Zehntausende bei Großdemo gegen Rechtsextremismus in Hamburg
In Hamburg haben am Sonntag Zehntausende gegen Rechtsextremismus demonstriert. Zu der Kundgebung hatten die Klimabewegung "Fridays For Future" (FFF) sowie rund 40 weitere Verbände und Organisationen aufgerufen.
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer versammelten sich am Mittag auf der Edmund-Siemers-Allee am Bahnhof Dammtor. Für die Demonstration unter dem Motto "Wir sind die Brandmauer - Zusammen gegen Rechtsextremismus" waren 30.000 Menschen angemeldet worden. Am Nachmittag erklärte FFF-Sprecherin Annika Rittmann im Gespräch mit dem NDR, es seien mehr als 50.000 Demonstrierende gekommen. Ein Polizeisprecher bestätigte diese Schätzung am Sonntagabend. Es seien 50.000 bis 60.000 Menschen bei der Demo gewesen. Die Demonstrierenden hielten unter anderem Plakate mit Slogans wie "Solidarität ist unser Motto", "Deutschland bleibt bunt" oder "Ich bin gegen Rechtsextremismus".
Protest richtet sich auch gegen die AfD
Gewerkschaften, die Jusos, die Grüne Jugend, die Omas gegen Rechts, der Fahrradverband ADFC und zahlreiche andere Verbände und Organisationen beteiligten sich an der Kundgebung. Der Protest richtete sich auch gegen die AfD. In dem Aufruf zur Demo wurde der Partei vorgeworfen, die Gesellschaft zu spalten und das Zusammenleben zu bedrohen. Deshalb sei die Mehrheit gefordert, für die Demokratie einzustehen. Rittmann sagte: "Die Pläne der AfD sind menschenverachtend und sie untergraben die Demokratie."
Weitere Demos vor Europawahl angekündigt
Zu Beginn der Kundgebung gab es Reden - unter anderem von Transformationsforscherin Maja Göpel. Sie rief diejenigen, die der AfD aus Protest ihre Stimme geben wollen, dazu auf, ihre Haltung zu überdenken. Zugleich brauche die Brandmauer gegen Rechtsextremismus Türen "für all die, die sagen: 'Ich hatte mich verrannt, ich habe jetzt erkannt.'" Wie andere Rednerinnen und Redner nahm auch Hamburgs DGB-Chefin Tanja Chawla die AfD ins Visier. Diese sei rassistisch und antidemokratisch, sagte sie. Chawla kündigte eine weitere Großdemonstration gegen Rechtsextremismus in der Hansestadt für den 8. Juni an - den Tag vor der Europawahl. Auch Rittmann sagte, dass es im Vorfeld der Europawahl große Demos in Deutschland und Europa geben werde.
Auftritt von Deichkind
Musikalischer Höhepunkt war der Auftritt der Hamburger Band Deichkind. Die Mitglieder traten in Outfits mit dem Slogan "Impulsive Menschen gegen Rechts" auf, der auf eine Textzeile aus ihrem Hit "Remmidemmi" anspielt. Die Menge hüpfte begeistert bei jedem der vier Songs mit. Bei ihrem Abschlusssong sang die Band: "Wir wollen keine Nazis und keine AfD."
Demo zieht durch die Innenstadt
Im Anschluss machten sich die Demonstrierenden auf den Weg, um durch die Innenstadt zu ziehen. Die Route führte durch das Karoviertel, über den Jungfernstieg und die Lombardsbrücke zurück zur Edmund-Siemers-Allee. Dort ging die Demo am frühen Abend zu Ende.
Dritte Großdemo gegen Rechtsextremismus
In Hamburg war es bereits die dritte Großdemo gegen Rechtsextremismus binnen weniger Wochen. Bei den vergangenen Veranstaltungen waren deutlich mehr Menschen auf die Straße gegangen, als angemeldet waren. Auch in anderen deutschen Städten gab es am Wochenende wieder Demonstrationen. Auslöser für die Proteste waren Enthüllungen des Recherchenetzwerks Correctiv über ein Treffen Rechtsradikaler im November in Potsdam. Daran hatten auch AfD-Politiker und -Politikerinnen sowie einzelne Mitglieder der CDU und der Werteunion teilgenommen.