Hamburger Hauptbahnhof: Bezirksamt geht gegen Verteilaktion vor
Eine warme Mahlzeit, Kleidung, Hygieneartikel: All das wird regelmäßig von Vereinen und Initiativen am Hamburger Hauptbahnhof an Bedürftige verteilt. Das ist dem Bezirk Hamburg-Mitte aber inzwischen ein Dorn im Auge. Er greift jetzt dagegen durch.
Am Sonnabend ließ das Bezirksamt eine Aktion des Vereins "Schau nicht weg" beenden, der dort wieder Lebensmittel an Bedürftige ausgeben wollte. "Wir haben hier am Hauptbahnhof das Problem, dass es sich um eine stark frequentierte Verkehrsfläche handelt", sagte Bezirksamtssprecher Joscha Heinrich. "Auch heute war der Aufbau so, dass für die Passanten kein Durchkommen möglich war. Im Zuge dessen kann das hier nicht mehr stattfinden."
Verein: Nachricht kam erst Donnerstag
Man habe dem Verein angeboten, die Verteilaktion stattdessen auf privaten Flächen durchführen zu können oder ausnahmsweise auf einer Grünanlage. Eine Sprecherin des Vereins entgegnete: "Die Nachricht an uns, dass wir heute nicht verteilen dürfen, erreichte uns am Donnerstagabend. Da hatten wir schon für Tausende von Euro Lebensmittel. Und wir werden sie nicht wegschmeißen!"
Schließlich wurde eine vorübergehende Lösung gefunden: Der Verein wich am Sonnabend auf eine private Fläche etwa 100 Meter entfernt aus - und bekam dafür die zunächst konfiszierten Lebensmittel zurück. In der kommenden Woche will das Bezirksamt mit "Schau nicht weg" über einen zukünftigen Standort beraten - der sich offenbar nicht am Hauptbahnhof befinden soll.
Bezirksamt bemängelt unter anderem Vermüllung
Bezirksamtsleiter Ralf Neubauer (SPD) war am Sonnabend nicht vor Ort. Er hatte zuvor ein Vorgehen gegen Verteilaktionen angekündigt. Solche Aktionen von Vereinen und Initiativen seien gut gemeint - aber eben nicht immer gut gemacht, sagte Neubauer. Die Ehrenämtler und Ehrenämtlerinnen hätten keine Genehmigung und regelmäßig würden die Flächen nach den Aktionen völlig vermüllt hinterlassen.
Konkurrenz zu nützlicheren Angeboten?
Ein weiteres Problem laut Neubauer: Wenn regelmäßig gratis Dinge wie Schlafsäcke und Isomatten verteilt würden, blieben diese an den Schlafstätten oft einfach liegen. Außerdem würden Obdachlose dann Angebote weniger nutzen, die mehr zu bieten hätten, zum Beispiel Sozialberatung und medizinische Versorgung. Gerade rund um den Hauptbahnhof gebe es davon viele, heißt es vom Bezirk.
Das Bezirksamt hatte allen Initiativen Gespräche angeboten, auch um Alternativen für sie zu finden, doch nicht alle Akteure und Akteurinnen waren gesprächsbereit.