Round Midnight
Dienstag, 23. April 2024, 23:30 bis
00:00 Uhr
Eine Sendung von Mauretta Heinzelmann
"Alle Stimmen schreibe ich frei und besonders. Bewegliche melodische Linien, wie ich es liebe," erzählte Melba Liston der Journalistin Sally Placksin im Buch "Jazzwomen". Ihre abwechslungsreiche und dramaturgisch aufgebaute Handschrift war ihrer Zeit voraus. Überdies war die Afroamerikanerin - geboren 1926 in Kansas City - eine der besten Posaunistinnen ihrer Generation.
Sie spielte mit Gerald Wilson, Billie Holiday, Dexter Gordon und Dizzy Gillespie, arrangierte für Randy Weston, Quincy Jones, Duke Ellington, Count Basie, Ray Charles und Diana Ross. In der Schulzeit kam Melba Liston kaum aus ihrem Zimmer heraus, wenn sie zwischen Haufen von Papieren saß und komponierte. "Ich war sehr schüchtern", gab die Musikerin zu.
Da ihr das harte Tourleben nicht lag, arbeitete Liston schließlich als Lehrerin. Für die Jamaika School of Music baute Melba Liston das Jazz und Pop Department auf und leitete es mehrere Jahre in den Siebzigern.
1979 luden Kolleginnen sie zum Women's Jazz Festival in Kansas City ein: Liston zog zurück in die Staaten und gründete die Band "Melba Liston and Her Bones". Nach einem Schlaganfall konzentrierte die Posaunistin sich mit Hilfe neuer Computertechnik auf das Arrangieren. Sie starb 1999.
"Die Posaune hat mich immer vor Traurigkeit gerettet", sagte Melba Liston. "Ich bin nicht so gut zu ihr, wie die Posaune gut zu mir ist. Die Posaune hat mich zur Arrangeurin gemacht, und wenn ich schreibe, vergesse ich die Posaune. Aber wenn die Dinge sich eintrüben, wende ich mich wieder der Posaune zu, und sie rettet mich erneut."
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