Round Midnight
Montag, 29. Mai 2023, 23:30 bis
00:00 Uhr
Eine Sedung von Hans-Jürgen Schaal
Sein besonderes Talent war anfangs nicht leicht zu erkennen. Doch was ihm an der Trompete an Dynamik und Kraft fehlte, ersetzte er durch romantisches Gefühl und melodische Fantasie. Chet Baker (1929-1988) wurde einer der größten Stars des amerikanischen Cool Jazz - die Medien hofierten ihn.
Der große Erfolg allerdings hatte auch seine Schattenseiten. Baker war drogensüchtig und in den USA vorbestraft. Als er deshalb nach Europa ging, wurde es aber nicht besser für ihn: Die Behörden in Italien, Deutschland, England, Frankreich haben ihn verfolgt, inhaftiert und mehrfach des Landes verwiesen. Zurück in den USA (1964), war er dort quasi doppelt geächtet: als Junkie und als musikalisch Vorgestriger. 1968 schien Chet Bakers Karriere beendet.
Doch zehn Jahre später kehrte er nach Europa zurück - und sein melodisches, empfindsames, zeitlos schönes Trompetenspiel bescherte ihm eine späte zweite Karriere. Der Gitarrist Philip Catherine sagt über ihn: "Er war ein Musiker, bei dem ganz das Gefühl im Vordergrund stand. Und darum geht es doch."