Round Midnight

Blues und Protest: Peter Kemper "The Sound of Rebellion" (2/2)

Dienstag, 30. April 2024, 23:30 bis 00:00 Uhr

Cover des Buches "The Sound Of Rebellion - Zur politischen Ästhetik des Jazz" von Peter Kemper © Reclam Verlag

Eine Sendung von Ralf Dorschel

Ein furchtbarer, langanhaltender Schrei - wütend, verletzt, aufrührerisch: Das ist Abbey Lincolns Einsatz in "Triptych" - Teil ihrer gemeinsam mit Max Roach aufgenommenen "We Insist! Freedom Now Suite". Für Peter Kemper ist dieser kathartische Schrei das "radikalste Gesangsstück in der Geschichte des Jazz" und ein entscheidender Moment in seinem Band "The Sound of Rebellion - Zur politischen Ästhetik des Jazz". Weil er bündelt, was 1960 in den USA passierte und weil er den Jazz ins Herz der Bürgerrechtsbewegung transportiert.

"The Sound of Rebellion" ist eine Chronik des Kampfes gegen den Rassismus und eine Sammlung von Biographien rebellischer Musiker:innen - von der Harlem Renaissance und Duke Ellington über die kulturelle Grabenziehung des Bebop, John Coltranes stummen Protest auf "Alabama" und das bewusst politische Aufbegehren von Charles Mingus und Rahsaan Roland Kirk bis hin zu den Black Lives-Matter-Kämpfen der jüngsten Vergangenheit.

Cover des Buches "The Sound Of Rebellion - Zur politischen Ästhetik des Jazz" von Peter Kemper © Reclam Verlag
Cover des Buches "The Sound Of Rebellion - Zur politischen Ästhetik des Jazz" von Peter Kemper

Der Jazz- und Rock-Journalist und frühere Redakteur des Hessischen Rundfunks lässt Archie Shepp zu Wort kommen und schreibt Porträts von Billie Holiday und dem Art Ensemble of Chicago. Was er nicht geschrieben hat, ist eine globale Chronik des aufmüpfigen Jazz - in Kempers 750-Seiten-Werk geht es in allererster Linie um den Umgang mit "race conflicts" und die allmähliche Politisierung schwarzer US-Jazzer*innen. Warum Kemper diesen Fokus gewählt hat und wie sich diese Rebellion gegen den Rassismus über die Jahrzehnte verändert hat - das hat der Autor im Gespräch mit Ralf Dorschel erklärt.

Doch wie politisch kann der Jazz überhaupt sein, wenn er nicht gesungen wird - wie lassen sich Zeichen setzen und deuten, wenn erst der Kontext vom rebellischen Charakter der Musik spricht? Am 29. und 30. April dreht sich in "Round Midnight" alles um das Widerständige im US-Jazz.

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