischen den einzelnen Berufen erheblich. So waren alle angehenden Fachkräfte für Veranstaltungstechnik sehr zufrieden mit ihrer Ausbildung. Bei den Hafenschiffern und -schifferinnen und im Bereich der Mechatronik waren es noch 88,3 beziehungsweise 86,4 Prozent.
Dem gegenüber waren aber nur 31,3 Prozent der künftigen Kaufleute für Hotelmanagement mit ihrer Ausbildung sehr zufrieden. Zusammen mit den Restaurantfachleuten bildeten sie mit jeweils 25 Prozent auch die größte Gruppe der eher oder sogar sehr Unzufriedenen.