Dagmar Berghoff, ehemalige Nachrichtensprecherin der „Tagesschau“ und Moderatorin © picture allaince / dpa Foto: Marcus Brandt

Herzlichen Glückwunsch, "Miss Tagesschau" wird 80!

Stand: 24.01.2023 15:26 Uhr

Mit diesem Auftritt hat sie Fernsehgeschichte geschrieben: Am Nachmittag des 16. Juni 1976 begrüßt Dagmar Berghoff die Zuschauerinnen und Zuschauer der ARD-"Tagesschau" - als erste Frau überhaupt. 23 Jahre war sie "Miss Tagesschau". Nun feiert Berghoff in Hamburg ihren 80. Geburtstag.

Als sie bei der "Tagesschau" anfing, war das alles andere als selbstverständlich. Mitte der 1970er-Jahre waren Frauen in vielen Jobs noch nicht sehr akzeptiert - und die Medien bildeten da keine Ausnahme. Hier galt sogar das Vorurteil: Frauen könnten keine Nachrichten sprechen, weil sie nichts von Politik verstünden und bei Unglücksmeldungen in Tränen ausbrechen würden. Auch der damalige Chefsprecher der "Tagesschau", Karl-Heinz Köpcke, war skeptisch, als man ihm "von oben" die hübsche blonde Frau in die Sendung holte. So stand er dann auch bei ihrer ersten 20-Uhr-Sendung - immerhin die meistgesehene Sendung im deutschen Fernsehen - neben Berghoff, erinnert sie sich heute. "Ich dachte, das machen die immer so. Aber er hat wohl gemeint, dass ich als Frau vielleicht doch die Nerven verliere und zusammenbreche", sagte sie kürzlich in einem Interview mit der Deutschen Presse-Agentur.

Vom Schauspiel in die Medienbranche

Eigentlich hatte Berghoff, die in Ahrensburg bei Hamburg aufwuchs, Schauspielerin werden wollen. Nach Abitur und Au-pair-Stationen in London und Paris absolvierte sie in den 60er-Jahren eine Ausbildung an der Hamburger Hochschule für Musik und darstellende Kunst. Sie bekam kleinere Rollen am Theater und in Film und Fernsehen, arbeitete als Fernsehansagerin, Hörfunksprecherin und Moderatorin beim damaligen Südwestfunk (SWF). 1975 kehrte sie dann nach Hamburg zurück - und arbeitete erstmal für den NDR Hörfunk.

Dagmar Berghoff überzeugt sie alle

Doch auch beim Fernsehen überzeugte sie - und zwar nicht nur Köpcke. Also ergänzte sie das Sprecher-Quartett Jo Brauner, Wilhelm Wieben, Karl-Heinz Köpcke und Werner Veigel. Und auch die Öffentlich war angetan von ihr. Eine Zeitung schrieb nach ihrem ersten Tagesschau-Auftritt: "Bildschön mit einem diskreten Lächeln auf den Lippen und einer angenehm weichen Stimme überraschte Dagmar Berghoff".

Wer kennt es nicht, das "WC-Turnier"? 

Dagmar Berghoff © NDR
Ein Tennisturnier hat mit einer Toilette normalerweise so viel zu tun wie Kantinenessen mit Gourmetsternen. Es gibt nur wenige Fälle, bei denen beides doch zusammen gewürfelt wird. Dagmar Berghoff schafft das locker! Und dann versucht sie auch noch, nicht zu lachen - und macht alles noch viel schlimmer.

Obwohl sie als sehr zuverlässig galt, vergaß Dagmar Berghoff im Laufe ihrer "Tagesschau-Zeit" aber auch dreimal ihren Dienst. Einmal schaffte sie es im Schlussspurt noch vor die Kamera, zweimal mussten Kollegen für sie einspringen. Unvergessen bleibt ihr Lachkrampf, als sie am 2. April 1988 bei der Meldung über Tennisspieler Boris Becker statt vom WTC-Turnier vom "WC-Turnier" sprach - längst ein Klassiker der Fernseh-Pannen. Berghoff war jedenfalls gekommen, um zu bleiben - für insgesamt 23 Jahre. Am 31. Dezember 1999 las sie - damals war sie längst Chefsprecherin - zum letzten Mal die Tagesschau.

Nur einmal, am 19. April 2014, kehrte sie danach in die Nachrichtenredaktion zurück - als Überraschungsgast der ersten Tagesschau-Ausgabe aus dem neuen Studio. Vor Beginn der Sendung begrüßte sie die Zuschauerinnen und Zuschauer mit den Worten "Guten Abend, meine Damen und Herren".

Noch immer Arbeit und Fernsehauftritte

So ganz kann Berghoff das Arbeiten noch immer nicht lassen. Gerade erst hat sie gemeinsam mit dem heutigen "Tagesschau"-Sprecher Constantin Schreiber ein Buch geschrieben, das im November erschienen ist. Auch Lesungen stehen auf ihrem Programm und - gerade jetzt zu ihrem 80. Geburtstag - auch immer wieder Auftritte im Fernsehen. Die meiste Zeit genießt sie inzwischen aber einfach das schöne Leben. Sie liebt es, Essen zu gehen, besucht gern Kunstmuseen und geht auch auf Reisen - besonders nach Frankreich.

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