Rund 30.000 Menschen demonstrieren in Hamburg gegen Rechtsextremismus
Zwei Tage vor der Europawahl hat ein breites Bündnis mit einer Großdemonstration in der Hamburger Innenstadt ein Zeichen gegen Rechtsextremismus gesetzt. Laut den Organisatoren kamen 30.000 Teilnehmende, die Polizei sprach zunächst von bis zu 26.000 Menschen.
"Rechtsextremismus stoppen, Demokratie verteidigen, wählen gehen" hieß das Motto der Demonstration, zu der unter anderem die Nordkirche, "Fridays for Future", der DGB Hamburg, das Bündnis Go Vote und Vereine wie "Klare Kante gegen Rechts" oder "Unternehmer ohne Grenzen" aufgerufen hatten. Vor allem junge Menschen sollten zum Wählen am Sonntag bewegt werden. In der Menge waren Plakate mit Slogans wie "Ja zum Rechtsstaat. Nein zu Rechts", "Hass + Hetze sind keine Alternative für Deutschland" oder "Huck Föcke" zu lesen.
AfD wollte Demonstration verhindern
Unter den Demonstrierenden waren auch Vertreter von SPD, Grünen, CDU, Linken und FDP. Die AfD hatte eine Absage der Kundgebung gefordert. Dadurch werde das gesellschaftliche Klima weiter vergiftet "und gewaltbereite Linksextremisten fühlen sich in ihrem Tun bestätigt".
"Die AfD ist Feindin der Beschäftigten"
Bei den Wahlen komme es auf jeden an, sagte Hamburgs DGB-Chefin Tanja Chawla. "Klar ist: Die AfD ist Feindin der Beschäftigten. Wir sagen: Wählt Zukunft, wählt demokratisch!" Der Hauptgeschäftsführer des Unternehmensverbands Nord (UV Nord), Thomas Fröhlich warnte vor einem Rechtsruck. Jeder vierte Beschäftigte der Unternehmen im Norden habe Migrationshintergrund. "Wir werden uns unsere hart erarbeitete und heute ganz selbstverständlich etablierte Willkommenskultur von nichts und niemandem nehmen lassen."
Fehrs: "Es liegt in unserer Hand"
Die amtierende EKD-Ratsvorsitzende, Nordkirchen-Bischöfin Kirsten Fehrs, sagte: "Es liegt in unserer Hand, welche Richtung Europa einschlägt." Wenn Menschen aufgrund ihrer Herkunft, ihrer Religion oder ihres Aussehens diskriminiert, verachtet und angegriffen werden, dürfe man nicht schweigen, mahnte Fehrs, die gemeinsam mit Landesrabbiner Shlomo Bistritzky und der stellvertretenden Vorsitzenden des Rats der Islamischen Gemeinschaften in Hamburg (Schura), Özlem Nas, an der Kundgebung teilnahm.
St. Pauli und HSV treten zusammen auf
Ein Zeichen des Zusammenhalts setzten auch die ansonsten rivalisierenden großen Hamburger Fußball-Vereine: Demokratie sei Teamsport, betonten St. Pauli-Präsident Oke Göttlich und HSV-Prokuristin Marieke Patyna, die gemeinsam auftraten. "In diesen Zeiten ist es wichtiger denn je, dass wir uns alle einbringen und zusammen die Stimme erheben: Für Vielfalt und demokratische Werte. Gegen Hass und Ausgrenzung", sagte Patyna.
Joris, Provinz und ein Flugzeug
Musikalisch begleitet wurde die Kundgebung von der Indie-Pop-Band Provinz und vom Sänger und Liedermacher Joris, der seinem Publikum mitgab: "Schön, dass ihr am Sonntag alle demokratisch wählen geht." Über der Kundgebung zog ein Flugzeug ein Banner mit der Aufforderung "GoVote" durch den Hamburger Himmel.
Start und Ende an der Ludwig-Erhard-Straße
Der Demonstrationszug führte von der Ludwig-Erhard-Straße unter anderem über die Mönckebergstraße, den Ballindamm und den Gorch-Fock-Wall zurück zur Ludwig-Erhard-Straße. Schon am frühen Nachmittag waren Zubringer-Demonstrationszüge in Richtung Innenstadt gestartet. Mehrere Hundert Demonstrierende zogen mit dem Bündnis "Klare Kante gegen Rechts" vom Pferdemarkt in Richtung Ludwig-Erhard-Straße. Weniger Menschen waren es beim Start des "Demoraves" am Theodor-Heuss-Platz, der ebenfalls zur Großdemonstration führte.
Bereits Mitte Januar waren in Hamburg rund 180.000 Menschen gegen Rechtsextremismus auf die Straße gegangen. Auslöser damals war das Bekanntwerden eines Treffens von Rechtsextremisten unter anderem mit AfD-Politikern in Potsdam.