Round Midnight
Dienstag, 07. Mai 2024, 23:30 bis
00:00 Uhr
Eine Sendung von Mauretta Heinzelmann
"Wir hatten einen Draht, der zwischen zwei Bäumen durch den Hof gespannt war für ein Crystal Radio Set. Ich hörte stundenlang Gospel, Jazz and Blues" erzählt der amerikanische Posaunist Steve Turré (geb. 1948 in Nebraska) aus seiner Highschool-Zeit. Was wären Biografien erfolgreicher Jazzmusiker und Musikerinnen ohne das Radio, in dem sie oft zum ersten Mal Jazz hörten - oder spielten?
Die amerikanische Jazzsängerin Sheila Jordan (geb. 1928 in Detroit) hat bereits mit drei Jahren in einer Amateursendung im Radio gesungen, was sie früh motivierte, Sängerin zu werden. Die Pianistin Irène Schweizer (geb. 1941 in Schaffhausen) berichtet von ersten Musikerfahrungen im Gasthof ihrer Eltern: "Am Samstagnachmittag zwischen 17 und 18 Uhr kam jeweils eine Jazzsendung im Radio. Ich habe keine einzige Sendung verpasst. Niemand durfte während der Sendung mit mir ein Wort reden." Saxofonistin Silke Eberhard (geb. 1972 in Heidenheim) stellte als Schülerin aus nächtlichen Jazzsendungen Mix-Tapes zusammen, die sie dann im Band-Bus mit der schwäbischen Blasmusik dem Fahrer zum Abspielen gab.
Auch heute noch übt das Radio auf viele Jazzbegeisterte magnetische Anziehungskraft aus. Der Preisträger des Hamburger Jazzpreises 2023, Schlagzeuger Dirk Achim Dhonau (geb. 1960 in Duisburg) gibt zu, sein erster Griff, wenn er die Wohnung beträte, sei stets zum Power-Knopf des Radios. In dieser Sendung spüren wir dem inspirierenden Funken nach, den das Radio hinterlässt, das nicht zufällig auch in vielen Musiktiteln auftaucht, z.B. in "Radio Music Society" von Esperanza Spalding, in "Black Radio" von Robert Glasper oder in "World Music Radio" von Jon Batiste.
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