Round Midnight
Montag, 27. November 2023, 23:30 bis
00:00 Uhr
Eine Sendung von Ralf Dorschel
Was macht man nicht so alles mit den Juwelen aus dem American Songbook? Oder denen von Tom Waits, von Brian Wilson? Und was ist überhaupt machbar - wie oft kann man sie drehen und wenden, auf den Kopf stellen, auf links drehen und neu beleuchten, wie bekommt man sie zu einem ganz neuen Funkeln? Sarah Vaughan, Billie Holiday und Ella Fitzgerald haben die Kunst des Liedes in neue Höhen gehoben, Holly Cole ist die wohl wichtigste Erbin dieser Frauen. Mit Witz und Ironie, mit schnellen Haken und tiefen Loten hat die Kanadierin sich in 35 Jahren Karriere Songs genähert, die wir alle schon so oft, vielleicht ja zu oft, gehört hatten.
Es geht um die Kunst ein Lied ernst zu nehmen
Aber noch nie so. Denn darum geht es hier: Nicht um Kraftakte, nicht um schiere Virtuosität - es geht um die Kunst, ein Lied für sich zu nehmen, ernst zu nehmen, auf seinen Wahrheitsgehalt und seine Aktualität zu prüfen. Die kanadische Sängerin sagt: "Der Subtext, den wir in diese Songs bringen, ist oft viel interessanter als der Text, wie er da steht." Dazu kommt: Bei allem Respekt vor den musikalischen Vorfahrinnen ist Cole ein Kind unserer Zeit: Frech und provokant, lustvoll und gegen die Genderrollen gebürstet.
Coles frühe Alben im Trio mit Aaron Davis und David Piltch sind heute audiophile Klassiker - radikal reduziert im Aufwand und der Studiotechnik, maximal in der neuen Wirkmacht dieser Lieder. Am 25. November ist Holly Cole 60 Jahre alt geworden, in Round Midnight feiern wir ihre Musik - und wir gucken mal, warum es so oft still wird um die Sängerin, warum sie nicht aufschließen konnte zu den Erfolgen ihrer Landsfrauen k.d. lang und Diana Krall.