NDR Radiophilharmonie
Donnerstag, 12. Januar 2023, 20:00 bis
22:00 Uhr
Ingo Metzmachers Konzertprogramme sind spannend und innovativ. Diesmal hat der vielfach ausgezeichnete Dirigent neue Musik seines Kollegen Anton Plate im Gepäck: die Sinfonie "Libération" für Sopran und Orchester. Er kombiniert sie mit Richard Strauss' "Metamorphosen", dem musikalischen Vermächtnis des 80-jährigen Komponisten angesichts der Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg. Beide Werke verbindet das Thema Abschied.
Ein immerwährendes Loslassen: "Libération" von Anton Plate
Sowohl Ingo Metzmacher als auch Anton Plate sind der Stadt Hannover biografisch eng verbunden. Metzmacher wuchs dort auf, studierte an der Hochschule für Musik, Theater und Medien und wurde ein international gefragter Dirigent. Der gebürtige Hildesheimer Anton Plate hat seit seinem Studium in Hannover das musikalische Leben der Stadt wesentlich geprägt: als Professor für Musiktheorie - u. a. von Metzmacher -, als Dirigent, Pianist und natürlich durch seine kompositorische Arbeit. Zu Metzmachers Hamburger Konzertreihe "Who Is Afraid Of 20th Century Music?" steuerte Plate mehrere Kompositionen bei. Nun folgt in Hannover die in den Jahren 1999 bis 2018 entstandene Sinfonie in sechs Sätzen "Libération". Dazu schreibt der Komponist:
"Das große Thema dieser Sinfonie könnte lauten: 'Das Leben ist ein immerwährendes Abschiednehmen, ein immerwährendes Loslassen.'"
Solistin im Finale: die Sopranistin Marlis Petersen
Die letzten beiden Sätze der Sinfonie enthalten Texte u. a. aus Grimms Märchen, von Herman Melville und Anton Plate selbst. Die Solopartie übernimmt die Sopranistin Marlis Petersen. Sie ist international im klassischen Koloraturfach wie auch als Interpretin zeitgenössischer Musik eine der führenden Sopranistinnen unserer Zeit.
Trauer und Abschied: die "Metamorphosen" von Richard Strauss
Wie bei "Libération" ist auch die Klangwelt in Strauss' "Metamorphosen" von Gedanken und Gefühlen des Abschieds und des Verlusts geformt: Das Werk für 23 Solostreicher entstand in den letzten Wochen des Ersten Weltkriegs als Auftragsarbeit für den Schweizer Dirigenten und Mäzen Paul Sacher. Für Strauss bedeutete die Zerstörung wichtiger Musikstätten in München und Dresden gleichzeitig den Untergang einer Kultur, die er maßgeblich mitbestimmt hatte. Diese Abschiedsstimmung fangen die "Metamorphosen" mit ihrem ständigen Abwägen und Variieren des Ausgangsmaterials ein. Am Ende zitiert Strauss den Trauermarsch aus Beethovens "Eroica"-Sinfonie: "In memoriam!", notierte er unter diese letzten Takte.
Moderation: Friederike Westerhaus