Jazz – Round Midnight
Mittwoch, 28. Dezember 2022, 23:30 bis
00:00 Uhr
Eine Sendung von Bert Noglik
In seinen Konzerten hat er sich völlig ausgegeben, geradezu an das Publikum verschenkt. Michel Petrucciani schöpfte aus der Jazztradition, die er mit großer Leidenschaft individuell auszugestalten wusste. Der als Sohn eines italienischen Gitarristen in Südfrankreich Geborene kam mit der seltenen Glasknochenkrankheit zur Welt, wurde kaum einen Meter groß und konnte sich nur mühsam fortbewegen.
Sein außerordentliches Talent ermöglichte ihm schon früh den Zugang zur Jazzszene. Er ging zunächst nach Paris und dann weiter nach Kalifornien, wo er den Saxofonisten Charles Lloyd besuchte, der sich zum Meditieren in die Wälder zurückgezogen hatte und von Michels wunderbarer Musikalität dermaßen beeindruckt zeigte, dass er mit ihm gemeinsam auf die großen Festivals zurückkehrte. Michel Petrucciani war fortan in den USA ebenso präsent wie in Europa, nahm zahlreiche Platten für Labels wie Blue Note und Dreyfus auf und wurde vom Publikum enthusiastisch gefeiert.
Ungeachtet seines Handicaps, vielleicht auch diesem trotzend, hat er das Leben exzessiv genossen - mit Konzerten, Liebschaften, Partys und Feiern. Im Dezember 1998 zog es ihn zur Silvesternacht nach New York. Den kalten Wind von Manhattan hat er nicht vertragen. Er starb am 6. Januar 1999 im Alter von 36 Jahren an einer Lungenentzündung. Bestattet wurde er auf dem Pariser Friedhof Père Lachaise, neben dem Grab von Frédéric Chopin.