NDR Radiophilharmonie
Donnerstag, 16. November 2023, 20:00 bis
22:00 Uhr
Während Augustin Hadelich in diesem Konzert sein Debüt bei der NDR Radiophilharmonie gibt, stand der Dirigent Robert Treviño bereits mehrfach am Pult des Orchesters. Ihr gemeinsamer Blick geht Richtung Osten. Mit dem ersten Violinkonzert von Dmitrij Schostakowitsch und Peter Tschaikowskys "Manfred"-Sinfonie kommen zwei Schwergewichte des russischen Repertoires auf die Bühne des Großen Sendesaals in Hannover.
Ein Werk mit Zündstoff: Schostakowitschs Violinkonzert Nr. 1
Das "Russische" ist aber nur eine äußerliche Gemeinsamkeit der beiden Werke. In erster Linie geht es um das Verhältnis des Einzelnen zu den Vielen, des Künstlers zur Gesellschaft. 1948 wurde Schostakowitsch von der Sowjetführung wieder einmal als Abweichler gebrandmarkt und beruflich kaltgestellt. Da hatte er gerade ein hochbrisantes Stück zum Thema Macht und Unterordnung beendet, das Violinkonzert a-Moll. Immer wieder reibt sich der Solist am Orchester, protestiert, unterliegt und flüchtet zuletzt in Galgenhumor. Erst nach Stalins Tod viele Jahre später konnte das Werk uraufgeführt werden.
Packend und tiefgründig: Tschaikowskys "Manfred"
Um Anpassung und Auflehnung geht es auch in der "Manfred"-Sinfonie von Peter Tschaikowsky. An eine Sinfonie erinnert allerdings nur noch die Folge von vier Sätzen. Abgesehen davon ist "Manfred" eine sinfonische Dichtung nach Lord Byrons gleichnamigem Versepos. In dem von der Gesellschaft geächteten, verzweifelt durch das Gebirge irrenden Manfred fand der Außenseiter Tschaikowsky eine Identifikationsfigur, die ihn zu einer seiner emotionalsten Partituren inspirierte.
Wiedersehen und Premiere
Die Leitung des Konzerts liegt in den Händen des amerikanischen Dirigenten Robert Treviño, der bereits in der Saison 2016/17 als Einspringer bei der NDR Radiophilharmonie überzeugte. Drei Jahre später kam er erneut nach Hannover, inzwischen als Chef des Baskischen Nationalorchesters. Dagegen gibt Augustin Hadelich seinen Einstand bei der NDR Radiophilharmonie - endlich, denn der Deutsche zählt zu den interessantesten und vielseitigsten Geigern seiner Generation. Er widmet sich nicht nur dem klassisch-romantischen Standardrepertoire, sondern hat auch zeitgenössische Violinkonzerte von Adès, Dutilleux und Ligeti auf CD eingespielt.
Moderation: Friederike Westerhaus