Round Midnight
Montag, 22. Mai 2023, 23:30 bis
00:00 Uhr
Eine Sendung von Thomas Haak
"Sie sind einander freundlich gesonnen, schätzen aber den Wettbewerb" - sagt die 1969 in Baku, Aserbaidschan geborene Sängerin und Pianistin Aziza Mustafa Zadeh über ihre Stimme und ihre Hände. Eine Art wechselseitige Eifersuchtsbeziehung, die eine einzigartige Mischung aus Jazz, Scat-Gesang, klassischer Klaviermusik und der traditionellen aserbaidschanischen Improvisationsmusik Mugam hat entstehen lassen.
Mit ihrem früh verstorbenen Vater Vagif, einem der führenden Vertreter des Mugam-Jazz, stand sie bereits als kleines Kind auf der Bühne. Mit 18 Jahren belegte sie den dritten Platz beim Thelonious-Monk-Klavierwettbewerb in Washington, D.C. und nur drei Jahre darauf präsentierte sie ihr komplett solo eingespieltes Debut-Album, das global für großes Aufhorchen sorgte. Ab da ging es Schlag auf Schlag: 1994 gab es den Echo Jazz für ihr fantastisches Trio-Album "Always" mit John Patitucci und Dave Weckl, danach zahlreiche Aufnahmen und Konzerte mit Koryphäen wie Al di Meola, Stanley Clarke, Philip Catherine und Toots Thielemans.
In den letzten beiden Dekaden trat die seit 1989 in Mainz lebende Künstlerin vornehmlich solo oder mit ihrem 2008 gegründeten deutschen Trio in Erscheinung - stets virtuos zwischen westlicher Jazzmoderne, abendländischer Klassik und orientalischer Tradition balancierend. Im Interview mit Thomas Haak spricht sie über das Wesen der Melancholie, religiöse Gefühle ohne Konfession, mysteriöse Kindheitserlebnisse und darüber, warum Gitarristen zu den einfühlsamsten Menschen überhaupt gehören.