NDR Radiophilharmonie
Donnerstag, 20. April 2023, 20:00 bis
22:10 Uhr
Als "Tombeau" bezeichneten französische Komponisten des Barock eine Trauermusik für einen verstorbenen Kollegen. Maurice Ravel widmete einige Jahrhunderte später seinem barocken Landsmann François Couperin mit seinem "Tombeau" eine durchaus vital klingende Suite, ursprünglich für Klavier, später auch in einer Orchesterfassung. Dabei experimentierte er virtuos-spielerisch mit barocken Formen. Ab 1914 komponiert, wurde "Le Tombeau de Couperin" auch zu einem Symbol der gegenwärtigen Trauer: Ravel widmete die einzelnen Sätze den Soldaten aus seinem Freundeskreis, die im Ersten Weltkrieg gefallen waren.
Pralle Lebensfreunde: Ravels Klavierkonzert G-Dur
Ganz anders Ravels 1929 entstandenes G-Dur-Klavierkonzert: Es ist im besten Sinne unterhaltsam - "fröhlich und brillant", nannte der Komponist es selbst. Nach einem lauten Peitschenknall zu Beginn geht es auf ins pralle musikalische Leben. Dabei klingt viel Jazz an, den Ravel zuvor auf einer Amerikareise kennengelernt hatte, und ebenso Melodien aus der baskischen und spanischen Volksmusik. Der zweite Satz ist ein Kontrastprogramm dazu: Er entwickelt sich aus einer lyrischen Melodie, die bewusst an Mozarts Klarinettenquintett erinnert, das "schönste Stück", das er geschrieben habe, fand Ravel. Das Finale wiederum gleicht einen Ritt durch eine Zirkusmanege: aufregend, rasant und schrill. Genau das richtige Werk für den kroatischen Pianisten Dejan Lazić, der mit seiner Klangkultur, Virtuosität und Ausdruckskraft international begeistert.
Brahms' Klavierquartett in sinfonische Form gebracht
Brahms' "fünfte Sinfonie" hat Arnold Schönberg augenzwinkernd die Orchesterfassung genannt, die er 1937 vom g-Moll-Klavierquartett erstellte: entwickelt aus einem Kammermusikwerk, das der in Sachen Sinfonik heftig selbstzweifelnde junge Brahms lange vor der Fertigstellung der ersten seiner vier Sinfonien komponiert hatte. "Streng im Stil von Brahms bleiben und nicht weiter zu gehen, als er selbst gegangen wäre", das war Schönbergs Maxime, als er diesem bereits sehr ausgereiften Brahms'schen Klavierquartett ein sinfonisches Klangdesign maßschneiderte.
Marc Albrecht am Pult
Bei diesem Konzert im Theater Wolfsburg steht Marc Albrecht am Pult der NDR Radiophilharmonie. Er zählt zu den spannendsten Dirigenten der aktuellen internationalen Opern- und Konzertszene. In den vergangenen Jahren war er Musikdirektor des Orchestre Philharmonique de Strasbourg und Chefdirigent der Nederlandse Opera. Er dirigierte Orchester wie die Berliner Philharmoniker und das Concertgebouworkest und war bei den Salzburger sowie bei den Bayreuther Festspielen zu Gast.
Moderation: Stephan Sturm